Einführung integrativer Naturschutzstrategien im geplanten FFH-Gebiet Klausenburger Hügelland (Rumänien) zur Erhaltung europaweit bedeutender Vorkommen gefährdeter Arten und ihrer Lebensräume
Projektdurchführung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität BonnGeobotanik und NaturschutzInstitut für Nutzpflanzenwissenschaften undRessourcenschutz - INRES
Melbweg 42
53127 Bonn
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Seit den 1990ern sind in den ländlichen Regionen Siebenbürgens (Rumänien) ein Rückgang der traditionellen kleinbäuerlichen Landwirtschaft und Überalterung der Bevölkerung festzustellen. Dieser Wandel hat negative Auswirkungen auf das naturschutzfachlich oft hoch bedeutsame Kulturgrasland, vor allem auf die artenreichen, mageren Heuwiesen. Diese Lebensräume zeichnen sich im Projektgebiet durch das europaweit einzige Vorkommen aller Arten der Ameisenbläulinge (Maculinea spp.) und durch die weltweit höchste Pflanzenartenvielfalt auf kleinen Flächen aus.
Das Ziel des Mozaic-Projektes war es, einen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft des FFH-Gebietes Östliches Klausenburger Hügelland und der bedeutenden Vorkommen gefährdeter Arten und ihrer Lebensräume zu leisten. Die Schutzbemühungen sollten sich von der traditionellen Landutzung ableiten und als integrative Maßnahmen die lokale Bevölkerung mit einbeziehen.
Zu diesem Zweck wurden Probleme bei der Einführung von Agrarumweltmaßnahmen untersucht und anhand eines Pilotprogramms Lösungsstrategien entwickelt, um in Zukunft ökologisch relevante Leistungen der Landwirtschaft honorieren und ihre Weiterführung fördern zu können.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt verband naturschutzfachliche und wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich Ökologie, Sozioökonomie und Agrarpolitik mit einem angewandten Schwerpunkt, zu dem die Erstellung eines Managementplanes und die Durchführung von Pilot-Vertragsnaturschutzmaßnahmen auf ausgewählten Heuwiesenflächen gehörten. Das Projekt gliederte sich in 5 Bereiche:
1. Naturschutzfachliche Analyse des Untersuchungsgebietes (Vegetation, prioritäre Schmetterlingsarten) und der Landnutzung sowie Erstellen eines ersten Managementplans
2. Umsetzung von Pilot-Vertragsnaturschutzmaßnahmen in ausgewählten traditonellen Heuwiesen
3. Vorbereitung der langfristigen Durchführung von Vertragsnaturschutz, agrarpolitische Aktivitäten
4. Austausch mit der Bevölkerung über die Wertschätzung der Kulturlandschaft und integrative Naturschutzkonzepte, Information über Natura 2000 und Umweltbildung für Kinder
5. Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation der Projektergebnisse.
Ergebnisse und Diskussion
1. In den Projektgemeinden sind ca. 5740 ha von Kulturgrasland bedeckt, das sind 51% der Gemeindefläche und 62% der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Ungefähr 1/3 des Grünlandes sind Wiesen und 2/3 Weiden. Das gesamte Grünland ist naturnah und kann 6 verschiedenen pflanzensoziologischen Verbänden zugeordnet werden, von denen die halbtrockenen kontinentalen Wiesensteppen, Pfeifengraswiesen und kontinentalen Trockenrasen hervorzuheben sind. Die Untersuchungen der Ameisenbläulinge haben gezeigt, dass sich die Populationen je nach Heuwiese deutlich in ihrer Größe unterscheiden und dass die Individuenzahl je nach Art zum Teil über die Jahre konstant geblieben ist, zum Teil aber auch abgenommen hat.
2. Das Pilot-Vertragsnaturschutzprogramm für die Mahd traditioneller Heuwiesen wurde im Jahr 2011 durchgeführt. Das früheste Mahddatum war der 25, August, die Rate betrug 140/200 / ha für maschinelles/manuelles Mähen. An dem Pilotprogramm nahmen 29 Landwirte teil und es wurden für 33,5 ha Verträge abgeschlossen. Davon sind 19,5 ha (32 Parzellen) gemäht worden, das entspricht 58% der Fläche unter Vertrag. Ein häufiges Problem der Landwirte war es, Tagelöhner für das Mähen zu finden. Was die Durchführung und das positive Image des Pilotprogramms betrifft wurden die gesetzten Ziele erreicht und sogar übertroffen. Des Weiteren konnten wichtige Erkenntnisse für die Fortsetzung des Pilotprogramms 2012 und das nationale Vertragsnaturschutzprogramm gewonnen werden, wie beispielsweise: 1. Das späte Mahddatum hat vor allem für die aktiven Subsistenzbauern mit Milchviehhaltung die größten Nachteile, deshalb wurde das Programm im Mozaic-Projekt II (DBU AZ 30167) weiterentwickelt. 2. Die illegale Schafbeweidung der Wiesen im Sommer trägt zur Aufgabe der Mahd bei. 3. In vielen Fällen kennen die Landwirte die Lage der eigenen Parzellen nicht. 4. Die Zusammenarbeit zwischen den Landwirten sollte gefördert werden.
3. Im Jahr 2012 wurden die lokale Bevölkerung und Gemeindeverwaltungen über ein neu eingeführtes nationales Vertragsnaturschutzprogramm informiert. Untersuchungen zur Umsetzung der Agrarsubventionen im Allgemeinen haben Folgendes ergeben: 1. Der Ablauf der online-Antragstellung sollte verbessert werden. 2. ca. 10% der Parzellen sind von allen flächengebundenen Subventionen ausgeschlossen, da sie nicht die Mindestgröße von 0,3 ha erreichen. 3. die Entscheidung dass die Landwirte in den Projektgemeinden keine Agrarumweltverträge für HNV-Grünland abschließen können, ist falsch, wie unsere Daten beweisen. In Workshops und durch die Zusammenarbeit mit anderen NGOs wurden folgende Änderungsvorschläge des nationalen Agrarumweltprogramms erarbeitet: 1. Änderung der Förderfähigkeit der HNV-Grünland-Vertragsnaturschutzpakete; 2. Zwei unterschiedliche Programme für Heuwiesen und Weiden; 3. Festsetzung des frühesten Mahddatums auf Anfang Juni; 4. Entscheidung der Verfügbarkeit der Vertragsnaturschutzprogramme auf Parzellenebene; 5. Herabsetzung der Mindestgröße für Parzellen; 6. Berücksichtigung von Einachsmähern in den Subventionsprogrammen.
4. Es wurde eine Informationsveranstaltung für die Bürgermeister aller Gemeinden des FFH-Gebiets organisiert. In den Projektgemeinden wurden an den Schulen Umweltbildungsaktivitäten durchgeführt.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Projektmitarbeiter stellten die Ergebnisse auf 11 wissenschaftlichen Tagungen im In- und Ausland vor und veröffentlichten 4 Berichte bzw. Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften. Mit der lokalen Bevölkerung wurden die Ergebnisse bei Treffen zum Pilotprogramm diskutiert. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurde eine Projektwebseite erstellt (www.mozaic-romania.org), Informationsmaterial in Form eines Faltblatts und von Informationsblättern veröffentlicht und im Jahr 2012 ein Heuwiesenfest in einer der Projektgemeinden veranstaltet, an dem mehr als 80 Gäste teilnahmen.
Fazit
Die Durchführung von Pilot-Vertragsnaturschutzprogrammen ermöglicht neben der unmittelbaren Schutzwirkung auf naturnahe Graslandhabitate auch das Verstehen grundlegender Herausforderungen des Vetragsnaturschutzes und Testen neuer Aspekte. Der lokalen Bevölkerung wird signalisiert, dass die natürlichen Ressourcen einen Wert für die Gemeinschaft darstellen. Nicht zuletzt kann ein Pilotprogramm mit vergleichsweise geringen finanziellen Ressourcen durchgeführt werden.
Es besteht ein dringender Bedarf an Daten und Informationen über die Umsetzung und den Erfolg der staatlichen Agrarumweltprogramme. Des Weiteren muss das Agrarumweltschutzprogramm Rumäniens für die EU-Förderperiode 2014-2020 weiter entwickelt werden.
Eine wichtige Zielsetzung möglicher Projekte im ländlichen Raum Siebenbürgens ist es, den Informationsstand der ländlichen Bevölkerung, v. a. der Kleinbauern über Fördermöglichkeiten zu verbessern und die Zusammenarbeit zwischen den Landwirten zu unterstützen. Des Weiteren besteht in Rumänien ein großer Bedarf an gut ausgebildetem wissenschaftlichem Nachwuchs.
Ein wichtiges Projektziel, die Sicherung der Nachhaltigkeit, wurde durch die erfolgreiche Beantragung des Mozaic-Projekts II bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (AZ 30167) und durch die Gründung des Mozaic-Vereins mit Sitz in Cluj erreicht (www.mozaic-romania.org).
Fördersumme
99.605,00 €
Förderzeitraum
01.08.2009 - 31.05.2012
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Landnutzung
Naturschutz