Forschung-Umweltbildung-Naturschutz: Mit FUN in die Wildnis
Projektdurchführung
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Zoologisches Institut und Museum
Angewandte Zoologie und Naturschutz
Loitzer Str. 26
17489 Greifswald
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
In den Bereichen Wissenschaft, Umweltbildung und Naturschutz sind sowohl hauptberufliche, professionelle Personen als auch ehrenamtliche Bürger*innen tätig. Letztere können einen erheblichen Teil an Arbeit in den vorgenannten Bereichen leisten, wenn sie gut eingebunden werden und im Austausch mit den Profis stehen. Ein Beispiel dafür sind ehrenamtlich tätige Freizeitforscher*innen (Citizen-Scientists), die mit Wissenschaftler*innen in universitären Einrichtungen zusammenarbeiten. Ziel des Projektes Forschung. Umweltbildung. Naturschutz Mit F.U.N. in die Wildnis ist es, mit Hilfe von gezielten Maßnahmen, die drei Bereiche Forschung, Umweltbildung und Naturschutz eng miteinander zu verzahnen. Zentrale Säulen sind dabei die Etablierung der Citizen-Science-Station in Wooster Teerofen (Naturpark Nossentiner/ Schwinzer Heide, Meck-lenburg-Vorpommern), eine wissenschaftlich fundierte Naturschutzforschung im Sinne von Citizen Science, universitäre und schulische Lehre, sowie Umweltbildung - vor Ort und online im Internet sowie angewandte Naturschutzmaßnahmen. Im Rahmen der Citizen Science und Umweltbildung werden am Beispiel von Fledermäusen Erwachsene und Kinder - von der Vorschule bis zum Gymnasium und sogar bis zur Universität angesprochen und in den angewandten Naturschutz und die Forschung in der Naturschutzbiologie eingebunden. Auf diese Weise wollen wir die öffentliche Unterstützung und das Engagement für den Erhalt der Biodiversität in Schutzgebieten sowie in Nutz-landschaften fördern.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNeben den Freilandarbeiten zur Entwicklung der Citizen-Science-Station und der Ein richtung gezielter Naturschutz und Forschungsmaßnahmen war während des gesamten Projektzeitraumes die online gestützte Umweltbildung und Bürgerbeteiligung in die lau fende Forschung integraler Bestandteil des Projektes. Folgende Arbeitsschritte wurden im Verlauf des Projektes umgesetzt: 1) In dem Gebiet um die Forschungsstation Wooster Teerofen fanden zahlreiche Natur schutzmaßnahmen statt, auch in Ergänzung mit anderen Fördermitteln des Natur parks. 14 ehemalige Militär-Bunker, die bereits vor dem Projekt zu Winterquartieren umgebaut worden waren, wurden weiter für Fledermäuse optimiert, mehrere neue Fledermauskasten-Reviere eingerichtet und Umweltbildungsmaßnahmen wie ein Fledermauspfad neu entwickelt. Die für winterschlafende Fledermäuse umgebauten Bunker wurden mit Projektmitteln technisch so ausgerüstet, dass die Aufnahme der Forschungsdaten für das Citizen-Science-Projekt weitgehend automatisiert erfolgt. Einige Daten wurden durch Studierende, die ihre Abschlussarbeiten im Projektgebiet machen, gewonnen. Weitere Daten wurden durch Unterstützer-Institutionen und eh renamtliche Fledermausschützer zur Verfügung gestellt. 2) In Zusammenarbeit mit einer professionellen IT-Firma wurde eine Online-Plattform (www.fledermausfun.de) erstellt, von F.U.N. Mitarbeiter*innen gepflegt und über den gesamten Projektzeitraum weiterentwickelt. Diese Homepage bietet überregional ei ner breiten Öffentlichkeit Zugang zu Bildungsangeboten wie kostenlosem Unter richtsmaterial, Infos und Termine zu Exkursionen in die Citizen-Science-Station und allgemein Wissenswertes über Fledermäuse. Außerdem beinhaltet sie das integrierte Citizen-Science-Projekt, an dem sich Bürger*innen aktiv an Forschungsprojekten be teiligen können. 3) Das Bildungsangebot richtet sich an alle Altersklassen, hierbei wurde eng mit Päda gog*innen und Schulen kooperiert. Zu diesem Zweck wurden in den ersten Pro jektphasen praxisbezogene, didaktisch fundierte Lerninhalte für Klassen unterschied licher Schulformen und Jahrgangsstufen in Mecklenburg-Vorpommern und Bayern entwickelt und getestet. Es gab auch Schulungen für Lehrkräfte. In der letzten Pro jektphase wurde dieses Lehrmaterial weiter beworben und verbreitet. Darüber hinaus wurden die Materialien insbesondere im Zusammenhang mit dem Heimunterricht auf grund der Schulschließungen in der Corona-Krise als nützlich erkannt und dement sprechend beworben. 4) Ein weiterer Focus des Projekts liegt auf der Beteiligung von Bürger*innen am For schungsprozess (Citizen Science). Dazu wurden auf der F.U.N.-Webpage verschie dene Forschungsprojekte dargestellt und Daten daraus zur Verfügung gestellt. An hand dieser Daten bot sich für Citizen-Scientists die Möglichkeit, aktiv Datenanalyse zu lernen, eigene oder beispielhafte Fragestellungen zu beantworten und sich an re aler universitärer Forschung zu beteiligen. Es gab hierbei verschiedene Datentypen und Schwierigkeitsstufen, um ein möglichst breites Spektrum von Bürgen anzuspre chen. Anschließend wurden die Projekte evaluiert und das vielversprechendste Pro jekt, die Bestimmung von Fledermausarten auf Fotofallenbildern, identifiziert. Dieses Projekt wurde fokussiert und weiterentwickelt, um einen leichten Zugang und Bedie nung für möglichste viele Citizen-Scientists zu ermöglichen. 5) Im F.U.N.-Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen weiterhin in Handlungsempfeh lungen an Waldeigentümer und Waldnutzer und in konkrete Naturschutzmaßnahmen münden. Derzeit wird ein mit dem BfN abgestimmtes Konzept für die Naturerbe-Flä che Bossow erstellt und erprobt. 6) Eine breite Öffentlichkeitsarbeit über das Projekt wurde über zahlreiche Veröffentli chungen in verschiedenen Medien realisiert. Darüber hinaus wurde das Projekt noch gezielter in der deutschen Fledermausszene (ehrenamtliche und berufliche Fleder mausschützer*innen) bekannt gemacht. Des Weiteren findet derzeit eine Überset zung der Webseite ins Englische statt, so dass F.U.N. nun auch für ein nicht-deutsch sprachiges Publikum verfügbar ist.
Ergebnisse und Diskussion
Seit dem Projektstart wurden alle Zielsetzungen des Projektes bearbeitet, entspre chende Methoden angewandt und Maßnahmen zur Erfüllung der Ziele umgesetzt. 1) Die Forschungsstation in Wooster Teerofen wurde zur Citizen-Science-Station wei terentwickelt und etabliert. Die optimierten Bunker und aufgehängten Fledermaus kästen werden von Fledermäusen angenommen und besiedelt. Die automatisierte Aufnahme der Forschungsdaten erfolgt durch verschiedene spezielle Instrumente. So werden in Fledermauskästen und Winterquartieren Fledermäuse, die zuvor mit Hilfe von Microchips (RFID-tags) individuell markiert wurden, automatisch registriert. Mit Hilfe von Lichtschranken und Fotofallen werden zudem alle Fledermäuse erfasst, die in die Winterquartiere einfliegen. Miniatur-Datenlogger messen Temperatur- und Luftfeuchtigkeit in den Quartieren. Sogenannte Batlogger nehmen automatisiert Fle dermauslaute auf. Es wurden und werden somit wertvolle Forschungsdaten gene riert, die für Citizen-Science und Abschlussarbeiten der Universität Greifswald Ver wendung finden. 2) Die Homepage www.fledermausfun.de wurde stets gepflegt und mit Hilfe von ge wonnenen Erkenntnissen stetig weiterentwickelt. Nachdem verschiedene Datenty pen zur Analyse angeboten wurden, stieg die Anzahl der Anmeldungen stark an. Die Abbrecherquote war jedoch sehr hoch. Daraufhin wurde von uns eine Evaluierung des Projektes durch die Citizen-Scientists in Form einer Online-Umfrage durchge führt. Anhand der Ergebnisse dieser Umfrage wurde der Fokus auf das Fotofallen projekt gelegt, da hier das größte Potential bzw. Interesse/Spaß der Citizen-Scientists liegt und auch die wertvollsten Daten generiert werden. In Zusammenarbeit mit einem durch das Land Mecklenburg-Vorpommern geförderten Projekt (siehe auch Punkt 4) wurde ein weltweit neuartiges Fotobestimmungswerkzeug entwickelt, das es ermög licht, Fledermausarten auf den Fotos aus den Fotofallen zu bestimmen. Hierzu wurde eine spezielle Online-Maske und ein Bestimmungsschlüssel entwickelt. Die Optimie rung führte zu einem starken Anstieg der Teilnehmerzahlen (aktueller Stand: Insge samt 141 Personen auf der Webseite angemeldet). Im Zuge der Corona-Pandemie wurde das Fotobestimmungswerkzeug auch im Rah men der digitalen Lehre der Universität Greifswald verwendet. Mit Hilfe der Bewer tungen und Ideen der Studierenden wurde das Bestimmungstool weiter verbessert und ist nun voll einsatzfähig. Durch die neu eingebaute englische Variante der Web seite wird nun auch internationalen Teilnehmern der Zugang ermöglicht. 3) Die Unterrichtskonzepte für Kindergärten und Schulen aller Schularten (Grund-, Haupt-, Real-, Regionalschule und Gymnasium) wurden weiter beworben, indem wir in der lokalen Presse und auch per Email vom F.U.N.-Projekt berichteten. In Zusam menarbeit mit der Universitätsleitung wurde an einer Kooperation mit den MINT Schulen in Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet, bei der auch F.U.N. eingebracht wurde. Als die Schulen während des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 schließen mussten, wurden die FUN-Schulmaterialien noch einmal verstärkt beworben, da diese sich hervorragend für den Heimunterricht eignen. Hausanschrift: Domstraße 11, 1. Eingang Zi. 5-28a 17487 Greifswald Büro: Maria-Petra Müller-Lüdenscheid +49 (0) 3834 86 1100 Mo 8-12:30, Di, Mi 13:30-17, Fr 8-11 Internet: www.uni-greifswald.de Telefon-Zentrale +49 (0) 3834 86 0 4) KI versus Mensch: F.U.N. wurde mit dem durch die Landesexzellenzinitiative MV geförderten DIG-IT-Forschungsprojekt verknüpft, in dem in unserer Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut in Rostock an einem Computer-Algo rithmus arbeitet, der die Fledermausarten auf den Fotofallenfotos automatisch be stimmt. Dies passt sehr gut zum Citizen-Science-Projekt, so dass wir den Algorithmus hinsichtlich Schnelligkeit und Genauigkeit bei der Fotobestimmung mit den Ergebnis sen der Teilnehmer*innen vergleichen können.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Es fanden weitere Vorträge im Rahmen von Tagungen, Fledermausnächten, an Schulen, online oder in universitären Lehrveranstaltungen statt, bei denen F.U.N. vorgestellt wurde. F.U.N. sollte bei der EXPO 2020 in Dubai ausgestellt werden (über die facts and fiction GmbH). Diese Messe wurde aufgrund der Corona-Krise jedoch auf 2021 verschoben, so dass das bereits erstellte Exponat im nächsten Jahr dort ausgestellt wird (hierbei ist die englische Version der Webseite ebenfalls von Vorteil). Des Weiteren wurde die Deutsche Fledermauswarte e.V. als Kooperationspartner gewonnen, die F.U.N. auf ihrer Webseite bewirbt und im bundesweiten Newsletter (Fledermauskundliche Mitteilungen) über das Projekt informiert. Es sind darüber hinaus voraussichtlich 2 wissenschaftliche Veröffentli chungen zum Citizen Science Projekt für 2021 geplant.
Fazit
Im Rahmen der Projektlaufzeit haben wir unser Projektziel, eine enge Verbindung der drei Komponenten Forschung, Umweltbildung und Naturschutz voll und ganz erreicht. Durch die Etablierung der Citizen-Science-Station in Wooster Teerofen ist ein Anlaufpunkt für Wissen schaftler*innen, Fledermausexpert*innen und Citizen-Scientists entstanden, wo For schungsprojekte, Umweltbildungsmaßnahmen sowie viele Naturschutzmaßnahmen umge setzt werden. Diese Station wird auch in Zukunft durch Studierende und Mitarbeiter*innen der Universität Greifswald, regionale Schulen, den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide und ehrenamtliche Fledermausschützer*innen genutzt. Des Weiteren ist eine Online-Plattform einstanden, die über das Projekt informiert, freies Lehrmaterial für Schulen, Bürger*innen und Universitäten zur Verfügung stellt und über ein funktionierendes Online-Citizen-Science-Projekt verfügt, das ebenfalls für alle Altersklassen und Erfahrungsstufen nutzbar ist. Nachdem die Teilnehmerzahlen am Anfang gering waren, vervielfachten sie sich im Zuge der Optimierung der Webseitenfunktion. Das Citizen-Sci ence-Projekt wird weiter fortgeführt, um weitere Forschungsdaten zu sammeln und den Ci tizen Scientists weiter Spaß am Fledermäuse bestimmen zu bereiten. Die Lehrmaterialien wurden weniger als erwartet angenommen. Gut funktioniert hat die Nut zung der Materialien in Verbindung mit den Exkursionen in die Umgebung der Citizen-Sci ence-Station. Die Materialien werden zukünftig weiter beworben und auch für ehrenamtliche Fledermausschützer für Öffentlichkeitsarbeitszwecke zur Verfügung gestellt, denn dafür sind die Materialien auch gut geeignet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ende der Finanzierung nicht das Projektende bedeutet. Vielmehr ist im Rahmen der Finanzierungszeit der Aufbau und die Etablierung des Projektes Mit F.U.N. in die Wildnis gelungen, so dass der Weiterbetrieb (z.B. der Citi- Hausanschrift: Domstraße 11, 1. Eingang Zi. 5-28a 17487 Greifswald Büro: Maria-Petra Müller-Lüdenscheid +49 (0) 3834 86 1100 Mo 8-12:30, Di, Mi 13:30-17, Fr 8-11 Internet: www.uni-greifswald.de Telefon-Zentrale +49 (0) 3834 86 0 zen-Science-Station und der Webseite) durch die Zusammenarbeit den Naturparks Nossen tiner/Schwinzer Heide und die Universität Greifswald für die nächsten Jahre gesichert ist. Mittelfristig ist unser Ziel neue Fördermittel bei geeigneten Stiftungen, bzw. über das Land Mecklenburg-Vorpommern einzuwerben, um das Projekt auch langfristig weiterführen zu können.
Fördersumme
389.951,00 €
Förderzeitraum
01.03.2017 - 31.12.2020
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation