Projekt 34370/01

Wassermanagement für Feuchtwiesen im Zeichen des Klimawandels

Projektdurchführung

Naturschutzbund Deutschland (NABU) e. V. NABU-Institut für Vogelschutz Naturschutzzentrum Bergenhusen Michael-Otto Institut im NABU
Goosstroot 1
24861 Bergenhusen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Ziel des Projektes ist es, optimale Lösungen für die Bewässerung von Feuchtwiesen, sei es durch die einfache Rückhaltung des Wassers oder durch die künstliche Zufuhr des Wassers, zu erreichen, die langfristig ein wirkungsvolles Management eines Feuchtwiesenschutzgebiets für Wiesenvögel er-lauben. Das Projekt soll insbesondere verhindern, hinsichtlich der Bewässerung Fehlentscheidungen (zu lange oder zu intensive Bewässerung) zu treffen, die langfristig negative Folgen für das Manage-ment eines Gebietes haben können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Literaturrecherche
2. Felderhebungen:
Benthosorganismen
Regenwurmproben
Arthropoden (Laubsauger-Methode)
Vegetationserfassungen
Futterwertanalyse (externes Labor)
Bodenanalyse (externes Labor)
Experimentelle Bewässerungen
3. Befragung der Pächter von Feuchtwiesen
4. Befragung von Wassermanagement-Experten
5. Workshop (online)



Ergebnisse und Diskussion

Die drei Nahrungsorganismen-Gruppen – Arthropoden, Benthos und Bodenlebewesen – reagieren un-terschiedlich auf die Einstaumaßnahmen. Benthos-organismen profitieren von hohen Wasserständen, hingegen Bodenlebewesen wie Regenwürmer und Schnakenlarven tolerieren längere Überstauzeiten nicht. Die Arthropoden zeigen keinen eindeutigen, direkten Effekt der Einstaumaßnahmen, sind aber in höherer Vegetation zahlreicher als in kürzerer. Dementsprechend hat die Einstaumaßnahme, durch das verlangsamen des Aufwachsens der Vegetation, indirekt auch einen Effekt auf die Arthropoden. Wie-senvögel nutzen gerne kurzrasige Bereiche als Brutplatz, somit hat der Wassereinstau auch hier posi-tive Auswirkungen. Aus der Sicht der Nahrungsverfügbarkeit wäre also ein Mosaik an nassen und tro-ckenen Bereichen ideal für Wiesenvögel, sowohl als Nahrungshabitat als auch Bruthabitat.
Durch die langsamer aufwachsende Vegetation haben Landwirte/Pächter auf eingestauten Flächen Ein-bußen bei der Futtermenge zu verzeichnen, jedoch nicht bei der Futterqualität. Auch die Befahrbarkeit wird aber durch den Wassereinstau verschlechtert. Da eine Nutzung unabdingbar für Wiesenvögel ist, muss entweder angepasste Technik zum Einsatz kommen oder Nässe tolerante Weidetiere eingesetzt werden. Höhere Wasserstände auf Niedermoorstandorten wirken sich positiv auf die Treibhaus-gasemissionen und die Bodensackung aus, ein weiterer Grund für höhere Wasserstände. Mit dem fort-schreitenden Klimawandel werden auch Trockenphasen öfter auftreten und somit wird auch die Land-wirtschaft von höheren Wasserständen profitieren können.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation


Neben dem Online-Workshop an der IWSG-Conference 2021 (international wader study group) mit 80 Teilnehmenden wurde (wird) das Projekt bzw. die Ergebnisse an folgenden Veranstaltungen präsentiert.

- Vorstellung des Projektes an der IWSG-Conference 2019 in Morecambe UK mit einem Poster:
„Water management of wet meadows under climate change – Boost Wader Chick Food – a project presentation“.

- Vorstellung des Projektes (unter anderen Themen) an einer digitalen „Vorlesung“ im Seminar Principles in Ecology an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Januar 2021, „Wader conservation and good agricultural practice“

- Einladung zu einem Vortrag an der Brandenburgischen Akademie „Schloss Criewen“ zum Thema „Wiesenbrüter – ein hoffnungsloser Fall?“, wurde von 2021 auf 2022 verschoben.

- Ergebnispräsentation an der EOU (European Ornithologists´ Union) 2022 in Gießen, D mit einem Poster: „The wetter the better? Impact of water management on prey availability for wet grassland breeding waders“.





Fazit

Grundsätzlich sind höhere Wasserstände und teilweise überstaute Bereiche im Grünland förderlich für Wiesenlimikolen. Wasserflächen/Blänken welche bis ins späte Frühjahr hinein erhalten werden können, dienen vor allem den Küken als Nahrungsgebiet. Die höheren Wasserstände verlangsamen auch das Vegetationswachstum, was wiederum förderlich ist für Bodenbrüter wie den Kiebitz. Zuviel Wasser (Überstauzeiten von über 4 Monaten) kann aber auch negative Auswirkungen haben vor allem auf die Bodenlebewesen wie Regenwürmer und Schnakenlarven, wichtige Nahrungsorganismen von den Wie-senlimikolen. Eine topografische Heterogenität durch die sich überstaute/nasse und trockene Bereiche abwechseln ist ideal für Wiesenvögel, da sich so Brut- und Nahrungshabitat in direkter Nachbarschaft finden.
Die Wasserverfügbarkeit, sowie die Bodenverhältnisse beeinflussen die Möglichkeiten der Bewässe-rung sowie der Wasserhalte-Kapazitäten, dementsprechend sind lokal angepasste Maßnahmen zwin-gend. Das verlangsamte Vegetationswachstum wirkt sich negativ auf die Futtermenge für Raufutter-verzehrer aus. Pächter/Landwirte haben auf überstauten, nassen Flächen Einbußen in der Futtermenge und der Befahrbarkeit, jedoch keine oder nur geringe bei der Futterqualität.
Höhere Wasserstände wirken sich positiv auf die Treibhausgas-Emissionen sowie Bodensackungen auf Niedermoorstandorten aus, ein positiver „Nebeneffekt“ auch im Sinne der Landwirte.

Übersicht

Fördersumme

124.971,00 €

Förderzeitraum

01.10.2018 - 31.12.2021

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik