Projekt 27870/01

Modellhaftes internationales Parkpflegeseminar in Brody/Pförten (Polen) – Zusammenarbeit von Naturschutz und Gartendenkmalpflege zur Bewahrung wertvoller historischer Gartensubstanz durch die Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements

Projektdurchführung

Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V.
Wilsdruffer Str. 11 - 13
01067 Dresden

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die sächsischen Erfahrungen aus bisher 18 durchgeführten Parkseminaren sollen bei diesem Seminar den polnischen Parkfreunden und Dienststellen übermittelt werden. Dadurch wird ein Beitrag zur Völkerverständigung unserer beiden Länder geleistet. Der Schlossgarten Brody soll erhalten werden, dazu dient diese Auftaktveranstaltung. Das Parkseminar wird geschichtlich-kulturelle Kenntnisse und damit Verständnis für Schloss und Park Brody vermittelt, Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Teilnehmenden bei der Parkpflege entwickeln sowie die Ausführung der Arbeiten in Übereinstimmung von gartendenkmalspflegerischen und naturschutzfachlichen Gesichtspunkten demonstrieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden- Einführung, Begrüßungen, Parkrundgang, Erläuterungen zu den Maßnahmen und
Arbeitsschutzbelehrung
- 13-stündige praktische Parkpflegearbeiten unter Anleitung von 16 Arbeitsgruppenleitern
- Abschlussrundgang und Bewertung des Geleisteten
- Abendvorträge mit kultureller Umrahmung durch barockes Bläserensemble
- Exkursion: Besichtigung des Naturschutzzentrums, des Arboretums und des Naturlehrpfades, der George-Bähr-Kirche in Biecz und des Ostdeutschen Rosengartens in Forst


Ergebnisse und Diskussion

Die Hauptaufgabe, die Rettung des seit dem 2. Weltkrieg vergessenen Parks von Brody einzuleiten, wurde mit zwei bürgerschaftlichen Pflegeeinsätzen vom 23. bis 25.10.2009 sowie am 27.03.2010 erfüllt. Die ca. um 1850 gepflanzte, über 1 km lange Winter-Linden-Allee konnte gerettet werden. Alle stark zurück geschnittenen Linden sind wieder gut ausgetrieben, alle Fehlstellen sind neu bepflanzt. Der notwendige Lichtraum für ein gutes Wachstum der Linden wurde geschaffen. Weitere Maßnahmen waren die Wiederherstellung ehemaliger Wiesenflächen, eine besondere Gehölzpflege bei allen Solitären, Gehölzgruppen und im Arboretum unter besonderer Schonung und Förderung der Strauch- und Staudenuntervegetation, die Bekämpfung der gefährlichen Neophyten Japanischer Knöterich, Armenische Brombeere und Späte Traubenkirsche sowie der Bau einer Holzbrücke aus Stämmen verwilderter Robinien und die Rekonstruktion eines Weges, um die Parkteile des Schlossgartens wieder mit dem Parkteil Christinenruh zu verbinden und begehbar zu machen.
Die Motivation der polnischen und deutschen Seminarteilnehmer war unglaublich hoch und half über viele Verständigungsprobleme hinweg. Es wurden den Teilnehmern umfangreiche gartengestalterische, historische und naturschutzfachliche Bildungswerte sowie Pflanzenkenntnisse bei der Arbeit, bei Parkrundgängen, Vorträgen, Exkursionen und zahlreichen Diskussionen vermittelt. Insgesamt haben sich 351 Teilnehmer an den Parkeinsätzen beteiligt - so viel wie noch nie. Dank der gründlichen Vorbereitung und einer hohen Aufmerksamkeit der Verantwortlichen ebenso wie der Teilnehmer wurden alle Aufgaben unfallfrei gemeistert. Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt war anfangs unproblematisch, kurz vor dem 1. Seminar mussten aber plötzlich doch aufwändige Genehmigungen beigebracht werden. Einsetzendes Regenwetter führte uns an die Grenzen des Technikeinsatzes, einige Arbeiten konnten deshalb erst später ausgeführt werden. Es entstanden Schäden an Wegen, die inzwischen behoben worden sind. Ein sehr wertvoller Parkteil, die Orangerie befindet sich in Privathand und konnte leider nicht in die Arbeiten integriert werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Eine Reihe von Fachvorträgen, Veröffentlichungen, Führungen sowie zahlreiche Pressemitteilungen und Internetpräsentation in beiden Ländern, der Versand ansprechender Einladungen und viele persönliche Gespräche sicherten einen breiten Unformationsfluss in nah und fern. Die einmalige Teilnehmerzahl von 351 Parkfreunden ist der beste Beweis.


Fazit

Die Ergebnisse der beiden Parkpflegeseminare besitzen einen hohen Denkmal- und Naturschutzwert. Der materielle Wert lässt sich auf ca. 150.000 Euro beziffern. Es gelang die Rettung und Erhaltung eines geschichtsträchtigen Parks mit gartengestalterischen und naturschutzfachlichen Besonderheiten und einer künftigen touristischen Anziehungskraft. Nicht hoch genug kann die Bedeutung dieses Projektes für die Verständigung zwischen dem polnischen und deutschen Volk angesehen werden.
Parkseminare sind hervorragende Gelegenheiten, Prozesse in Gang zu setzen, die Vielfalt der Möglichkeiten aufzuzeigen und Traditionen zu Weiterführung des Begonnenen zu begründen. In Brody wäre nun die Anstellung eines Parkleiters erforderlich, der künftige deutsch-polnische Parkeinsätze organisiert und koordiniert.
Die hohe Motivation aller Teilnehmer, etwas Besonderes zu schaffen, führte zu sehr guten, deutlich sichtbaren Ergebnissen. Der Enthusiasmus und die Freude an den eigenen Leistungen äußerten sich auch darin, dass sich nicht nur die Organisatoren bei den Teilnehmern für die geleistete Arbeit bedankten, sondern auch umgekehrt.
Um die Zukunft des Schlossparks von Brody zu sichern, soll dieser in einen noch zu schaffenden Parkverbund zwischen Bad Muskau, Branitz, Forst und anderen Standorten integriert werden.

Übersicht

Fördersumme

17.560,00 €

Förderzeitraum

21.10.2009 - 28.02.2013

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Naturschutz