odellhafte Anwendung der EM (Effektive Mikroorganismen)-Technologie bei der Sanierung der Gewässer der historischen Parkanlagen an Gut Zichtau und Gut Atrioji Kirsna (Litauen) zur Verbesserung der Biodiversität und der Entwicklung nachhaltig gesund[…]
Projektdurchführung
gARTenakademie Sachsen-Anhalt e. V.
Am Gutshof 2
39638 Gardelegen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die historische Parkanlage Gut Zichtau mit ihrem ausgeklügelten System an Teichen, Gräben, Quellen und artesischem Brunnen (Speisung des Waldbads) zeigt die besondere Situation eines land(wirt)schaftlich geprägten Raumes im Sinne der ausgeschmückten Landschaft der Landschaftsverschönerungsbestrebungen des 19. Jahrhunderts.
Gut Atrioji Kirsna im Distrikt Lazdijai (Litauen), in schriftlichen Quellen erstmals im Jahre 1576 erwähnt, liegt ca. 125 km westlich von Vilnius und etwa 80 km südwestlich von Kaunas (der zweitgrößten Stadt Litauens) an der Grenze zu Polen. Ebenso wie im Zichtauer Park ist auch im historischen Gutspark von Gut Atrioji Kirsna Wasser ein zentrales Thema. 11 Teiche mit einer Wasserfläche von insgesamt 1,58 ha bilden eine einzigartige Teichlandschaft, welche die Gutsgebäude umgeben und diesen den Anschein geben, auf Inseln zu stehen.
Die beiden historischen Parkanlagen von Gut Zichtau und Gut Atrioji Kirsna liegen in einer weitgehend intakten historischen Kulturlandschaft, die in einem überschaubaren räumlichen Gefüge eine Vielzahl von schützenswerten Elementen enthält. Dazu gehören neben den baulichen Anlagen insbesondere ingeni-urtechnische und wasserbauliche Anlagen wie Wehre, Staustufen oder der artesische Brunnen in Zichtau, ein engmaschiges Nutzungsmosaik von Park, Landwirtschaftsflächen, Wald-, Feucht- und Gewässerbiotopen sowie die historisch gewachsene Siedlungsstruktur von Dorf, Gutshaus mit Nebengebäuden und Gutshof.
Ziel ist, anhand umfassender biologischer, ökologischer und wasserbaulicher Untersuchungen und Maßnahmen die Gewässer in den beiden historisch bedeutsamen Gutsanlagen zu regenerieren und vitalisieren und darüber zum Erhalt des historischen Kulturlandschaftsraums, zur Stärkung der Biodiversität und zum lokalen Klimaschutz beizutragen.
Durch das in zwei Ländern - Deutschland und Litauen - stattfindende Projekt soll sowohl ein fachspezifischer als auch kultureller Austausch im europäischen Kontext angeregt und auch nach Projektende weitergetragen werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBestandsaufnahme, detaillierte Festlegung der Maßnahmen, Erwirken von Genehmigungen, Durchführung von Maßnahmen mit Monitoring, Workshops, Symposium und Abschlusstagung, Schulung und Veröffentlichung
Ergebnisse und Diskussion
In die Zichtauer Gewässer sind 2012 insgesamt 6.520 Liter EMa, 130 kg Keramikpulver, 890 kg EMa getränktes Zeolith sowie 1400 Stück Dangos eingebracht worden. In Atrioji Kirsna sind rund 13.000 Liter EMa zur Gewässersanierung und für die Tiergesundheit eingesetzt worden. Da festgestellt wurde, dass die Gewässer durch Einleitungen aus der landwirtschaftlichen Nutzung (Gülle auf Felder und darüber ins Grundwasser) und von ungeklärten Abwässern des Dorfes liegen, konzentrierte man die EM-Behandlung in Kirsna auf das Futter und die Ställe. Durch die Hochschule Magdeburg-Stendal sind die Gewässer und Sedimente vor und nach dem Einbringen von Effektiven Mikroorganismen bewertet worden. Wichtigster Parameter war der Phosphatgehalt, da er maßgebend für das Algenwachstum ist. Weitere Messwerte waren Nitrat, Natrium, ph-Wert, elektrischer Leitwert und Chlorophyll-a Gehalt. Die Sedimente wurden hinsichtlich des Wasser- und Phosphorgehalts, Biomasseverteilung, Schwermetall- und Schadstoffbelastung sowie Kiesschichtenverteilung analysiert. Bei einigen Teichen in Zichtau führte man außerdem eine Schlammtiefenuntersuchung mittels Sonarscan-Verfahren durch. Bedingt durch die Speisung des Waldbades Zichtau mit phosphathaltigem Tiefbrunnenwasser wurden hohe Phosphatwerte verbunden mit einer Blaualgenblüte im Sommer 2012 festgestellt. In Atrioji Kirsna ergab die gemeinsam mit der TU Vilnius durchgeführte Beprobung von drei Teichen erhöhte Nitrat- und Phosphatwerte, so dass Algenmassen- oder Verkrautungsentwicklungen während der Sommermonate wahrscheinlich sind. Signifikante Schwermetallbelastungen in den Sedimenten sind hier nicht ermittelt worden. Die durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen, vor allem die Anpflanzung von Wasser- und Teichrandpflanzen, hatten zum Ziel, die Artenvielfalt in/an den Gewässern zu erhöhen und einen nachhaltigen Beitrag zur Gewässerreinigung (Filterwirkung, Sauerstoffproduktion) zu leisten. Ergänzend sind denkmalpflegerische Maßnahmen (Wiederherstellung Wasserfall Gutspark Zichtau, Brücken und Wegeanschlüsse in Atrioji Kirsna) umgesetzt worden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Grundlagen und Anwendungsmöglichkeiten der EM-Technologie sowie wissenschaftliche Herangehensweisen und Arbeitsmethoden bei Gewässeruntersuchungen standen im Fokus von je einem Workshop und einer Tagung in Zichtau und in Litauen. Zur Abschlusstagung in Zichtau wurde ein Informations-faltblatt zum Projekt erstellt. Der Projektbericht liegt als pdf Vollversion auf der Datenbank des Horne-mann-Instituts (www.hornemann-institut.de, e-Publikation/Projekte) und auf der Webseite der gARTen-akademie Sachsen-Anhalt zum Download bereit. Die Zusammenfassung des Berichts in englischer Sprache erfolgte insbesondere für den litauischen Projektpartner. Über das Projekt hinausgehend fand im Februar 2013 eine weitere Beprobung des Waldbades Zichtau durch die Hochschule Magdeburg-Stendal statt. In einem Anschlusstermin wurden die Messergebnisse den Beteiligten (Eigentümer, Förderverein, Behörden) vorgestellt und das weitere Vorgehen diskutiert. Bei einem Workshop im April 2013 Gut Zichtau zu Biologischer Pflanzenschutz, Kompost, Mulch & Co. wird in einem Beitrag die EM-Technologie gartenbaulich thematisiert (Herstellung von Bokashi). In dem durch die Gartenakademie Sachsen-Anhalt beantragten Life+ Projekts im Bereich Umweltkommunikation und Information NaTür: Natur beginnt vor der Tür (Beginn voraussichtl. Sommer 2013) ist vorgesehen, das Thema EM einzubinden.
Fazit
Ein durchschlagender Erfolg bei der Gewässersanierung mit EM konnte in der Projektlaufzeit von einem Jahr nicht verzeichnet werden. Unter Berücksichtigung der klimatischen Voraussetzungen in Mittel- und Osteuropa sollten mindestens zwei Jahre eingeplant werden, um messbare Erfolge nachweisen zu können. Nachgewiesen werden konnten jedoch eine Reduzierung der Schlammstärke und ein Rückgang des Algenbesatzes in den behandelten Teichen. Im Waldbad Zichtau sank der Phosphatgehalt von 0,144 mg/L im Mai auf 0,057 mg/L im September 2012. Die Anpflanzungen im Inselbereich waren erfolgreich, mit besseren Startbedingungen für die Vegetationsperiode 2013 (Sauerstoffproduktion, Plankton-Diversität) ist zu rechnen. Ein Verdünnungseffekt durch Niederschlag tritt im Winterhalbjahr auf.
Ein direktes Konkurrenzverhalten von EM-Bakterien und Blaualgen war in diesem Projekt wissenschaftlich nicht sicher zu beweisen, da eine vergleichbare Frühjahrsphase fehlte. Blaualgentoxine traten im Waldbad aber nicht auf. Im Schlossteich kam es trotz phosphathaltigem Wasser aus dem Arteserzulauf zu keiner Algenmassenentwicklung. Durch die Anwendung der EM-Technologie waren keine negativen Folgen feststellbar. Effektive Mikroorganismen können an Zeolith-Granulat auf dem Teichboden überwintern und im nächsten Jahr ihre Wirkung fortsetzen. Im Waldbad Zichtau wird kein Wasserzulauf mehr über den (phosphatbelasteten) artesischen Brunnen getätigt; eine weitere Belüftung des Gewässers über Umwälztechnik ist geplant. Für Atrioji Kirsna empfiehlt sich die Weiterbehandlung der Ställe und des Tierfutters mit EM, um bei den Ursachen der hohen Nährstoffbelastung (Gülle) anzusetzen
Fördersumme
116.000,00 €
Förderzeitraum
28.09.2011 - 28.01.2013
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik