Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen – Errichtung eines landesweiten Netzwerkes
Projektdurchführung
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) e. V.
Landesverband Thüringen e. V.
Trommsdorffstr. 5
99084 Erfurt
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Land Thüringen hat erhebliche Defizite im Rahmen der Umsetzung von Natura 2000 im Bundesvergleich. Um diesen Zustand zu verbessern, wurden landesweit 12 Natura-2000-Stationen eingerichtet. Das Kompetenzzentrum soll den Aufbau des Netzwerkes Natura-2000-Stationen koordinieren und die Zusammenarbeit der Stationen landesweit in enger Abstimmung zwischen staatlicher Naturschutzverwaltung und ehrenamtlichen Trägern steuern. Dabei werden die Stationen durch zielgerichtetes Management unterstützt, um zur Verbesserung der Erhaltungszustände von Lebensraumtypen und Artvorkommen des Netzwerkes Natura 2000 beizutragen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Arbeitsschritte richten sich nach dem Projektantrag und gliedern sich in fünf Teilbereiche: Koordination, Kommunikation, Konzeption, Qualifikation und Evaluation.
Koordination: Hauptaufgabe des Kompetenzzentrums war die Koordination der Arbeiten der Natura-2000-Stationen. Vor allem in der Anfangsphase war das Kompetenzzentrum als Koordinationsstelle und Service-Einrichtung für das Netzwerk unabdingbar. Neben der Beratung der Stationen zu fachlichen- und verwaltungstechnischen Fragen spielte auch die Organisation von Natura-2000-Stationsmeetings als zentrale Austauschplattform des Netzwerkes eine Rolle. Zudem wurde der Austausch mit politischen MandatsträgerInnen fokussiert und eine Abschlussveranstaltung mit deutschlandweitem Publikum organisiert.
Kommunikation: die Verbesserung der Kommunikation von Natura 2000 dient zum einen zur positiven Verankerung des Begriffs in der Bevölkerung sowie zum Abbau von Vorurteilen, vornehmlich der LandnutzerInnen, gegenüber den Richtlinien. Dies wurde zum einen durch die Erstellung von Präsentationsmaterialien wie Broschüren oder einer Website erreicht sowie durch öffentlichkeitswirksame Aktionen wie die Prämierung von Natura-2000-LandwirtInnen. Auch ein regelmäßiger Newsletter sowie Publikationen waren Bestandteil des Kommunikationskonzeptes. Ein Parlamentarischer Abend diente zudem dazu, dass Erreichte den politischen MandatsträgerInnen aufzuzeigen und für das Netzwerk und dessen Erfolge zu werben.
Konzeption: Es fehlte insbesondere bezüglich des Einsatzes von Fördermitteln an einer Priorisierung der Natura-2000-Schutzgüter in Thüringen. In Zusammenarbeit mit dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz wurde diesem Sachverhalt entgegengewirkt. Mithilfe von ExpertInnen-Workshops für alle Arten und LRT der FFH-Richtlinie wurde zunächst eine landesweite Priorisierung durchgeführt, welche in einem Prioritätenkonzept für die Natura-2000-Schutzgüter in Thüringen mündete. Dieses Konzept kann als Richtschnur für die Maßnahmenplanung der Natura-2000-Stationen dienen, um den Sorgenkindern der FFH-RL besondere Beachtung in der Maßnahmenplanung zu schenken. Das Konzept liegt für Thüringen erstmalig vor.
Qualifikation: Die Kolleginnen und Kollegen aus den Natura-2000-Stationen bringen unterschiedlichste Kenntnisse mit sich. Daher wurden vom Kompetenzzentrum gemeinsam mit Partnern Weiterbildungsveranstaltungen zu spezifischen Themen durchgeführt. Ebenso wurden Bausteine für einen Natura-2000-Manager-Lehrgang konzipiert und testweise erprobt. Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Stationen wurden qualifiziert, sondern auch weitere Partner des Netzwerkes wie Umwelt- oder Landnutzerverbände. Zudem wurden thüringen- und bundesweite Veranstaltungen organisiert und durchgeführt mit TeilnehmerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Evaluation: Die Natura-2000-Stationen haben zahlreiche Projekte initiiert. Eine Auswahl dieser wurde gebündelt in einer Broschüre publiziert. Diese gibt nicht nur Hinweise für die Umsetzung in Thüringen, sondern kann aufgrund ihres Aufbaus auch anderen Bundesländern Hinweise für die Umsetzung von Natura 2000 geben.
Ergebnisse und Diskussion
In der ersten Phase des Projektes ist es gelungen, das Netzwerk der Natura-2000-Stationen in die Thüringer Naturschutzlandschaft zu integrieren. Dabei konnte sich das Kompetenzzentrum Natura -2000-Stationen als zentraler Ansprechpartner und Service-Einrichtung etablieren, sowohl für die Natura-2000-Stationen selbst als auch für andere Naturschutzakteure wie Behörden oder Verbände. Es wurden zentrale Fragestellungen aufgegriffen, mit den entsprechenden Einrichtungen besprochen und eine Lösung herbeigeführt, beispielsweise durch die Anpassung von Förderrichtlinien. Die Funktion des Kompetenzzentrums als Service-Einrichtung und Koordinierungsstelle hat die Vernetzung der Stationen untereinander und mit anderen PartnerInnen deutlich vereinfacht. Dass es einer solchen Koordinierungsstelle bedarf, zeigen die zahlreichen positiven Resonanzen aus Naturschutzverwaltung und Ehrenamt sowie die intensive Inanspruchnahme des Kompetenzzentrums durch PartnerInnen des Netzwerkes.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Um eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation durchzuführen, wurden eine Website sowie Präsentationsmaterial erstellt. Durch ein einheitliches Auftreten nach außen wurde das Netzwerk der Natura-2000-Stationen positiv in der öffentlichen Wahrnehmung verankert. Hierzu zählt auch eine aktive Pressearbeit. Zu den Publikationen zählen neben den Präsentationsmaterialien in Form von Flyern und zwei Broschüren auch Artikel in Fachzeitschriften. Die Arbeiten des Kompetenzzentrums und des Netzwerkes im Allgemeinen wurden zudem in zahlreichen Bundesländern vorgestellt und dienten als positives Beispiel für eigene Überlegungen der Länder. Die Vorreiterrolle Thüringens in der Umsetzung von Natura-2000 wurde erkennbar und stieß über die Landesgrenzen auf breites Interesse.
Fazit
Wenn ein Bundesland in kurzer Zeit neue Strukturen wie die Natura-2000-Stationen schafft und Fördermittel für die Umsetzung von Natura 2000 zur Verfügung stellt, braucht es eine zentrale Koordinierungsstelle wie das Kompetenzzentrum Natura-2000-Stationen. Der Abschlussbericht legt dar, wie das Kompetenzzentrum neben fachlichen Hilfestellungen auch verwaltungstechnische Fragen klärt und die Bekanntheit und damit verbundene Akzeptanz von Natura 2000 stärkt. Eine solche Einrichtung ist bundesweit einmalig und stößt auch weit über Thüringen hinaus auf breites Interesse. Dass die Umsetzung von Natura 2000 nur gemeinsam gelingen kann, zeigt zum einen die Trägerschaft des Kompetenzzentrum in Form der GbR bestehend aus dem BUND Thüringen e. V., dem NABU Thüringen e. V. und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege sowie die sehr gute Zusammenarbeit mit Fachbehörde und Ministerium. Durch die Verankerung der Natura-2000-Stationen und des Kompetenzzentrums Natura 2000-Stationen im Thüringer Gesetz zur Neuordnung des Naturschutzrechts im Juli 2019 wird die als Modellprojekt begonnene Arbeit des Kompetenzzentrums Natura 2000-Stationen dauerhaft rechtlich gesichert.
Fördersumme
371.853,00 €
Förderzeitraum
08.12.2015 - 29.02.2020
Bundesland
Thüringen
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation