Projekt 33793/01

Tagfaltererfassung mit Bürgerbeteiligung – Citizen Science im Örsg Nationalpark (Ungarn)

Projektdurchführung

Wildtierland Hainich gGmbH Geschäftsführung
Schloßstr. 4
99820 Hörselberg-Hainich

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In Ungarn war das bürgerlich Engagement in Form von Citizen Science kaum bekannt. Daher war Ziel für den ungarischen ?rség Nationalpark und die umliegenden Natura 2000-Gebiete ein Netzwerk von qualifizierten jugendlichen Freiwilligen aufzubauen, die unter fachlicher Betreuung Daten zu den dortigen Tagfalterpopulationen erfassen. Aus den erhobenen Daten sollten Schutzmaßnahmen abgeleitet und naturschutzgerechte Landnutzungsperspektiven festgelegt werden. Darüber hinaus wurde angestrebt, den in Ungarn kaum bekannten Begriff Citizen Science als Form ehrenamtlich wissenschaftsnahen
Engagements einzuführen und in ganz Ungarn publik zu machen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAn Bildungseinrichtungen wurden Informationsveranstaltungen zum Thema durchgeführt und dabei SchülerInnen mit den jeweiligen LehrerInnen gezielt angesprochen. Im Anschluss erfolgten für die verbleibenden Interessierten Lehrgänge zur Ausbildung und eine permanente Betreuung durch die Mitarbeiter des ?rség Nationalparks bei den Erfassungen der Tagfalter auf den ausgewählten Flächen. Sogenannte Tagfalter-Transekte wurden ausgewiesen, welche von den Freiwilligen gezielt nach einem bestimmten Schema kontrolliert wurden. Zwei Workshops zum Wissenstransfer der ungarisch-deutschen Projektpartner konnte durchgeführt werden. Dabei wurde das europäische Monitoring-Konzept des „Butterfly Conservation Europe“ vorgestellt. Eine projektbegleitende Arbeitsgruppe in Ungarn wurde gegründet und tagte regelmäßig um eine permanente Anpassung der erhobenen Daten auf das Nutzungsmanagement der entsprechenden Tagfalterflächen zu gewährleisten. Ein Abschlussworkshop erbrachte die direkte Ansprache und Präsentation der Ergebnisse, vor allem auch an weitere ungarische Nationalpark Verwaltungen. Eine Dauerausstellung zum Thema wurde konzipiert. Die zur Eingabe der Monitoringdaten bestimmte Homepage www.lepke-halo.hu wurde erstellt und online geschaltet. Neben der Onlineplattform wurde
auch eine Applikation kreiert und in Betrieb genommen. Mit ihrer Hilfe können die im Feld erfassten Daten leicht übertragen und in die Datenbank der Nationalpark Verwaltung weitergeleitet werden.


Ergebnisse und Diskussion

Die Vorhabensdurchführung konnte den gesetzten Zeit- und Arbeitsplan erfüllen und an 21 Bildungseinrichtungen (mit 1.187 SchülerInnen und LehrerInnen) Informationsveranstaltungen zum Thema durchführen. Die Werbeaktionen brachten 32 motivierte AkteurInnen hervor, die im Anschluss an einer weiteren Qualifizierung teilgenommen haben. Mit den gewonnenen Freiwilligen wurden zuerst Probeflächen und dann auswählte Transekte (insgesamt 17) begangen und Tagfaltererfassungen vorgenommen. Spezielle Freiwilligentage und –aktionen wurden regelmäßig für die TagfaltererfasserInnen und ihren Familien
arrangiert, um ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln. Zum Ende des Projektes blieben 24 TagfaltererfasserInnen aktiv. Im Verlauf der ersten Feldsaison 2018 wurden insgesamt 313 Individuen aus 43 Tagfalterarten erfasst und fotografiert. Dabei konnten bereits 15 geschützte Arten, darunter zwei Natura 2000-Arten, der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) und der Große Feuerfalter (Lycaena dispar) nachgewiesen werden. Am Ende der Feldsaison 2019 waren gesamt 78 Tagfalterarten erfasst. Das Flächenmanagement wurde dem Artbestand angepasst und in ein allgemeines Landnutzungskonzept integriert. Das erste Treffen der deutsch-ungarischen Projektpartner fand vom 26. bis 29 Mai 2018 in Deutschland zur Know-How Vermittlung statt. Das zweite Treffen wurde im Rahmen eines internationalen Workshops vom 30. bis 31. März 2019 in Ungarn durchgeführt, mit ReferentInnen aus vier Ländern (Ungarn, Deutschland, Österreich, Niederlande). Ergebnis des Workshops war u.a. die Anpassung der ungarischen Tagfaltererfassung an dem europäischen Monitoring Konzept des Butterfly Conservation Europe. Über die Homepage von Butterfly Conservation Europe steht nun ein Tagfalter-Erfassungsleitfaden in ungarischer Sprache zur Verfügung. Im Sommer 2019 konnten jugendliche TagfaltererfasserInnen aus Ungarn an dem internationalen Jugend-Workcamp in Deutschen teilnehmen. Auch hier war die Tagfaltererfassung ein Schwerpunkt. Hierzu wurde eine englische Broschüre kreiert.
Während der Projektlaufzeit hat sich gezeigt, dass auch die beste App ihre Anwendungsgrenzen, wenn die Kenntnisse des Anwenders begrenzt sind. Hier wird künftig noch mehr in die Ausbildung der Freiwilligen investiert werden müssen. Auch wenn fehlende Kenntnisse durch intensive Betreuung seitensdes Fachpersonals rasch und gut ergänzt und die TeilnehmerInnen so in die Lage versetzt wurden auf ähnliche Art in den Transekten aktiv zu werden, so muss doch betont werden, dass profunde Kenntnisse über Falter nur über lange und intensive Ausbildung erlangt werden kann. Hier waren dem Projekt deutliche Grenzen gesetzt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Zum Start des Projektes wurde ein eigenes Logo mit dem Projektnamen "Lepke-háló" („Schmetterlingsnetz“) kreiert, Werbeposter und –flyer wurden geschaffen, die gezielt durch die Medien publiziert, an Veranstaltungen präsentiert und über die Nationalpark Homepage eingestellt wurden. Über den Ablauf und die Möglichkeit der aktiven Teilnahme am Projekt wurde kontinuierlich in öffentlichen Medien berichtet.
Durch die geschaffene Dauerausstellung ist eine langfristige Möglichkeit gegeben, das Thema und den Naturschutzgedanken an die Bevölkerung zu vermitteln.


Fazit

Der ?rség Nationalpark wird weiterhin die geschaffenen Strukturen betreuen, die Daten auswerten und gegebenenfalls das Nutzungsmanagement anpassen. Während der Projektlaufzeit hat sich gezeigt, dass vor allem auch SeniorInnnen eine gute Zielgruppe für die Ansprache vom ehrenamtlichen Engagement ist. Dies soll noch ausgebaut werden. Weitere Workshops und Arbeitstreffen sind zu dem Thema in Ungarn geplant.

Übersicht

Fördersumme

153.311,00 €

Förderzeitraum

13.10.2017 - 31.12.2019

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Naturschutz
Umweltkommunikation