Projekt 34869/01

Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur Natur Verantwortung

Projektdurchführung

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Bandenburg Gartendirektion
Am Grünen Gitter 7
14469 Potsdam

Zielsetzung

Neben den Veränderungen des Klimas wirken auch gesellschaftliche Veränderungen immer stärker auf die historischen Gärten ein. Anlass für das Forschungsprojekt ist der steigende Nutzungsdruck auf die Stiftungsanlagen, der die Bewahrung des kulturellen Erbes zunehmend erschwert. Immer mehr Menschen besuchen das UNESCO-Welterbe – eine im Grunde positive Entwicklung, die für die Gartendenkmäler jedoch problematisch wird, wenn ihnen Schaden zugefügt wird, auch wenn dies oft unbeabsichtigt geschieht. Das Projekt soll die historischen Gärten und Parks, ihre Bedürfnisse, Potentiale und Grenzen mittels Bildungs- und Vermittlungsformaten für unterschiedliche Zielgruppen in den Fokus rücken. Für den dringend erforderlichen Dialog über die Zusammenhänge von Kultur und Natur, Nutzung und Erhalt, Verantwortung und Wertschätzung bieten die Gärten den idealen Raum.
Inhaltlich richtet sich das Projekt auf die Vermittlung historischer Gärten als kulturelle Konstante in der Gesellschaft. Daher ist ein wesentliches Ziel die Einbindung möglichst vieler unterschiedlicher Zielgruppen und Akteure. Gemeinsam sollen Gartenprojekte entwickelt und umgesetzt sowie Veranstaltungs- und Kommunikationsangebote geschaffen werden, die den Austausch über das Kulturgut "Historische Gärten" fördern. Darüber hinaus sollen die gesellschaftliche Bedeutung und Wertschätzung sowie der sorgsame Umgang mit diesem Kulturerbe gestärkt werden.

Arbeitsschritte

Unter Leitung von Manja Krausche und in Kooperation mit dem Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung IASS, hier Dr. Falk Schmidt, sowie mit Unterstützung der stiftungsinternen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden folgende Arbeitsschritte innerhalb des Projektes umgesetzt:

06.11.2019: Kolloquium: "Nutzung und Gestaltung – Wandel der Gartenkultur und Gesellschaft"
Bei der Auftaktveranstaltung im Kavalierflügel Schloss Glienicke in Berlin waren verschiedene Zielgruppen eingeladen (Potsdamer Bürger*innen, Mitarbeitende der Gärten, Lehrkräfte sowie Potsdamer Vereine und Interessierte aus der Landschaftsarchitektur etc.), mit Expertinnen und Experten zu diskutieren.

24.03.2020: Kolloquium: "Grünes Erbe – Dialogangebote für eine gemeinsame nachhaltige Gartenkultur"
Das 2. Kolloquium sollte den Anstoß für die praktische Umsetzung vielfältiger Dialogangebote zwischen Gärten (SPSG) und Akteuren geben. Ziel war es, Lösungsansätze und Ideen zu den Punkten Wahrnehmung und Vielfalt, Kommunikation und Öffentlichkeit, Bildung und Vermittlung, Nachhaltigkeit und Verantwortung gemeinsam zu entwickeln. Die Veranstaltung musste pandemiebedingt abgesagt werden.

15. und 16.10.2020: Kongress: "Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur – Natur – Verantwortung"
Im Orangerieschloss im Park Sanssouci wurde der abschließende Kongress, angepasst an die Corona-Verordnungen, als hybride Veranstaltung umgesetzt. Via Livestream konnten Interessierte dem Programm folgen und über einen Chat an der Diskussion teilnehmen.

Ende 2021: Buchpublikation "Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur – Natur – Verantwortung" in Deutsch und Englisch, Verlag Schnell & Steiner
Über 90 nationale und internationale Autor*innen unterschiedlichster Disziplinen – u.a. der Wissenschaftsgeschichte, der Philosophie und Geschichte, der Medizin, der Ökonomie, Ökologie und Agrarwissenschaft sowie der Gartendenkmalpflege und Landschaftsarchitektur sind in dem Band vertreten. Aus unterschiedlichsten Perspektiven wird so die gesellschaftliche Relevanz des "grünen Kulturgutes" beleuchtet. Zudem werden verschiedene Dialog- und Vermittlungsformate vorgestellt, die die gesellschaftliche Verantwortung fördern. Unter den Autorinnen und Autoren finden sich zahlreiche Teilnehmende der Veranstaltungen.

2021: Kommunikationsleitfaden
Aufbauend auf den Veranstaltungen sowie der Publikation, wurde ein Kommunikationsleitfaden für die historischen Gärten erstellt, zunächst mit Fokus auf die Stiftungsanlagen in Potsdam, Übertragungen auf andere Gärten sind jedoch denkbar und wünschenswert. Inhaltlich bietet die Broschüre, neben einer Einleitung und einem Ausblick, Empfehlungen und Beispielmaßnahmen für diverse Kommunikationsaspekte bzw. Fragestellungen.

Bildungs- und Vermittlungsformate während der Projektlaufzeit:
Im Rahmen des Pilotprojektes "Zukunft pflanzen – Neues Grün für das Welterbe" wurden Potsdamer Schulkinder verschiedenster Altersstufen in die Stiftungsgärten eingeladen, um mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gartenabteilung Bäume und Stauden zu pflanzen. Die Nachfrage war überwältigend, jedoch konnten pandemiebedingt nicht mehr alle Termine umgesetzt werden. Ziel ist die Vermittlung von Funktion und Wert der historischen Gärten sowie die verstärkte Identifikation mit dem Welterbe. Eine Fortführung des Projektes ist wünschenswert.
Gemeinsam mit der Medienschule Babelsberg wurden im Rahmen eines Schulprojektes Filmbeiträge erstellt, die zum einen das Pilotprojekt "Zukunft pflanzen" dokumentieren, zum anderen das Thema "(Fehl-)Nutzung" behandeln. Ziel war es, neue Kommunikationsformate zu finden, die vor allem jüngere Besucherinnen und Besucher ansprechen. Es entstanden vier Filme, deren Premiere Ende März 2020 aufgrund der Coronapandemie abgesagt werden musste.
Im Vorfeld des Kongresses wurde im September und Oktober 2020 in der östlichen Pflanzenhalle des Orangerieschlosses die Ausstellung "Zu Gast im Orangerieschloss" gezeigt. Die Künstlerin Franziska Klotz sowie die Künstler Hubertus Hamm, Oliver Westerbarkey und Christopher Lehmpfuhl stellten hierfür ihre Werke zur Verfügung, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Mensch-Natur-Verhältnis auseinandersetzen. Die Ausstellung konnte kostenfrei und ohne Anmeldung besucht werden.
Das Studierendenprojekt: "Die Welt im Garten – Aspekte von Weltkultur vermittelt anhand historischer Gärten" der Technischen Universität Berlin befasste sich mit Einflüssen fremder Kulturen auf die Gärten der SPSG und suchte nach Wegen der Vermittlung. So entwickelten die Studierenden im Master Landschaftsarchitektur neben Audioguides, Plakaten und Postkarten auch zwei Handreichungen für weiterführende Schulen, die in der Praxis erprobt werden sollen.


Kulturelles Bildungsangebot "ZUKUNFT PFLANZEN - Neues Grün für das Welterbe"

Ergebnisse

Den Auftakt für das Forschungsprojekt bildete das erste Kolloquium im November 2019. Die Auswahl an Themen und Referierenden und die aktive Zuhörerschaft führten zu einem angeregten Dialog über Wert und Nutzen der Stiftungsanlagen sowie über deren Fortbestand. Das Interesse der Öffentlichkeit wurde geweckt und erste Anknüpfungspunkte mit Institutionen und Beteiligten ergaben sich. Anregungen und Wünsche von Referent*innen und Publikum wurden, sofern realisierbar, in das Forschungsprojekt integriert. Zudem wurden erste Autor*innen für die Publikation gewonnen. Die Fortführung und Vertiefung der Gespräche in Form eines Workshops waren für das zweite Kolloquium geplant, das aufgrund des ersten pandemiebedingten Lockdowns nicht stattfinden konnte.
Der Kongress im Oktober 2020 konnte als Veranstaltung vor Ort nur in sehr reduziertem Rahmen stattfinden, weshalb ein hybrides Format gewählt wurde, das die Beteiligung via Livestream und Chatfunktion ermöglichte. Die einzelnen Veranstaltungspanels wurden nachträglich auf dem stiftungseigenen YouTube-Kanal bereitgestellt. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung wurde diskutiert, wie das Potential der historischen Gärten vermittelt werden kann und wo Anknüpfungspunkte zu verschiedenen Zielgruppen bestehen.
Als Sammlung vielfältiger nationaler und internationaler wissenschaftlicher Perspektiven, aber auch zur Darstellung diverser Bildungs- und Kulturprojekte mit Bezug zu historischen Gärten und Parks, wurde die Publikation "Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur – Natur – Verantwortung" in Deutsch und Englisch veröffentlicht. Sie soll den kulturhistorischen Wert dieser Gartenanlagen vermitteln und gleichzeitig Inspiration für die Auseinandersetzung mit dem "grünen Erbe" bieten.
Kongress und Publikation stellen den wissenschaftlichen Diskurs zum Themenkomplex "Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur – Natur – Verantwortung" vor und tragen die Erkenntnisse in die öffentliche Debatte.

Bildungs- und Vermittlungsprojekte, die im Rahmen des Forschungsprojektes für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt wurden, konnten in kleinem Umfang bis zum Lockdown im März 2020 realisiert werden. Interesse vor allem seitens der Bildungseinrichtungen besteht nach wie vor. Besonders hervorzuheben war die kurzfristige Integration des Studierendenprojektes "Die Welt im Garten". Gemeinsam mit einer Zielgruppe – Studierende der Garten- und Landschaftsarchitektur – wurden Unterrichtsmaterialien für eine weitere wichtige Zielgruppe – Kinder und Jugendliche – in unseren historischen Gärten entwickelt. Durch die aktive Beteiligung der Bevölkerung werden die Wertschätzung für unsere Arbeit generiert sowie der Gemeinsinn in Bezug auf das „grüne Erbe“ gestärkt.

In enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner IASS wurden die Veranstaltungen inhaltlich und hinsichtlich der Umsetzung geplant, Referent*innen ausgewählt sowie durch Dr. Falk Schmidt die Moderation und Diskussionsleitung geleistet. Mitarbeitende des IASS verfassten Publikationsbeiträge und vermittelten weitere Autor*innen für einzelne wissenschaftliche Disziplinen.

Die Erfahrungen und Ideen aus den Veranstaltungen und durchgeführten Projekten wurden abschließend im Kommunikationsleitfaden zusammengefasst. Der Leitfaden ist künftig Arbeitsgrundlage in der SPSG für die Vermittlung und Kommunikation vielfältiger Themen in den historischen Gärten. Mit der Publikation dieser Broschüre ist die Projektarbeit abgeschlossen.

Publikation: Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur - Natur - Verantwortung

Öffentlichkeitsarbeit

Die Veranstaltungen waren für alle interessierten Personen offen, pandemiebedingt musste die Anzahl der Teilnehmenden jedoch teilweise begrenzt werden. Aufzeichnungen und hybride Formate boten hier alternative Angebote zur Teilnahme. Die Auftaktveranstaltung wurde zu Dokumentationszwecken aufgezeichnet. Die einzelnen Panels der Abschlussveranstaltung im Oktober 2020 wurden auf dem YouTube-Kanal der SPSG veröffentlicht.

Sobald die Pandemielage es zulässt, soll die Pflanzaktion "Zukunft pflanzen – Neues Grün für das Welterbe" fortgeführt werden. Die Handreichungen aus dem Studierendenprojekt "Die Welt im Garten" sollen im Anschluss an das Forschungsprojekt an mindestens zwei weiterführenden Schulen erprobt werden und nach erfolgreicher Evaluierung über die SPSG an interessierte Bildungseinrichtungen herausgegeben werden. Über die Verwendung bzw. Veröffentlichung der Dokumentationsfilme, die mit der Medienschule Babelsberg entstanden sind, ist noch zu entscheiden.

Über die Pressestelle der SPSG wurden Pressemitteilungen in örtlichen Tageszeitungen veröffentlicht, in Fachzeitschriften wurden die Veranstaltungen beworben. Auf der stiftungseigenen Homepage wurde über die Veranstaltungen im Speziellen sowie über das Projekt in Gänze berichtet, ebenso auf der Institutshomepage des Kooperationspartner IASS. Das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin berichtete sowohl über die Publikation als auch über den Kongress, verlinkte und bewarb die entstandenen Videos.
Der Verlag Schnell & Steiner sorgte für die Bekanntmachung und Vermarktung der Publikation "Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur – Natur – Verantwortung". Hinweise hierzu gab es zusätzlich in Fachzeitschriften, auf der Stiftungshomepage und bei verschiedenen Institutionen.
Über das Pilotprojekt "Zukunft pflanzen – Neues Grün für das Welterbe" wurde sowohl auf unserer Stiftungshomepage als auch in der Potsdamer Tagespresse berichtet.

Die Studierendenarbeiten zum Projekt "Die Welt im Garten" wurden in einer offenen digitalen Veranstaltung des GartenForums Glienicke vorgestellt. Eine kleine Wanderausstellung mit den entstandenen Plakaten ist ab 2022 in verschiedenen Häusern der Stiftung geplant. Die Handreichungen für Lehrende zum Neuen Garten und zur Pfaueninsel sollen den Schulen kostenfrei über die SPSG zur Verfügung gestellt werden.

Die Ausstellung "Zu Gast im Orangerieschloss" wurde auf den Social-Media-Kanälen der SPSG, der Galerie Kornfeld sowie der beteiligten Künstler*innen angekündigt und beworben. Ein kleiner digitaler Ausstellungsrundgang wurde produziert, der auf der Facebook-Seite der SPSG sowie auf dem Twitter-Kanal der Stiftung veröffentlicht wurde. Außerdem wurde der Videoclip durch die Künstler*innen verbreitet.

Fazit

Die im Förderantrag festgelegten Veranstaltungen – Kolloquium und Kongress – konnten, angepasst an die Umstände der Coronapandemie, zum Großteil durchgeführt werden. Lediglich das zweite Kolloquium musste entfallen. Ein Kommunikationsleitfaden sowie eine Buchpublikation in deutscher und englischer Sprache konnten fristgerecht realisiert werden.
Der Kommunikationsleitfaden wurde zunächst in kleiner Auflage als Broschüre gedruckt, da weitere Abteilungen der SPSG im Förderzeitraum mit der Entwicklung von Bildungsformaten für die Stiftungsgärten begonnen haben. Aus Kostengründen, aber auch für die Wahl eines finalen digitalen Formates ist es sinnvoll, die Fertigstellung dieser weiteren Projekte abzuwarten. Da besonders Beteiligungs- und Bildungsformate während der Projektlaufzeit auf zunehmendes Interesse stießen, wird in diesen Bereichen seitens der SPSG verstärkt weitergearbeitet.
Große Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Vernetzung sowie zur gemeinsamen Entwicklung von Formaten zu unterschiedlichsten Gartenthemen zeigte sich bei Universitäten und anderen Schloss- bzw. Gartenverwaltungen.

Wir sehen das gesamte DBU-Forschungsprojekt als großen Erfolg an. Von wissenschaftlicher Seite ebenso wie von den Zielgruppen gab es eine sehr positive Resonanz. Die einzelnen im Projekt angestoßenen Dialoge und Vermittlungsprojekte sollen künftig fortgeführt und vertieft werden.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

17.12.2018 - 31.08.2021

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz