Projekt 34730/01

Szenario-basierte Umweltbildung zu den Raumforderungen erneuerbarer Energien unter Nutzung neuer Medien – Machbarkeitsstudie

Projektdurchführung

Pädagogische Hochschule Heidelberg Institut für Naturwissenschaften, Geographie und Technik Abteilung Geographie
Czernyring 22/11 - 12
69115 Heidelberg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Rahmen des Projekts „Sustainable Development Goals und Landnutzungskonflikte“ (SDG:LaNuKon) soll das Verständnis für die nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 gefördert werden. Diese führen zu räumlichen Auswirkungen, die teilweise zueinander im Widerspruch stehen. Unter besonderer Berücksichtigung der erneuerbaren Energien als Entwicklungsziel sollen diese Widersprüche problemori-entiert und an praxisnahen Beispielräumen in Form eines Serious Games interaktiv thematisiert werden. Ziel des Projektes SDG:LaNuKon ist es, sowohl zu Zielen im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als auch zu Ausbildungs- und Qualifizierungszielen einschlägiger Studiengänge beizutragen. Dies geschieht durch die Lernerfahrung, die im zum entwickelnden Tool gemacht werden kann. Durch die Dar-stellung aktueller Landnutzungs- und Energieversorgungsstrukturen wird ein Verständnis von lokalem Handeln und globalen Auswirkungen vermittelt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMit der Entwicklung des Lerntools in Form eines Serious Games sollen verschiedene globale Lernzie-le/Richtziele erreicht werden. Diese stellen den ersten Schritt der Operationalisierung des Projektziels dar und werden anschließend mit der Formulierung der Grob- und Feinziele spezifiziert. Die Richtziele beziehen sich auf mehrere Bereiche: zuerst auf die Bewusstseinsbildung für die Relevanz erneuerbarer Energien mit Bezug auf die Sustainable Development Goals und deren Zielkonflikte, instrumentalisiert durch die Darstel-lung und die Ausgestaltungsmöglichkeiten der Energieversorgungsstrukturen in einem begrenzten Zielraum. Ferner wird dadurch das Verständnis für die Ursache-Wirkungs-Beziehungen des lokalen Handelns auf glo-bal wirksame Folgen vermittelt. Dafür notwendig ist eine Potenzialanalyse des Zielraums und anderer SDG-relevanter Interessen, um verschiedene mögliche Szenarien der Ressourcennutzung abzubilden. Dadurch erfahren die Anwendenden, wie einerseits das regionale Potenzial genutzt und andererseits welche externa-lisierten Auswirkungen durch Entscheidungsspielräume modifiziert werden können. Die interaktiven und multiperspektivischen Aushandlungs- und Meinungsbildungsprozesse durch die Miteinbeziehung verschie-dener Stakeholder dienen dabei als Grundlage für die Entscheidung der Spielenden, die wiederum verschie-dene Konsequenzen nach sich ziehen. Im Anschluss werden die beobachteten Konsequenzen aus ethischer Perspektive diskutiert. Alle Richtziele stehen miteinander in reziproker Beziehung.
Bei der Umsetzung der Lernziele, ergo bei der Lernmethode, handelt es sich um ein sog. digitales Serious Game, also ein computergestütztes Spiel, das sich von reinen Unterhaltungsspielen v.a. darin unterscheidet, dass es ein oder mehrere Lernziele verfolgt.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen des Umsetzungskonzepts wird die Machbarkeit des Serious Games abschließend bewertet, wobei Aufwand und Nutzen gegenübergestellt werden.
Für das Serious Game haben sich verschiedene Anwendungskontexte und damit auch Zielgruppen als realisierbar erwiesen: der unterrichtliche Kontext für gymnasiale Oberstufenschüler/innen, Studierende, sowie einschlägig interessierte Besucher/innen von Umweltbildungszentren. Durch diese diversen Ein-satzmöglichkeiten erfährt das Spiel eine breite Dissemination. Besonders im schulischen Kontext kann es fächerübergreifend angewandt werden. Explizite Bezugsmöglichkeiten finden sich in den Fächern Geogra-phie, Ethik und Gemeinschaftskunde. Durch die Funktion des Spiels als Tool zur Förderung von Bildung für nachhaltige Entwicklung allgemein kann aber auch ein Einsatz in weiteren Unterrichtsfächern kontext-abhängig erfolgen.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie hat sich gezeigt, dass das ursprüngliche Konzept, die Realität mög-lichst nah wiederzugeben, teilweise schwer oder nicht umzusetzen ist bzw. gar nicht sinnvoll hinsichtlich der Lernziele erscheint. Die Datenverfügbarkeit ist ein zentraler limitierender Faktor. Gleichzeitig bedeutet ein Mehr an Daten nicht unbedingt ein gesteigertes Lernergebnis. Im Gegenteil: durch eine reduzierte Komplexität kann der Fokus bewusst auf als zentral erachtete Aspekte des Ausbaus und der Nutzung er-neuerbarer Energien gelegt werden. So trägt das Datenkonzept dazu bei, dass das Lernspiel im Rahmen eines gerechtfertigten Aufwands entwickelt und gleichzeitig das bestmögliche Lernergebnis erreicht wer-den kann.
Das Ziel des Simulationstools soll die Erstellung eines Instruments zur Bewusstseinsbildung und Förde-rung von Entscheidungskompetenz von Schüler/innen und anderen Zielgruppen für die Nachhaltigen Ent-wicklungsziele (SDG), insbesondere für das Umsetzungspotenzial erneuerbarer Energien sein. Diese Stärkung der Entscheidungskompetenz fördert sowohl das Umweltbewusstsein der SuS, als auch deren Sach- und Handlungskompetenz in Umweltthemen. Das Serious Game trägt also dazu bei, dass SuS zu-kunftsfähige umweltfreundliche Entscheidungen über Landnutzungenarten fällen und die Konsequenzen für Stakeholder nachvollziehen und bewerten können. Die SuS erhalten Kenntnis darüber, inwiefern und mit welchen Nebenwirkungen die Ziele der Energiewende durch die genannten erneuerbaren Energien realisiert werden können. Dabei spielen Artenvielfalt und Klimaschutz genauso eine Rolle wie landwirt-schaftliche Tragfähigkeit bzw. Ernährungssicherungsfragen, soziale Gerechtigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Energieversorgung. Letztere Interessen müssen im Einklang im ersteren getroffen werden, um nach-haltig Wohlstand, Versorgung und Generationengerechtigkeit zu gewährleisten. Denn für eine ganzheitli-che Betrachtung sind die Fragen der Energiewende nicht ausschließlich wirtschaftlicher und umwelttechni-scher, sondern auch ethischer Natur. In diesem Dreieck bewegen sich die Haltungen unterschiedlicher Akteure, die zu den Eckpunkten dieser Zusammenhänge in Relation setzen müssen (vgl. BERR 2018: 57).


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Da es sich um eine Machbarkeitsstudie handelte, stand die Öffentlichkeitsarbeit nicht im Fokus dieses Projekts. Im Verlauf der Projektumsetzung fanden zwei Workshops mit Expertinnen und Experten statt, bei denen intensiv über die Umsetzungsideen diskutiert wurden und die Ergebnisse bei der weiteren Entwick-lung mit aufgenommen wurden.


Fazit

Dem Ausbau Erneuerbaren Energien und im Zuge der Energiewende, weg von fossilen Energieträgern und Atomkraft und für den Klimaschutz, kommt eine zentrale Rolle zu. Anders als bei herkömmlicher Energieer-zeugung in Großkraftwerken, wird die Energie aber bei der Nutzung von Wind, Sonne und Biomasse dezent-ral erzeugt und bedarf daher größerer Flächen. Der damit verbundene Flächenverbrauch steht oft in Konflikt zu anderen Landnutzungsformen – entsprechende gesellschaftliche und politische Diskurse sind die Folge.
Das im Rahmen des Projektes konzipierte Lernspiel kann substanziell dazu beitragen, diese Flächennut-zungskonflikte sichtbar zu machen, unterschiedliche Nutzungsalternativen zu entwickeln und beurteilen, um so modellhaft nachhaltige Lösungen für den Ausgleich unterschiedlicher Interessen und damit Nutzungsan-sprüche für verschiedene Szenarien des Ausbaus erneuerbarer Energien zu simulieren. Das hierzu entwi-ckelte Konzept eines interaktiven Lernspiels trägt dabei auch maßgeblich zur Förderung der von den Verein-ten Nationen im Jahr 2015 mit der Agenda 2030 definierten 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG) bei.
Eine Umsetzung des im Rahmen dieser Machbarkeitsstudie konzipierten Lernspiels in Form eines immersi-ven, digitalen Serious Game würden notwendige Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen maßgeblich fördern. Die im Rahmen des Projekts „Landnutzungskonflikte Erneuerbare Energien – Szenario-basierte Umweltbildung zu den Raumanforderungen erneuerbarer Energien unter Nutzung neuer Medien“ durchge-führte Studie hat dabei gezeigt, dass die Umsetzung des hierzu entwickelten Methodik-didaktischen Kon-zepts einen wertvollen und wichtigen Beitrag für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele auf lokaler Ebene leisten kann und ist durchweg auf positive Rückmeldung gestoßen.

Übersicht

Fördersumme

119.615,00 €

Förderzeitraum

02.05.2019 - 30.04.2021

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung
Umweltkommunikation