Projekt 32330/01

Naturschutz in Intensivgrünland-Regionen – Biotoptopverbund am Beispiel des Günztals

Projektdurchführung

Stiftung KulturLandschaft Günztal
Bahnhofstr. 38
87724 Ottobeuren

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Unterallgäu ist Teil eines des größten Grünlandgebiete Deutschlands mit sehr intensiver Nutzung. Es
bildet den rinderreichsten Landkreis Bayerns mit dem zugleich stärksten Grünlandverlust in den letzten
Jahren. Die darin eingebettete Günz mit ihren Auen weist dennoch als überregional wichtige Biotopverbundachse
naturnahe Flächen und Strukturen mit landesweiter Bedeutung und Wiederbesiedlungspotential
für den Biodiversitätserhalt auf. Es soll gezeigt werden, wie in der intensiv genutzten Grünlandregion,
dem Leitmotiv „10 % Biotopverbund“ folgend Naturschutzziele umgesetzt werden können. Damit begegnet
das Vorhaben einem der gravierendsten Defizite des Naturschutzes in Deutschland, dem quantitativen
und qualitativen Schutz des Grünlands. Gerade in den intensiv genutzten Grünlandgebieten fehlen vorbildhafte
und übertragbare Umsetzungsbeispiele.
Aufbauend auf vorliegenden Biotopverbund-Konzepten und ersten Weideprojekten verfolgt die Stiftung
KulturLandschaft Günztal dabei folgende Ziele:
(1) Verbesserung des Biotopverbunds durch Maßnahmen zur quantitativen und qualitativen Aufwertung
der gebietstypischen Lebensräume im Grünland einschließlich der Kontaktbiotope
(2) Kooperative Planung der Maßnahmen mit Flächennutzern und Behörden, unter Einbeziehung naturschutzrechtlicher
Kompensation, Poollösungen und Agrarförderung
(3) Begleitende Umweltbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Kern des Projekts ist die fortlaufende Maßnahmenumsetzung. Dazu werden sowohl parallel als auch zeitversetzt je Einzelmaßnahme folgende Schritte durchgeführt: Detailplanungen; Beteiligung von Flä cheneigentümern, Nutzern, Fachbehörden und ggf. der Öffentlichkeit; Abklärung der Finanzierung; Reali sierung und Kontrolle der Umsetzung; Abrechnung; exemplarisches Monitoring. Arbeitsbereich 1 - Planung und Koordination: Priorisierung und jährliche Fortschreibung der Maßnah men im Gesamt-Projektgebiet, Abgleich mit Zielen Dritter, Flächenkäufe, Planung von Kompensations maßnahmen, Umsetzungskontrolle, Monitoring, PAG-Sitzungen, Berichterstattung Arbeitsbereich 2 - Maßnahmenumsetzung: fortlaufender Hauptinhalt des Projektes Arbeitsbereich 3 - Umweltbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit: Informationsveranstaltungen für Pro jektpartner; Onlinemedien, Printmedien, Exkursionen für die Öffentlichkeit, Publikation für Experte.


Ergebnisse und Diskussion

Die Akzeptanz zur Beteiligung landwirtschaftlicher Betriebe am staatlichen Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) in der Intensivgrünlandregion wurde in zwei Modellgebieten erprobt. Aufgrund der festgestellten mangelhaften Akzeptanz für das Ziel, eine Extensivierung von Intensivgrünland zu erreichen, wurde unter Beteiligung von Nutzern und Experten ein projekteigenes Grünlandprogramm entwickelt und modellhaft im Gemeindegebiet Kettershausen erprobt. Dabei konnte unter Beteiligung von 14 landwirtschaftlichen Betrieben die folgenden Ergebnisse für die Umsetzung erzielt werden: ? 3,0 Kilometer neue Randstreifen, davon 900 Meter mit Grünlandeinsaat auf Ackerflächen ? 16,2 Hektar neue Heuwiesen (später Schnittzeitpunkt), davon 4 Hektar auf ehemaligen Ackerflächen ? 2 Hektar neue Extensivweide mit Original Braunvieh-Tieren Im Rahmen einer externen Evaluation konnte aufgezeigt werden, welches die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Akzeptanz des Extensivierungsprogramms in der Landwirtschaft sind: Höhe der Fördersätze, Fle xibilität bei der Maßnahmenumsetzung und schlanke Bürokratie bei der Abwicklung. Die Erkenntnisse aus dem Umsetzungsmodell wurden auch der bayerische Naturschutzverwaltung zur Verfügung gestellt. Im Laufe der Projektdauer wurde ein Flächenerwerb von insgesamt 21 Hektar umgesetzt. Davon erwarb die Stiftung KulturLandschaft Günztal 15,5 Hektar als Kompensationsflächen und 3 Hektar mit staatlicher Ankaufsförderung. Weitere 2,5 Hektar wurden vom Landkreis Unterallgäu erworben. Der Flächenankauf spielt in Intensivregionen eine zentrale Rolle für die dauerhafte Flächensicherung für Naturschutzzwecke und um umfangreichere Renaturierungs- und Biotopgestaltungsmaßnahmen durchführen zu können. Es fanden zahlreiche Biotopmaßnahmen zur Aufwertung von Flächen statt. Auf 30 Eigentumsflächen der Stiftung sowie weiteren Flächen von Kommunen und Privatbesitzern konnten sowohl Maßnahmen zur Aufwertung bestehender Biotope als auch zur Neuanlage von Biotopen umgesetzt werden. Hauptmaß nahmen waren dabei die Extensivierung und Artenanreicherung von Wiesen und Rückführung von Äckern zu Wiesen durch Ansaat. Dieses Ziel konnte auf über 70 Hektar Projektfläche erreicht werden. Ergänzend wurden zusätzliche Strukturelemente und Kontaktbiotope aufgewertet: Es wurden Tümpeln und Feucht mulden hergestellt, kleinere Fließgewässer renaturiert und Gehölze gepflanzt. Mit dem Projekt „Günztal Weiderind“ fördert die Stiftung KulturLandschaft Günztal die extensive Bewei dung und die gefährdete Rinderrasse „Original Braunvieh“. Im Rahmen des DBU-Projektes konnten die Anzahl der Weiderind-Betriebe von drei auf sieben und die Anzahl der gehaltenen Weidetiere von 50 auf 95 Tieren ausgebaut werden. Die Vernetzung und Qualifizierung der Betriebe wurde durch regelmäßige Treffen und Veranstaltungen unterstützt. Zur Verbesserung der Vermarktung und der Wertschöpfung wurde die Direktvermarktung ausgebaut und durch die neu aufgebaute Website www.guenztal-weiderind.de verbessert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen der Öffentlichkeit wurde die Projektarbeit intensiv durch Pressearbeit und Online-Medien so wie auch durch Exkursionen und Infostände transparent und bekannt gemacht. Durch verschiedene Print Produkte sowie in einer Infobeschilderung für die Schwerpunktgebiet in der Landschaft wurden Natur schutz-Fachthemen für die breite Öffentlichkeit aufbereitet. Die Umweltbildung wurde konzeptionell wei terentwickelt und neue Bildungsmodule in die Anwendung gebracht. Der „Schwäbische Wiesentag“, als Kooperationsveranstaltung mit der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, sorgte auch überregional für Vernetzung und Bekanntheit.


Fazit

Die Maßnahmenevaluierung der Projektziele zeigt, dass fast alle angestrebten Projektziel erreicht werden konnten, in einzelnen Zielen gingen die Ergebnisse sogar über die angestrebte Zielerreichung hinaus. Ziel 1: Verbesserung des Biotopverbunds durch Aufwertung von Lebensräumen wurde zu 107 % erreicht. Ziel 2: Kooperative Planung und Umsetzung wurde mit 114 % deutlich übertroffen Ziel 3: Begleitenden Umweltbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit“ wurde zu 108 % erfüllt. Weiter bestätigten die Wirkungskontrollen sowohl im ökologischen (Insektenmonitoring) als auch im sozio ökonomische Bereich (Erfolgsfaktoren Grünlandprogramm), die positiven Ergebnisse der Projektarbeiten. Insgesamt wurde der Biotopverbund Günztal nicht nur in den bereits vor dem DBU-Projekt bearbeiteten Schwerpunktgebieten deutlich ausgebaut, sondern es konnte die Umsetzung in drei zusätzliche Schwer punktgebiete (Kettershausen, Haselbachtal, südlich Ottobeuren) bearbeitet werden. Mit dem DBU-Projekt konnte der Biotopverbund Günztal einen großen Schritt weiter ausgebaut werden. Dies ist eine bedeutende Grundlage dafür, dass nach Projektabschluss nun in einem „Anschlussprojekt“ unter dem Titel "Insektenfreundliches Günztal" aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) für die Biodiversität im Günztal weitergearbeitet werden kann.

Übersicht

Fördersumme

396.635,00 €

Förderzeitraum

01.04.2015 - 31.03.2020

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz