Revitalisierung der Josefov-Wiesen in Tschechien
Projektdurchführung
Naturschutzbund Deutschland (NABU) e. V.
Michael-Otto-Institut im NABU (MOIN)
Forschungs- und Bildungszentrum für
Feuchtgebiete und Vogelschutz
Goosstroot 1
24861 Bergenhusen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Mit dem Projekt hatte die Tschechische ornithologische Gesellschaft/ BirdLife-Tschechien (?SO) das Ziel, ein Schutzgebiet aufzubauen, in dem optimale Lebensbedingungen für Vogelarten der Feuchtgebiete und der Feuchtwiesen geschaffen wurden. Es wird zudem für die Umweltbildung und das Naturerlebnis genutzt. Bei dem Schutzgebiet handelt es sich um das ehemalige Wässerwiesengebiet Josefov-Wiesen in der Nähe der Stadt Jarom?? (Landkreis Náchod, Bezirk Hradec Králové). Das gesamte Vorhaben wird als Ornithologischer Park Josefov-Wiesen bezeichnet. Die ?SO wurde bei der Umsetzung des Konzeptes durch das Michael-Otto-Institut im NABU fachlich unterstützt.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMit dem Projekt ist es geplant, auf einer Fläche (76 ha) artenreiche, regelmäßig bewässerte Wiesen (sog. Wässerwiesen), zu schaffen, wie sie in der Aue des Flusses Metuje in der Vergangenheit prägend waren. Das Gebiet ist als Brutplatz für bedrohte Vogelarten, sowie für das Vorkommen weiterer wertvoller Organismen sehr geeignet. In der Vergangenheit waren sog. Wässerwiesen in der gesamten Region prägend. Im Tal der beiden Flüsse Metuje und Úpa befindet sich das technische Denkmal Wiesenwässerwehr Metuje mit einem System von Be- und Entwässerungsgräben. Ursprünglich diente dieses System zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge. Mit der Wiederherstellung dieses Systems wurden ein optimaler Grundwasserspiegel, bzw. periodische Überflutungen geschaffen, die positive Auswirkungen auf das Ökosystem der Feuchtwiesen haben.
Zu den Hauptinstrumenten bei der Renaturierung des Projektgebietes für den Ornithologischen Park Josefov-Wiesen zählen:
- Rekonstruktion des Überflutungssystems mit Wiesenwässerwehr, Schiebern und Schleusen,
- Wiederherstellung eines angemessenen Grundwasserspiegels,
- Schaffung von kleinen Tümpeln,
- Einführung einer traditionellen Bewirtschaftung der Wiesen - organisiert durch die ?SO. Finanzierung durch Förderprogramme des Ministeriums für Landwirtschaft und des Ministeriums für Umwelt
- Ein wichtiger Bestandteil des Projektes ist die Umweltbildung. Das Projektgebiet soll von den Schulen zu Unterrichtszwecken (Unterricht im Grünen) sowie für Veranstaltungen für die Öffentlichkeit, genutzt werden. Der Zugang in den Park wird künftig ganzjährig und gebührenfrei sein.
Ergebnisse und Diskussion
Nach detaillierten technischen Planungen und Dokumentationen konnten die wesentlichen Baumaßnahmen am Bewässerungssystem bis zum Dezember 2010 umgesetzt werden. Dazu wurde das Einlassbauwerk am Fluss Starà Metuje rekonstruiert. Weiterhin wurden 10 Schieber zur Wasserregulation am Überflutungssystem repariert oder vollkommen neu erstellt. Danach wurden dort wo notwendig die Verwallungen am Überflutungssystem erneuert.
Zur Erhöhung der Strukturvielfalt im Projektgebiet konnten insgesamt 18 Kleingewässer unterschiedlicher Ausgestaltung geschaffen werden. Die lebensraumverbessernden Maßnahmen wurden durch praktische Artenschutzmaßnahmen ergänzt. Dazu gehörten der Bau einer Nisthilfe für den Weißstorch am Rande des Gebietes sowie der Bau von zwei Brutcontainern für den Eisvogel am Fluss Starà Metuje.
Begleitend zu den technischen Maßnahmen wurde ein Monitoring von Brut- und Gastvögeln, Amphibien, Reptilien sowie umfangreiche Vegetationskartierungen vorgenommen. Da sich die technischen Maßnahmen zum Ende der Projektlaufzeit noch nicht voll auswirken konnten, wurden noch keine umfangreichen Bestandsveränderungen bei den erfassten Organismengruppen festgestellt. Die Ergebnisse stellen aber eine wichtige Grundlage für die Bewertung der weiteren Entwicklung im Gebiet dar.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Projekt wurde während der gesamten Projektlaufzeit in der Region sehr beachtet. Dafür war insbesondere die intensive Presse- und Medienarbeit durch die ?SO verantwortlich. Ein wichtiges Werkzeug für die Öffentlichkeitsarbeit stellte dabei die Website: www.josefovskelouky.cz dar. Außerdem wurde im Rahmen des Projektes ein Film erstellt, der den Ablauf des Projekts dokumentiert.
In allen Jahren während der Projektlaufzeit konnten unterschiedliche Veranstaltungen in den Josefov-Wiesen für die Öffentlichkeit durchgeführt werden. Dazu gehörten: Vogelstimmenwanderungen, Vogelfestivals und die sog. Nacht der Nachtigall. Bei diesen Veranstaltungen nahmen häufig mehr als 50 Interessierte teil.
Zur Abstimmung mit Landnutzern, Behörden und Vertretern der ?SO wurde zu Projektbeginn und Projektende jeweils ein Statusseminar durchgeführt in dem wichtige Aspekte bei der Umsetzung der Maßnahmen diskutiert wurden.
Fazit
Mit dem Projekt Revitalisierung der Josefov-Wiesen in Tschechien ist es gelungen die technischen Grundlagen für die Wiederherstellung von sog. Wässerwiesen zu schaffen. Durch die Gestaltung von Kleingewässern im Gebiet konnte erstmals eine Zunahme der Bestände von verschiedenen Amphibienarten (Grasfrosch, Seefrosch) nachgewiesen werden. Das Bewässerungssystem wird während der Vegetationsperiode 2012 in den geplanten Betrieb gehen und sich positiv auf den Wasserhaushalt im Gebiet auswirken können. Als erste positive Entwicklung kann der Brutnachweis des Kiebitzes im Gebiet. Der Kiebitz gehört zu den Arten, die im besonderen Focus bei der Gebietsentwicklung stehen.
Zukünftig soll das Gebiet intensiv für die Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit genutzt und zu einem ornithologischen Park entwickelt werden. Dabei ist der Bau eines kleinen Besucherzentrums, sowie von Hides und Beobachtungstürmen geplant.
Durch das Projekt entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit zwischen den beiden Projektpartnern ?SO und Michael-Otto-Institut im NABU, die für beide Seiten sehr bereichernd war. Diese Zusammenarbeit wird über das Projektende hinausgehen, um das Management im Gebiet optimal zu gestalten.
Fördersumme
110.381,00 €
Förderzeitraum
05.05.2009 - 11.06.2012
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik