Alleen als schützenswerte Landschaftselemente ? bundesweite Erfassung und Sicherung von Alleen
Projektdurchführung
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Eberswalde
FG Landschaftsplanung und Regionalentwicklung
Schicklerstr. 5
16225 Eberswalde
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Alleen sind ein einzigartiges Natur- und Kulturgut in Deutschland. Als vernetzende landschaftsbestandteile sind Alleen darüber hinaus für die Biodiversität von großer Bedeutung. Für den in den letzten Jahren beschleunigten Verlust von Alleen an Bundes- und Landesstraßen
wird die praktische Anwendung der 2009 in Kraft getretenen Richtlinie für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme (RPS) mitverantwortlich gemacht. Eine verbesserte Kenntnis über die Alleenbestandsentwicklung und strategische Neupflanzungen, die alters- und straßenbaubedingte Verluste ausgleichen und hierbei Landschaftsschutz und Verkehrssicherheit gleichermaßen berücksichtigen, sind unverzichtbare Bestandteile zukunftsfähiger Schutz- und Erneuerungsstrategien. In einer Sitzung der Parlamentsgruppe Kulturgut Alleen des Deutschen Bundestages am 8. September 2016 wurde daher angeregt, bundeseinheitliche Standards zur Bestandsanalyse sowie Maßnahmenvorschläge zur Sicherung und Erneuerung des Alleenbestandes zu entwickeln (Peters et al. 2019, 2).
Ziel des DBU-Projekts ist es, verschiedene Erfassungsmethoden sowie relevante Argumentationshilfen zum Thema Alleenschutz, Erneuerung und/oder Neupflanzung von Alleen zusammenzustellen sowie auf Basis einer Geodatenverarbeitung Alleen und Baumreihen an Straßen und Wegen im Offenland ab 200 m zu erfassen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAusgangspunkt des Projekts ist eine Masterarbeit (Wilitzki 2017), in der eine Methode zur digitalen Erfassung von Alleen und Baumreihen an Straßen und Wegen im Offenland entwickelt und am Beispiel von Brandenburg bereits erprobt wurde. Im Projekt erfolgte erstmals eine digitale Erfassung mit Lage und Länge aller Alleen in Deutschland auf Basis von Geodaten.
Auf Grundlage aktueller Alleenkartierungen wurde zudem eine bundesweit einheitliche Kartieranleitung erarbeitet. Hierfür wurde eine umfangreiche Literatur- und Dokumentenanalyse sowie die Aufarbeitung bestehender Kartieranleitungen vorgenommen. Damit können zukünftig bundesweit vergleichbare und lückenlose Kartierungen auf regionaler Ebene stattfinden. Sie können das Bild der Alleen in Hinblick unter anderem auf Baumarten, Alter und Vitalität sowie Neupflanzungen und Verluste von Beständen vervollständigen.
Auf Basis von Experteninterviews und weiterer Literatur- und Dokumentenanalysen sowie durch die Vergabe von Abschlussarbeiten und im Austausch mit dem Alleenbeirat erfolgte die Ermittlung
einer einheitlichen Definition für Alleen und Baumreihen,
möglicher Finanzierungsquellen für Alleen und Baumreihen, z. B. aus Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen,
von Richtlinien und Normen zu Alleen und Baumreihen sowie eine Beschreibung,
von Alleen und Baumreihen in den einzelnen Bundesländern in Form von Steckbriefen,
regionaltypischer und klimaresilienter Baumarten und
Aspekte der Neu- und Nachpflanzung von Alleen und Baumreihen.
Die wesentlichen Projektergebnisse wurden in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst.
Ergebnisse und Diskussion
Bei der Bearbeitung des DBU-Projekts konnten zwei wesentliche Ergebnisse erzielt werden.
Das erste Ergebnis ist eine erstmalige Erfassung von Alleen und Baumreihen an Straßen und Wegen in Deutschland. Nach Validierungen dieser mit Alleen- und/oder Baumreihendaten von Behörden verschiedener Bundesländer und mit Hilfe von Vor-Ort-Kartierungen wurde die verwendete Methode angepasst und die Daten erneut ermittelt. Aus diesen konnten zusätzlich Nachpflanzungspotentiale innerhalb von Lücken und die Dichte an Alleen und Baumreihen im Offenland berechnet werden.
Die Analyse des Alleenbestanders lässt große Unterschiede zwischen den Bundeländern erkennen. Auffällig ist ein deutliches Ost-West und ein Nord-Süd-Gefälle. So ist die Alleendichte in Mecklenburg-Vorpommern 10fach höher als in Bayern.
In der Auswertung des Alleenbestandes nach Straßenkategorien zeigt sich außerdem, dass die meisten Alleen an den untergeordneten Straßenkategorien, den Kommunalstraßen und ländlichen Wege stehen. An allen Straßenkategorien ist das Pflanzpotential für Alleen und Baumreihen noch sehr hoch.
Das zweite wesentliche Ergebnis ist der Handlungsleitfaden Alleen und Baumreihen an Straßen und Wegen - Eine Anleitung zur Kartierung, zur Pflanzung und zum Schutz, in dem alle Teilergebnisse des DBU-Projekts aufbereitet wurden. Eingeleitet wird dieser mit einem Überblick über den Alleenbestand in Deutschland, in dem neben der Darstellung des Schutzstatus von Alleen auch die Ergebnisse der Erfassung von Alleen und Baumreihen sowie bespielgebende Alleensteckbriefe aller Bundesländer eingeflossen sind.
Daran schließen sich Ausführungen zur Kartierung von Alleen und Baumreihen an, in denen es sowohl einen Vorschlag für eine bundesweit einheitliche Kartierung als auch eine Kartier- und Entscheidungshilfe für eine luftbildgestützte Erfassung von Alleen und Baumreihen gibt.
In weiteren Kapiteln werden die Besonderheiten der Neu- und Nachpflanzung sowie der Pflege von Alleen und Baumreihen, Finanzierungsmöglichkeiten dieser und behördliche Zuständigkeiten sowie relevante Regelwerke aufgeführt.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Mit Beginn des Projektes begann eine umfangreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Hierbei wurde deutlich, dass das Thema in ganz Deutschland über die Fachpresse hinaus eine hohe mediale Aufmerksamkeit genießt.
Es erschienen Beiträge in den Print- und Onlinemedien, im Fernsehfunk, im Bereich der Socialmedia. Eine Publikation wurde in der Fachzeitschrift Naturschutz und Landschaftsplanung veröffentlicht. Die Projektmitarbeiter*innen besuchten Fachtagungen und hielten Vorträge, in denen das DBU-Projekt und erste Ergebnisse vorgestellt wurden. Auf einer Abschlussveranstaltung am 4.November 2021, die zusammen mit der Brandenburger Alleen-Tagung im November 2021 stattgefunden hat, erfolgte die Präsentation der Ergebnisse.
Fazit
Mit der erstmaligen Erfassung von Alleen und Baumreihen in ganz Deutschland und der Berechnung der Länge von Alleen für die einzelnen Bundesländer an verschiedenen Straßentypen, konnte ein wichtiges Ziel erreicht werden.
Die Einrichtung eines Alleenbeirates hat sich bewährt. Hierüber konnten wichtige Institutionen und Kompetenzträger eingebunden werden. Insbesondere für die Begriffsdefinition und für die Erarbeitung eines bundeseinheitlichen Standards für die Vor-Ort-Kartierung durch regionale Alleeninitiativen sowie für die Auswahl der in Steckbriefen beschriebenen Landschaftsbild prägenden Alleen für 15 Bundesländer war der Alleen-Beirat wichtig.
Weitere für den Leitfaden relevante Themenbereiche wurden durch Literatur- und Dokumentenanalysen sowie studentische Abschluss- und Projektarbeiten bearbeitet.
Politischen Entscheidungsträger werden die Projektergebnisse durch umfangreiche Pressearbeit und durch eine langfristige Bereitstellung der Tagungsbeiträge auf der Projekthomepage zugänglich gemacht (https://www.hnee.de/K6742.htm ).
Fördersumme
110.407,00 €
Förderzeitraum
01.01.2019 - 30.06.2022
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter