Projekt 34810/01

BNTextillabor – Bildung für nachhaltigen Textilkonsum mit positiven Spillover-Effekten durch Realexperimente

Projektdurchführung

Universität Ulm Institut für Nachhaltige Unternehmensführung Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften
Helmholtzstr. 18
89081 Ulm

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Volumen des Modekonsums hat sich in den letzten 20 Jahren etwa vervierfacht. Dies hat eine Vielzahl sozialer und ökologischer Probleme zur Folge. Als ein wirksames Mittel zur Förderung von nachhaltigerem Konsum - auch im Textilbereich - wird Bildung gesehen. Das Ziel dieses Projektes war eine nachhaltige Verhaltensveränderung von Jugendlichen im Modekonsum mit möglichen positiven Spillover-Effekten in andere Konsumbereiche.
Im Rahmen einer transformativen Reallabor-Forschung wurde untersucht, ob dies durch die Beteiligung von SchülerInnen an gemeinsam entwickelten „Realexperimenten“ erreicht werden konnte. Den Beteiligten wurde in theoretischen und praktischen Unterrichtseinheiten Kompetenzen vermittelt, mit denen sie ihr Konsumverhalten hinterfragen und nachhaltiger gestalten konnten. Diese Herangehensweise basiert auf der Förderung einer positiven Einstellung von Jugendlichen in Bezug auf ihren Modekonsum.
Als Zielgruppe des Projektes wurden Jugendliche im Alter von 14 – 17 Jahren identifiziert, da in diesem Alter zunehmend die Verantwortung für den eigenen Konsum übernommen wird, einhergehend mit der Lösung von familiären (Entscheidungs-)Strukturen. Aufgrund der mit dem Alter stetig zunehmenden Kaufkraft der Jugendlichen stehen diese besonders im Fokus großer Textilketten. Hier ist es von Bedeutung, den nicht nachhaltigen Konsumverhaltensmustern mit Bildung für nachhaltige Entwicklung entgegenzusteuern.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Realexperimente, mit denen nachhaltige Handlungskompetenzen für den Alltag erlernt und praktiziert werden können, wurden gemeinsam mit den SchülerInnnen als erste Ideen generiert („Co-Design“). Die Ideen wurden gemeinsam ausprobiert und in Form von Realexperimenten (z.B. ein Angebot zur Reparatur und Verschönerung von Kleidung oder Erstellen eines Instagram-Profils zum Verkauf von Second Hand Mode) implementiert („Co-Production“) und anschließend gemeinsam evaluiert („Co-Evaluation“), um mögliche Verbesserungen anzuregen und umzusetzen.
Die Erarbeitung der Realexperimente als Lehr- und Lernmethoden wird als neue und innovative Herangehensweise in der Entwicklung zu einer problemlösungsorientierten Lernumgebung für nachhaltiges Verhalten gesehen.



Ergebnisse und Diskussion

Nach einem erfolgreichen Projektbeginn im August 2019 musste der Zeitplan und Ablauf des Projektes aufgrund der pandemiebedingten Schulschließungen ab März 2020 und im Winter 2020/2021 mehrmals angepasst und umstrukturiert werden. Trotzdem konnte viele Ziele im Projekt erreicht werden, wie z. B. die Erstellung eines sehr detaillierten, interaktiven Guidebooks mit begleitender Website. Zudem ist, als Anpassung an die veränderte Situation, umfangreiches, online frei zugängliches Lehr- und Lernmaterial für alle interessierten Schulen und Lehrkräften entstanden.
Das Projekt BNTextillabor wurde trotz der Einschränkungen erfolgreich abgeschlossen. Durch die veränderten Bedingungen wurde die Flexibilität des Konzeptes bereits während der Entstehungsphase erprobt.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Um eine gute Außenwirkung zu erzielen und ein einheitliches Kommunikationskonzept zu entwickeln, wurden ein Projektlogo mit Corporate Identity sowie eine Website : https://www.uni-ulm.de/bntextillabor mit detaillierten Informationen zum Ziel und Ablauf erstellt. Dies ermo?glicht es Interessierten - ob Eltern oder Lehrkra?ften - einen Einblick in das Projekt zu erhalten.
Um die Zielgruppe der Jugendlichen auch u?ber Soziale Medien zu erreichen, wurden sowohl ein Instagram als auch ein Facebook Account eingerichtet. Diese informierten und dokumentierten, welche Themen im Projektverlauf besprochen wurden.

Während des Projektes wurden weitere, vielfältige Möglichkeiten genutzt, um das BNTextillabor in der interessierten Öffentlichkeit und vor wissenschaftlichem Publikum zu präsentieren:

• Wissenschaftliche Konferenzen:
o Iran, S., Hirscher, A. (2020): “Consumer‘s responsibility and education for sustainable consumption with a real-world laboratory approach”, International Conference on Polycontextural Spatial Arrangements, Berlin.
o Iran, S., Hirscher, A., Schrader, U., Mu?ller, M. (2020) "Education for Sustainable Fashion Consumption with Positive Spillover Effects through Real-Life Experiments", SCORAI Conference, Boston.
o Iran, S., Hirscher, A. (2020) "Bildung fu?r nachhaltigen Modekonsum durch Realexperimente", HackYourFashion Online-Hackathon, Berlin.
• Seminar „Transformative Lehr- und Lernmethode fu?r Bildung fu?r nachhaltigen Konsum“ (4 SWS) wurde im Wintersemester 2020/2021 fu?r Lehramtsstudierende der TU Berlin angeboten
• Präsentation auf der BYTE Challenge (März-Juni 2021) mit 2 Lernvideos auf Youtube
• Zweiteiliger Online-Workshop im Rahmen der GATWU-Jahrestagung „50 Jahre Lehrkra?ftebildung in der Arbeitslehre“, TU Berlin, 23. September 2021 für Lehrende, MultiplikatorInnen sowie interessiertes Fachpublikum
• Geplant für Anfang 2022: Seminar Lehrkräfte-Fortbildung für FachmitarbeiterInnen des Faches Textiles Gestalten aus Bayern in Dillingen an der Akademie fu?r Lehrerfortbildungen.



Fazit

Wir bewerten das Potential, dass Realexperimente für die Anwendung als aktiver Lehr- und Lernansatz bieten, der auf transdisziplinären und transformativen Forschungs- und Lernpraktiken aufbaut, als positiv. Er weist den Lernenden eine aktive Rolle als Teil einer Gemeinschaft innerhalb verschiedener Interessengruppen zu. Lernende und Lehrende werden ermutigt, durch Co-Design in den Ideenfindungsprozess nach alternativen Konsummöglichkeiten einzutauchen. Die daraus resultierenden, potenziellen Lösungen bilden zusammen mit praktischem Wissen für den Alltag die Grundlage, aktive AkteurInnen des Wandels zu werden.
Die Erkenntnisse aus dem BNTextillabor haben neben Chancen auch Herausforderungen im Schulalltag aufgezeigt. Dazu zählen Zeitmangel und mangelnde Flexibilität in den Einrichtungen. Begrenzte Kenntnisse der Lehrkräfte oder die Herausforderung zu lernen, wie man sich beteiligt, können Prozesse erschweren. Diese Herausforderungen sind nicht nur auf das Realexperiment als Methode beschränkt, sondern weisen vielmehr auf wichtige Potenziale für den Wandel in Bildungseinrichtungen und Unterrichtsansätzen hin.
Die Erprobung der Methoden in den Schulen hat zudem aufgezeigt, wie die Motivation der Lernenden sich durch praktische Erfahrungen steigerte, Peer-to-Peer- und Erfahrungslernen wurden durch Teamarbeit und ein gemeinsames Ziel erleichtert. Das Lernen in der realen Welt ermöglichte, den abgegrenzten Rahmen der Schule zu überschreiten. Diese Erkenntnisse ermutigen nicht nur zur weiteren Erforschung und Anwendung von Realexperimenten an verschiedenen Schultypen, sondern zeigen auch, dass Lehrkräfte als MultiplikatorInnen für eine Bildung für Nachhaltige Entwicklung mit innovativen, transformativen Lehr- und Lernmethoden ausgebildet werden müssen.

Übersicht

Fördersumme

278.508,00 €

Förderzeitraum

01.08.2019 - 31.10.2021

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation