Erprobung von Reinigungsverfahren für biozidfreie Unterwasserbeschichtungen an Sportbooten in Modellregionen: Unterweser, Dümmer, Ratzeburger See
Projektdurchführung
LimnoMar
Labor für Limnische und Marine Forschung
Duvenwischen 4
22359 Hamburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Auf Grund der Gewässerbelastung durch Antifoulingbiozide sind biozidfreie Techniken und Verfahren zum Bewuchsschutz an Bootsrümpfen von besonderer Bedeutung. Eine Variante besteht in dem Einsatz von abriebfesten Hartbeschichtungen, welche in notwendigen Intervallen im Wasser am Liegeplatz durch die Eigner selbst gereinigt werden können. Da rund zwei Drittel aller Sportboote in Deutschland im Süßwasser liegen, erscheint es ratsam, sich zunächst auf dieses Einsatzgebiet für Reinigungsverfahren zu konzentrieren. In einem 2013 beendeten Forschungsprojekt konnten verschiedene Reinigungsverfahren und Beschichtungen auf ihre Eignung untersucht werden. In diesem Projekt kommen zwei handgeführte Reinigungsgeräte in vier verschiedenen Süßgewässern an mehreren Bootstypen zum Einsatz. Ziel ist es, die Praxistauglichkeit der Geräte, den Reinigungserfolg und den Grad der Gewässerbelastung festzustellen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenTeilnehmer waren u. a. Bootseigner des Seglervereins Wakenitz am Ratzeburger See, Bootseigner der Seglervereinigung Hüde am Dümmer, die Jugendabteilung der Vereinigung Hanseaten aus Hasenbüren sowie eine Bootseignerin vom Zeuthener See. Die Versuchsboote wurden komplett entschichtet und mit einer reinigungsfähigen Beschichtung versehen. Dabei handelt es sich zum einen um das Produkt CleanTec, eine von der Lackfabrik Wohlert in Bremen Ritterhude entwickelte und für das Projekt zur Verfügung gestellte Epoxidbeschichtung, zum anderen um eine Epoxidbeschichtung der Firma Epifanes. Die Boote wurden während der Saison 2015 in selbst gewählten Abständen abhängig vom Grad des Bewuchses mehrfach gereinigt. Als Reinigungsgeräte kamen das Tausendbein (Tau mit Reinigungsborsten) und der Big Easy Cleaner (Reinigungspad am Stiel) zum Einsatz. Am Ende der Segelsaison wurden qualitative und quantitative Bewuchsanalysen durchgeführt. Um eine mögliche Gewässerbelastung durch den abgereinigten Bewuchs gegenüber dem Verzicht auf den Biozideinsatz zu bewerten, wurde das LLUR-SH als beratende Behörde für die gesetzlichen Aspekte einbezogen. Daher wurde zu Beginn des Projekts eine Veranstaltung über die rechtlichen Aspekte einer Rumpfreinigung im Wasser durchgeführt mit Beteiligung von Unteren Wasserbehörden und Bundesbehörden.
Ergebnisse und Diskussion
Die angewendeten Reinigungsintervalle lagen zwischen zwei und zwölf Wochen. Es wurde deutlich, dass sich Bewuchsentwicklung und Bewuchsdruck an den Standorten unterschieden. Am Dümmer und am Ratzeburger See hatte sich bis zum Ende der Saison nur ein dünner Biofilm auf den Versuchsbooten entwickelt, obwohl z. T. nur einmal während der ganzen Saison gereinigt wurde. An der Unterweser wurden die beiden Segelboote zwei bzw. drei Reinigungen unterzogen, bei denen der Biofilm nicht vollständig abgereinigt werden konnte. Nach 148 Tagen im Wasser bestand dort der Bewuchs aus einem dichten Biofilm und Grünalgen. Hier erwiesen sich Reinigungsintervalle von vier Wochen geeignet, um eine Bewuchsentwicklung nicht über das Stadium eines Biofilms hinaus entstehen zu lassen. Die Versuche haben damit gezeigt, dass der Einsatz von biozidfreien Beschichtungen plus Reinigung im Süßwasser anstatt des Einsatzes von biozidhaltigen Antifoulingbeschichtungen gut möglich ist. Die neu entwickelten, reinigungsfähigen Hartbeschichtungen haben sich während der Versuche bewährt und erleichterten durch Additive eine Reinigung. Eine optimale Reinigung ist immer im Biofilmstadium zu empfehlen, da sie dann noch am einfachsten und problemlos im Wasser vorzunehmen ist. Ab der Bildung einer Makrofoulinggemeinschaft mit hartschaligem Bewuchs wie den Zebramuscheln, wie sie am Versuchsboot im Zeuthener See entstanden ist, war das Reinigen erschwert und der Bewuchs konnte nicht ausreichnd entfernt werden. Der Makrobewuchs konnte entstehen, weil das Reinigungsintervall krankheitsbedingt auf vier Monate anstieg.
Von den eingesetzten Reinigungsgeräten eignete sich das Tausendbein sehr gut für Jollen mit Rundspant und aufholbarem Schwert. Bei anderen Rumpfformen wurden nicht alle Flächen erreicht. Deshalb bietet sich das Tausendbein dann nur bei geringem Bewuchsdruck an. Beim Einsatz des Big Easy Cleaners (BEC) zeigten sich teilweise Mängel in der Handhabung, die Form des Pads wurde als zu schmal und lang eingestuft, um bestimmte Passagen reinigen zu können. Idealerweise funktioniert er auch nur auf Rundspantern. Bei geringem Bewuchsdruck zeigte er bei anderen Rumpfformen aber auch ausreichende Reinigungsergebnisse.
Die Gewässerbelastung durch Reinigung im Wasser lag zwischen 6,2 und 83 g pro 10 m²-Boot, solange die Reinigung im Biofilm-Stadium durchgeführt wurde. Am Dümmer und am Ratzeburger See ist der Bewuchs allgemein so gering, dass die Gewässerbelastung durch den abgereinigten Bewuchs zu vernachlässigen ist. Deshalb bietet sich dort die Reinigung auf biozidfreien Beschichtungen als Alternative zu biozidhaltigen Antifoulingbeschichtungen besonders an. Am Ratzeburger See gilt ja bereits ein Einsatzverbot für biozidhaltige Beschichtungen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Projektergebnisse wurden auf Veranstaltungen des Deutschen Motor Yachtverbands, Anhörungen des Umweltbundesamts, auf der Bootsmesse Hanseboot 2015 und in Segelvereinen am Dümmer vorgestellt.
Fazit
Eine Rumpfreinigung auf reinigungsfähigen, biozidfreien Hartbeschichtungen mit Antihaft-Eigenschaften ist im Süßwasser als eine aussichtsreiche Bewuchsschutzalternative anzusehen. Die getesteten Reinigungsgeräte sind teils nur für bestimmte Boote geeignet, teils noch verbesserungsbedürftig. Hier liegt noch großes Potenzial für Neuentwicklungen, die den verschiedenen Rumpftypen und den örtlichen Bedingungen angepasst sein sollten. Zudem ist aus den bisherigen Erfahrungen auch eine Reinigung an Land eine denkbare Alternative, soweit ein kostengünstiger Kran zur Verfügung steht. Eine Reinigung mit normalem Wasserdruck und einem Schwamm wird häufig ausreichend sein. Da keine Biozide abgewaschen werden, kann auf die Errichtung eines Waschplatzes mit Auffangsystem für die Biozide verzichtet werden. Das Auffangen des Waschwassers in einer Plane mit Ablauf und eine Grobfiltration wird als ausreichend erachtet, um den entfernten Bewuchs anschließend als Haus- oder Biomüll zu entsorgen.
Fördersumme
87.572,00 €
Förderzeitraum
01.01.2015 - 31.12.2015
Bundesland
Hamburg
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik