Diskussionsforum: Energetische Sanierung von Bestandsgebäuden in der Tschechischen Republik
Projektdurchführung
NETSCI GmbH
Bahnhofstr. 30
02763 Zittau
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Angesichts der aktuellen und auch für die Zukunft zu erwartenden steigenden Energiepreisentwicklung erhalten Sanierungsinvestitionen von Altgebäuden zunehmend zumindest eine potenzielle Attraktivität, sowohl betriebswirtschaftlich als auch volkswirtschaftlich. Für den privaten Investor verkürzen sich die Amortisationszeiten, verschiedene aktuelle Förderprogramme verstärken diesen betriebswirtschaftlichen Aspekt.
Volkswirtschaftlich wirken sich entsprechende Investitionen ebenfalls unmittelbar aus, z. B. durch die damit verbundene steigende Nachfrage nach innovativer Gebäudetechnik (Fensterbau, Lüftungstechnik, Dämm- und Heizungstechnik sowie regenerative Energietechnik). Im Ergebnis steht eine win-win-win Situation (Ökologie, Ökonomie, Soziales), wie sie klassischer und überzeugender nicht sein könnte. Bleibt nur zu hoffen, dass sich diese Erkenntnis schnellstmöglich in praktisches Handeln niederschlägt, denn: Je länger man das Notwendige unterlässt, desto teurer wird es später, das Unvermeidliche zu tun Deutschland verfügt in diesem Kontext über vielfältige Erfahrungen, die für die Tschechische Republik nutzbar gemacht werden können. Dazu erfolgte die Konzeption einer Veranstaltungsreihe, die praxisorientiert als Weiterbildung gestaltet und z. B. im Rahmen von Exkursionen zu beispielhaft sanierten Altbauten zusätzlich gefördert wurde. Die Projektakteure erarbeiteten Informations- und Weiterbildungsmaterialien, die jetzt nach Abschluss des Projektes für die weitere Wissensvermittlung genutzt werden. Somit ist nicht nur ein Handlungs- und Beispielkatalog für Sanierungsvorhaben im Gebäudebestand der Tschechischen Republik entstanden, sondern auch ein Netzwerk von Akteuren für weitere Umsetzungsmaßnahmen im Projektkontext.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Analyse des Gebäudebestandes in der Tschechischen Republik, der für energetisch orientierte Sanierungen geeignet ist. Dazu erfolgte eine grobe Darstellung nach Gebäudekategorien;
2. Überblick über das Bau- und Genehmigungsrecht der Tschechischen Republik;
3. Potenzialabschätzungen aus energetischer Sicht für die definierten Gebäudekategorien;
4. Zielgruppenanalyse und Festlegung von Multiplikatoren und Nutzern der Projektergebnisse von 1. bis 3.;
5. Projektworkshop am 10. und 11.01.2011 zur Diskussion der Zwischenergebnisse mit Vertretern der ausgewählten Zielgruppen im IBZ Kloster St, Marienthal;
6. Kritische Evaluierung und Überarbeitung der Projektzwischenergebnisse von 1. bis 4. unter Berücksichtigung der Workshopergebnisse und Empfehlungen;
7. Berücksichtigung themenbezogener Projekterfahrungen der DBU, des IBZ und des Landkreises Görlitz;
8. Zusammenführung der Projekterfahrungen unter 7. mit den Zielstellungen des Vorhabens für die Tschechische Republik im Rahmen einer Fachkonferenz am 24.02.2011 in Prag;
9. Erarbeitung der Fallstudien als Grundlage für die geplanten Weiterbildungs- und Qualifizierungsveranstaltungen in der Tschechischen Republik;
10. Erstellung des inhaltlichen und organisatorischen/logistischen Fachtagungsprogramms, Auswahl der Referenten/innen und Abstimmung;
11. Umsetzung des Programms nach den festgelegten Themenblöcken für insgesamt 9 Seminare in der Tschechischen Republik;
12. Zwischenberichterstattung am 21.07.2011 und 11.01.2012, Evaluierung, fallweise Änderung der Vorgehensweise;
13. Abschlussveranstaltung am 25.06.2012 im Rahmen der 18. Internationalen Sommerakademie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Ostritz-St. Marienthal;
14. Internetpublikation der Ergebnisse beim Bewilligungsempfänger NETSCI und Kooperationspartner des Projektes Envi A;
15. Fortsetzung der Veranstaltungsreihe auf Grundlage der Projektergebnisse in der Tschechischen Republik in der Verantwortung der Gemeinnützigen Gesellschaft Envi A mit Sitz in Prag.
Ergebnisse und Diskussion
Im Rahmen des Kooperationsprojektes wurde zunächst analysiert, wie der Gebäudebestand in Tschechien strukturiert ist (z. B. Kategorien Plattenbau, Ziegelbau, Fachwerkhaus). Im Vergleich mit der Gebäudestruktur Deutschlands erfolgte einer Auswahl bester Beispiele für energetische Sanierungsprojekte in Tschechien, die eine hohe Repräsentanz für den gesamtem Gebäudebestand aufweisen. Das Ergebnis wurde im Rahmen von 2 projektbegleitenden Workshops mit den potenziellen Zielgruppen aus Tschechien diskutiert, die für die spätere Umsetzung dieses Wissens in ihrem Land sorgen sollen. Die kritische Reflexion des so generierten Expertenwissens auf der Grundlage praktischer Erfahrungen (z. B. auch unter Berücksichtigung der diesbezüglichen Projekterfahrungen der DBU) mündete dann in das Weiterbildungsangebot in Fallstudienform, das zielgruppenorientiert (z. B. Architekten, Ingenieure, private und öffentliche Investoren/Hauseigentümer, Handwerker, Kammervertreter, Hochschulangehörige, Politiker) in der Tschechischen Republik vermittelt wurde. Dazu wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten von Februar 2011 bis Februar 2012 insgesamt 10 Fachveranstaltungen in Tschechien angeboten.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im Rahmen des Projektes wurden zwei Fachworkshops beim Kooperationspartner IBZ ausgerichtet (10. bis 11.01.2012 und 25.06.2012), über die ein themenbezogener deutsch-tschechischer Wissenstransfer gewährleistet wird. Die Teilnehmer an 10 Weiterbildungsveranstaltungen/Fallstudienseminaren in der Tschechischen Republik wurden gezielt durch Direktmailing in Kooperation mit dem Informationszentrum der Tschechischen Ingenieurkammer und dem Bauforum angesprochen (in der Kontaktdatenbank gibt es 1.200 Kontakte). Im Rahmen des Projektes erfolgte auch die Anzeigenwerbung durch das spezialisierte Portal TZB http://www.tzb-info.cz/ und durch die Internet-Seiten des Netzwerkes von Grünen Städten der Tschechischen Republik. Die Internet-Seite der gemeinnützigen Gesellschaft Envi A präsentierte einzelne Workshops und bot die Möglichkeit für webbasierte Fachdiskussionen an. Eine weitere Bekannt-machung erfolgte über die beteiligten tschechischen Hochschulen. Die Veranstaltungsreihe wird als eigenständiges Weiterbildungsangebot über die Kammern und die beteiligten Unternehmen auch nach Projektende wie folgt weiter geführt:
September Immoblien - neue Gesetzgebung Prag
Projektfinanzierung Prag
Oktober Entwicklung der Stadt Pilsen Pilsen
Immobilienmarkt > Herbst 2012 (gewerbliche Immobilien und Wohnungsbau) Prag
Entwicklung der zentraleuropäischen Städten (nachhaltige Entwicklung, Energieeffizienz, Konsum und Kooperationen) Prag
November Immobilienmarkt in Mähren
(Entwicklung bei Passiv- und Niedrigenergiehäusern) Brünn
Dezember Immobilienmarkt 2012 - 2013 (Bilanz und Aussicht) Prag
In diesem Kontext wird vorausgesetzt, dass die Nachfrage zu den vorgestellten Themen in den nächsten Jahren steigen wird und dass die Zielgruppe bereit sein wird, die Kosten für die Organisation und Referenten/innen kommender Veranstaltungen zu tragen. Die Projektumsetzung ist somit als Initialzündung für die Förderung des energetischen und grünen Bauens in Tschechien zu verstehen. Die Projektergebnisse werden sowohl in der tschechischen als auch in der deutschen Sprache über entsprechende Internetlinks beim Bewilligungsempfänger NETSCI und Kooperationspartner Envi A veröffentlicht.
Abrufen des Endberichtes über:
www.netsci.de
Projekte-Abgeschlossene-Seminarreihe Energetische Sanierung von Bestandsgebäuden in der Tschechischen Republik-Endbericht_Aktenzeichen_28623-44.pdf
oder direkt über:
http://www.netsci.de/uploads/media/Endbericht_Aktenzeichen_28623-44.pdf
Fazit
40 % der Energie werden in Deutschland im Gebäudebestand verbraucht. Die entsprechenden Energieeffizienzpotenziale sind erheblich. Dies gilt auch für die Tschechische Republik. Gleichwohl hat nicht zuletzt die 18. Internationale Sommerakademie der DBU vom 24. bis 29. Juni 2012 gezeigt, dass die gewünschte und notwendige Energiewende auch sehr stark, wenn nicht sogar maßgeblich, von der Akzeptanz für entsprechende Veränderungen durch Investoren und Konsumenten getragen wird. Die Fallstudienreihe, die im Rahmen des Projektes am Beispiel energetisch orientierter Sanierungsvorhaben von Altgebäuden in der Tschechischen Republik entwickelt wurde, zeigt somit einen Weg auf, ohne den die Energiewende nicht beschritten werden kann. Der diesbezügliche themenbezogene Bildungs- und Beratungseffekt des Projektes, so wie er bei Antragstellung im Jahr 2012 konzipiert wurde, ist somit aktueller denn je. Die Fortsetzung der Seminarreihe wird daher auch in der Zukunft einen wichtigen Beitrag liefern, durch die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden in der Tschechischen Republik konkrete Umweltentlastungen durch die Reduzierung des Energieverbrauchs zu erreichen.
Fördersumme
104.937,00 €
Förderzeitraum
27.10.2010 - 30.06.2012
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik