Projekt 29402/01

Modellhafte Konservierung einer Grotte aus umweltgeschädigtem Kalktuff unter besonderer Berücksichtigung der Erprobung geeigneter Restaurierungsmethoden und -materialien

Projektdurchführung

Institut für Steinkonservierung e. V.
Große Langgasse 29
55116 Mainz

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Kalktuff war für die Grottenarchitektur ein beliebtes Baumaterial. Ausgehend von seiner sehr hohen Po-rosität verbunden mit hoher Wasseraufnahmefähigkeit unterliegt das Gestein starken Verwitterungs-schäden und biologischer Besiedlung. Verbunden mit der ehemals vorhandenen innerstädtischen starken Luftverschmutzung in Worms konnten sich an der Grotte im Heylshof schwarze Verkrustungen bilden. Neben einer spezifisch auf das weiche Gestein und dessen zahlreiche Hohlräume und Vertiefungen abgestimmten Reinigungsmethode sollten die Erprobung und Überprüfung von Konservierungsmittelar-ten und geeigneten Applikationstechniken zu einer denkmalgerechten Restaurierung und Konservierung führen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden
Zu Projektstart standen eingehende Literaturrecherchen zum Gesteinstypus und zu den Möglichkeiten einer wirkungsvollen Konservierung im Vordergrund. Das Gestein ist je nach Ausbildung in unterschiedlichem Maße entfestigt. Vor allem die aufgelockerten Partien verlangten eine schonende restauratorische Behandlung. Die Reinigungsmethode soll neben der optischen Aufhellung vor allem die schädigenden und den Eintrag von Konsolidierungsmittel behindernden Schmutz- bzw. Gipskrusten reduzieren/entfernen. Hierzu standen alternativ mechanische, chemische und lasergestützte Reinigungsmethoden zur Auswahl, deren Wirkungsweise naturwissenschaftlich untersucht wurden. Zu einer Festigung wurden konfektionierte und speziell rezeptierte Festigungsmittel vor Ort und im Labor eingehend überprüft. Aus jüngeren Restaurierungsphasen stammende zementäre Mörtelantragungen mussten entfernt und durch optisch und physikalisch angepasste Reparaturmörtel ersetzt werden. Die metallene Stützkonstruktion musste statisch beurteilt und ggf. ertüchtigt werden.
Insgesamt war die Erhaltung und Wiederherstellung des Gesamtbildes dabei vorrangig zu beachten.
Nach mustermäßiger Erarbeitung und Umsetzung o. g. Arbeitsschwerpunkte sollten die Ergebnisse in Form einer Publikation und eines Kolloquiums vorgestellt werden.



Ergebnisse und Diskussion

Ein Hauptthema war die gesteinsspezifische Optimierung und Anwendung einer sensiblen aber doch wirkungsvollen Reinigungsmethode. Nach labortechnischer Absicherung stellte sich die Lasertechnik als zielführend besonders im Bereich der Kalotte und der architektonischen Gliederung heraus. Bereiche mit "brockigem" Gefüge konnten dagegen mit Wasser- und Strahlreinigung in jeweiliger Abstufung als sinn-voll auch besonders unter wirtschaftlichen Hintergründen durchgeführt werden.
Die konservatorischen Behandlungen zu einer Verfestigung der entfestigten (und zuvor gereinigten) Ge-steinspartien konnten weder vor Ort noch unter Laborbedingungen einwandfrei als wirksam und sinnvoll interpretiert werden. Zwar wurden schädigende, negative Auswirkungen ebenso wenig definiert, insge-samt wurden jedoch weitergehende Konservierungsarbeiten gegenüber restauratorischen Arbeiten wie Austauschen oder Abarbeiten zurückgestellt.
Unter Auswahl geeigneter Steinqualitäten und Formate sowie des nachgestellten Setzmörtels auf Kalk-Zement-Basis konnten nach zahlreichen Musterlegungen kleinere Reparaturstellen oder auch größere Ausbrüche angelehnt an das Vorbild wieder aufgemauert werden. Der eingesetzte Mörtel orientierte sich dabei an einen stark zementären original Setzmörtel, der über die Standzeit jedoch zu keinerlei Folge-schäden am weichen Gestein verursacht hatte. Unter Betrachtung der Verarbeitung, der Dauerhaftigkeit und der Witterungsresistenz wurde ein Mörtel auf Kalk-Zement-Basis rezeptiert.
Bereichsweise mussten statisch-konstruktive Verbesserungen vorgenommen werden. Besonders die auskragenden Bauteile verlangten den Einbau von Eisenarmierungen, an denen die Steine entsprechend dem bauzeitlichen System "angehängt" werden konnten. Auch die Bogenkonstruktionen wurden konstruktiv überprüft und ggf. repariert oder ertüchtigt.
Durch die Sanierung wurde der starke Bewuchs entfernt. Genauere Aufmaße und Begutachtungen ergaben jedoch, dass die Grotte im Originalzustand sicherlich teilweise bepflanzt war. Unter Abwägung von Pflege, Schadenspotential und ästhetischer Gesamtwirkung konnten Möglichkeiten zu einer neuerli-chen Bepflanzung vorgestellt werden.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Grotte im Heylspark steht unter ständiger Beobachtung durch Besucher und Touristen. Um die lau-fenden Baumaßnahmen an der Grotte vermitteln zu können, wurden Plakate ("Schilder") am Bauzaun befestigt, die die Grotte und ihre Geschichte sowie die restauratorischen Arbeitsabläufe und auch die beteiligten Firmen und Institute sowie finanziellen Förderer aufzeigt.

Am 4. September fand ein Abschlusskolloquium statt. Neben objektbezogenen Themen zur Grotte, zu den durchgeführten restauratorischen Arbeiten oder zum Baumaterial usw. wurden auch übergreifende Beispiele der Grottenarchitektur vorgestellt. Die Tagung fand mit ca. 100 Teilnehmern guten Anklang. Im Anschluss an die Vortragsreihe konnte die Grotte unter Einbeziehung von Fachführungen besichtigt werden.
Zur Tagung ist ein Tagungsband in der IFS-Schriftenreihe erschienen (IFS Bericht 45/2013 Die Herku-lesgrotte in Worms - Schäden, Konzepte, Maßnahmen; 156 S.).
Darüber hinaus werden die Ergebnisse der Tagung 2014 in einem Band der "Zeitschrift für Kulturtechno-logie und Konservierung" publiziert.



Fazit

Mit dem Modellvorhaben konnte aus steinkonservatorischer und restauratorischer Sicht eine sehr befrie-digende Lösung zur Erhaltung der Grotte gefunden werden. Unter Beibehaltung des bauzeitlichen Kon-zeptes uns Systems aus zusammengefügten Kalktuffbrocken konnten Ergänzungen und Reparaturen optisch und fachtechnisch sehr gut durchgeführt werden. Das verwendete Ersatzgestein erweist sich als sehr gut vergleichbar mit dem Originalmaterial, sowohl was die Optik als auch die technischen Parameter anbelangt. Auch mit der eingesetzten Mörtelrezeptur wurde eine an den bauzeitlichen Setzmörtel optimal angepasste Materialität gefunden.
Die statischen Sicherungen und das Konzept einer Wiederbepflanzung lehnen sich an die historische Bauweise bzw. Gestaltung an.
Die durchgeführten planerischen und handwerklichen Arbeiten erlauben eine abgesicherte Weiterführung noch ausstehender Bauabschnitte.

Übersicht

Fördersumme

112.564,00 €

Förderzeitraum

08.07.2011 - 31.10.2013

Bundesland

Rheinland-Pfalz

Schlagwörter

Umwelttechnik