Projekt 33320/01

Einrichtung des Nationalparkzentrums Schwarzwald – Dauerausstellung mit dem Titel „Eine Spur wilder“

Projektdurchführung

Nationalparkverwaltung Schwarzwald
Schwarzwaldhochstr. 2
77889 Seebach

Zielsetzung

Anlässlich der Gründung des Nationalparks Schwarzwald im Jahr 2014 beschloss die Baden-Württembergische Landesregierung, am Ruhestein in Baiersbronn ein neues Besucherzentrum zu errichten. Es dient als zentrale Anlaufstelle im Park und enthält eine neue Dauerausstellung auf einer Fläche von rund 1.000 qm. Das von 1.7.2016 bis 30.6.2023 laufende DBU-Förderprojekt umfasste die Umsetzung des Ausstellungskonzepts einschließlich einer Evaluation und einer Filmdokumentation.

Mit der Ausstellung verfolgt der Nationalpark das Ziel, die Besucherinnen und Besucher für die wilder werdende Natur zu begeistern, Denkanstöße zu geben und sie zu motivieren, den Park mit seinen weitläufigen Wäldern, Feuchtheiden, Karseen und Blockhalden selbst zu entdecken.
Dabei geht es zum einen darum, das Verständnis der Besuchenden für natürliche Zusammenhänge und für Abläufe der Lebensgemeinschaften im Wald zu stärken. Zum anderen soll der Nationalpark als Lernort für Nachhaltigkeit, Suffizienz und für die Vermittlung einer Ethik der Zurückhaltung dienen. Das schließt auch ein Verständnis für Ziele und Maßnahmen des Naturschutzes sowie eine Sensibilisierung für die Schutzwürdigkeit und gleichzeitige Schutzbedürftigkeit der Natur ein. Dies soll emotional, aber ohne erhobenen Zeigefinger und im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt werden. Ein weiterer Grundgedanke dabei ist, den Nationalpark und die Ausstellung für alle, also möglichst barrierefrei, erlebbar zu machen.

Arbeitsschritte

Für die Umsetzung des Ausstellungskonzepts wurde ein Projektteam installiert, das sich aus der Leitung des Nationalparks, der Leitung des Fachbereichs „Besucherinformation“ sowie den beiden Leiterinnen des Sachbereichs „Besucherzentren“ zusammensetzte. Koordiniert durch die mit der Planung und Umsetzung der Ausstellung beauftragte Agentur, wurde das Ausstellungsprojekt unter Einbindung weiterer Fachleute genauer ausgearbeitet. Wichtige Rückkopplungen zum Konzept erfolgten dabei mit dem eigens dafür eingerichteten wissenschaftlichen Beirat. Da in der Ausstellung verschiedene gebäudetechnische Elemente platziert und untergebracht werden mussten, fanden zudem kontinuierliche Absprachen mit dem Architekturplanungsteam statt. Mit der Erstellung der Ausstellungskulisse und der einzelnen Exponate wurden auf die jeweiligen Gewerke spezialisierte Fachfirmen beauftragt.

Der Entwicklungsprozess der Ausstellung wurde von zwei Studentinnen der Hochschule Offenburg begleitet, die im Rahmen ihrer Masterarbeit einen Dokumentarfilm über das Projekt drehten. Dabei nahmen sie sowohl die Gestaltungs- und Szenografieplanung in den Blick, als auch die weiteren Beteiligten wie Naturfilmer, Präparatoren, Animationsfilmer, Illustratoren und die DBU. Die einzelnen Phasen der Konzeptentwicklung, Diskussionsprozesse, die Produktion der Exponate und der Ausstellungsaufbau sind dadurch anschaulich dokumentiert. Seit der Eröffnung der Ausstellung läuft der 27-minütige Film kostenfrei in Dauerschleife im Kino des Nationalparkzentrums und erreicht auf diese Weise zahlreiche Besucherinnen und Besucher.

Um die Qualität der Ausstellung sicherzustellen, waren drei Evaluationsbausteine integraler Bestandteil der Ausstellungskonzeption:
1. eine begleitende formative Evaluation während der Entwicklung der Exponate und Texte,
2. eine Testphase der fertiggestellten Ausstellung vor ihrer Eröffnung,
3. eine summative Evaluation im laufenden Betrieb.
Die Ergebnisse der ersten beiden Bausteine waren eine wichtige Grundlage für die Ausarbeitung und Erprobung der Exponate. Die abschließende summative Evaluation fand von Januar bis November 2022 in acht über das Jahr verteilten Erhebungswellen statt. Insgesamt wurde die Ausstellung im Evaluationsjahr von 49.870 Personen besucht. Aus der Befragung stehen 2.245 gültige Datensätze von Personen ab 14 Jahren zur Verfügung.

Ergebnisse

Das neue Nationalparkzentrum besteht aus langen, übereinander liegenden Riegeln, die an Totholzstämme erinnern. Es wurde so in den Wald eingepasst, dass möglichst wenig Bäume weichen mussten und fügt sich in die Umgebung ein, als hätte es schon immer hier gestanden. Auch im Inneren entsteht der Eindruck, mitten im Wald zu sein.

Die Dauerausstellung befindet sich in drei Riegeln des im Herbst 2020 fertiggestellten Gebäudes. Sie beginnt mit einer Preshow, in der die Gäste auf das Thema eingestimmt werden. Anschließend betreten sie den ersten Riegel, in dem die Ausstellungsthemen „Zeit“, „Kommunikation“, „Stoffflüsse“ und „Vielfalt“ verortet sind. Der Raum enthält die Szenerie eines sommerlichen Waldes mit einer großen, umgestürzten Tanne und vier Dioramen. Im Laufe einer halben Stunde verändert sich die Beleuchtung im Riegel, wodurch ein verkürzter Tag-Nacht-Rhythmus entsteht. Interaktive Exponate und digitale Infostelen ergänzen die Atmosphäre und geben vertiefende Informationen.
Der erste Abschnitt endet mit einem virtuellen Überflug über den Nationalpark, den die Gäste mit Hilfe ihrer Körperbewegungen steuern können.

Im zweiten Riegel werden zunächst die Landschaftstypen im Nationalpark thematisiert. In interaktiven, durch Animationen ergänzten „Lebensraumbüchern“ lassen sich die Besonderheiten typischer Lebensräume wie Feuchtheiden, Wasserfälle und Karseen entdecken. Darauf folgen drei Abschnitte, in denen die Jahreszeiten in den Höhenlagen des Schwarzwaldes und die Anpassungen der Tiere und Pflanzen daran erlebbar gemacht werden.
In den zweiten Riegel ist auch ein Citizen Science-Projekt integriert. Mit Hilfe der App „PhänoWatch“ können alle Interessierten ausgewählte Beobachtungen von Tieren und Pflanzen in der Nationalparkregion melden. Anhand einer Visualisierung der Daten in der Ausstellung wird deutlich, welche mit dem Klimawandel zusammenhängenden Veränderungen in der Nationalparkregion bereits zu beobachten sind.

Der dritte Riegel gibt Einblick in „die unsichtbare Hälfte“: das oft unbekannte Leben unter der Erde. Die Besuchenden begegnen hier übergroßen Exponaten winziger Lebewesen, können aus einem Luftbild stufenlos in ein Moospolster hineinzoomen, gelangen in einen Raum mit endlosen Pilzmyzelien und haben die Möglichkeit, lebende Bärtierchen zu beobachten.
Der abschließende Epilog nimmt die Gäste mit auf eine Reise durch die ganze Welt, auf der die Vernetzung der vielfältigen Ökosysteme spürbar wird und die zum Nachdenken anregen.

Öffentlichkeitsarbeit

Der Nationalpark bewirbt das neue Besucherzentrum einschließlich der Ausstellung sowohl über seine Homepage als auch über eine aktive Presse- und Social Media-Arbeit. In Presseartikeln, die zum einen auf vom Nationalpark initiierte Pressegespräche zurückgehen, zum anderen eigenständig von Journalisten angefragt werden, wird das Zentrum immer wieder in verschiedenen regionalen und überregionalen Printmedien vorgestellt. Auch im SWR-Fernsehen wurde wiederholt berichtet.
Die „Phänowatch“-App wird vor allem über das in der Ausstellung befindliche Exponat und über die Webseite des Nationalparks bekanntgemacht.

Im Jahr 2023 rechnet der Nationalpark Schwarzwald mit rund 60.000 Besucherinnen und Besuchern der Dauerausstellung.
Die summative Evaluation im Jahr 2022 zeigte, dass die Ausstellung vor allem eine überregionale Bevölkerung primär aus Baden-Württemberg (85 %) erreicht hat. 28 % dieser Besucherinnen und Besucher wohnten im Umkreis von 50 km. Ausländische Gäste wurden zu 5 % angetroffen; sie stammten zumeist aus Frankreich, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz.

Homepage Nationalpark Schwarzwald

Fazit

Die Ausstellung richtet sich an alle Interessierten. Für den Nationalpark eröffnet sie auch ein weites Feld, seine Outdoor-Angebote für Schulklassen und Kindergärten mit Indoor-Aktivitäten zu verknüpfen. Insbesondere bietet die Ausstellung zahlreiche Ansätze zur Stärkung des vernetzten und vorausschauenden Denkens, des wertebasierten und eigenständigen Handelns, des Umgangs mit Komplexität sowie der Fähigkeit zum Perspektivwechsel.

Durch die Förderung durch die DBU konnte die Ausstellung auf einem Qualitätsniveau umgesetzt werden, das mit den dem Nationalpark zu Verfügung stehenden Mitteln nicht möglich gewesen wäre. Dies betrifft sowohl den Einsatz moderner Technik in der gesamten Ausstellung, als auch die Umsetzung einzelner Exponate.

Wie die summative Evaluation im Jahr 2022 zeigte, ist die Hochwertigkeit der Exponate ein entscheidender Baustein für die Faszination und die Begeisterung der Gäste für die Ausstellung. Sie tragen daher maßgeblich zum Erfolg des Hauses bei.
Insgesamt waren die Bewertungen der Ausstellung fast durchweg positiv: 96 % der Befragten bewerteten sie mit „sehr gut“ oder „gut“. Eine deutliche Mehrheit der Gäste hielt einen weiteren Besuch der Ausstellung für sehr wahrscheinlich und fast 100 % würden Dritten einen Besuch empfehlen.
Zu einzelnen Exponaten und zur Infrastruktur gab es auch kritische Rückmeldungen. Sie sind wichtig, um entsprechende Verbesserungen in die Wege zu leiten. Damit wurde im November 2023 bereits begonnen.

Übersicht

Fördersumme

972.500,00 €

Förderzeitraum

01.07.2016 - 30.06.2023

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umweltkommunikation