Revitalisierung der Domgärten in Naumburg unter Berücksichtigung der Belange des Naturschutzes
Projektdurchführung
Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg
und des Kollegiatstifts Zeitz
Domplatz 19
06618 Naumburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ziel der Maßnahmen war die Sicherung und Wiedergewinnung des Naumburger Domgartens als Bestandteil der denkmalgeschützten Domfreiheit. Dieses Gebiet kann für sich in Anspruch nehmen, eine Modellandschaft im weltweiten Vergleich darzustellen. Mit der denkmalgerechten Revitalisierung des Domgartenareals unter Berücksichtigung der Belange des Naturschutzes konnte ein Beitrag zur Aufwertung des kulturhistorisch einmaligen Ensembles Naumburger Domfreiheit geleistet und nachhaltig in die Zukunft der Region hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft Saale - Unstrut investiert werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenPlanung und Ausführung des Projektes bauen auf einer für den Domgarten und sein Umfeld erarbeiteten denkmalpflegerische Rahmenkonzeption auf, die im Vorfeld des Projektes unter fachlicher Begleitung des LDA LSA für das Domgartenareal entstand. Mit Maßnahmebeginn wurden die Krautschichten der Mauern und Gartenbereiche kartiert, ein naturschutzfachliches Gutachten erstellt und Arbeitspläne festgelegt. Im Herbst 2010 erfolgte die fachgerechte Entschlammung der Teiche und Teichrandsanierung unter besonderem Schutz der vorhandenen Grasfrösche und Teichmolche. Im Zusammenhang mit der Teichsanierung wurde eine neue Teichtechnik zur Frischwassereinspeisung eingebaut und ein getrenntes Abwassersystem geschaffen. Vor den erforderlichen Baumfällmaßnahmen und Maßnahmen zur Wildwuchsbeseitigung wurden die Gehölze auf Vorhandensein von naturschutzrechtlich schützenswerten Höhlen und Nistplätzen untersucht und der gesamte Baumbestand hinsichtlich seines Habitatpotentials untersucht. Die Sanierung der geschädigten Immunitätsmauern erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen Vertretern des Naturschutzes, Architekten, Landschaftsarchitekten und ausführenden Baufir-men. Es galt, den gewachsenen Zustand zu stabilisieren, wertvolle krautige Pflanzenarten im Mauerbereich zu erhalten und durch die geplante Mauerkronenbegrünung mit autochtonem Saatgut, wertvolle neue Trockenbiotope zu schaffen. Neben der Mauersanierung fand im Zwinger- und Wandelgartenbereich die denkmalgerechte Wiederherstellung der um 1900 angelegten Gartenanlage statt, in deren Ergebnis die im 20. Jh. verloren gegangenen historischen Strukturen wieder gewonnen werden konnten.
Ergebnisse und Diskussion
Mit Abschluss der Maßnahme im September 2011 konnte die geplante Zielstellung nachhaltig erfüllt werden. Der durch jahrzehntelange Schadstoffbelastung, anthropogen bedingte Boden- und Abfalleinträge, Zergliederung, Vernachlässigung und unzureichende Pflege in seiner baulichen und vegetativen Substanz stark beschädigte und durch Nutzungsänderung stellenweise überformte Domgarten konnte in seinen gartenhistorischen und natürlichen Bestandswerten gesichert und denkmalgerecht wiederhergestellt werden. Mit dem Domgartenprojekt konnte das Vorhaben der komplexen Revitalisierung des historischen Erbes der Kuriengärten maßgeblich vorangebracht werden und wird sollte dank seiner Größe, Bedeutung, innovativen Planungsansätze und erfolgreichen Durchführung modellhaft als Vorbild für wei-tere Sanierungsvorhaben im Denkmalbereich der Naumburger Domfreiheit dienen.
Zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit wurden im Rahmen des Pflegemanagements künftige Pflegebedarfe ermittelt und verschiedene Pflegekonzepte erarbeitet, die im Vorfeld der Entscheidungen mit kompetenten Fachpartnern diskutiert wurden und im Ergebnis zur Vergabe von langfristigen Pflegeplänen mit verschiedenen fachspezifischen Partnern führten.
Maßnahme begleitend wurden mit dem Ziel eines fachübergreifenden Erfahrungs- und Informationsaustausches mehrere interessante Projekte durchgeführt, die dem Vorhaben Domgarten zu Gute kamen.
Im Mauerseminar 2010 wurden durch die Referenten unterschiedliche praktische Erfahrungen im Bereich denkmalgerechter Mauersanierung und Mauerkronenbegrünung vorgestellt und lebhaft diskutiert. 2010 -2011 wurde ein langfristiges Projekt mit 8-15 Schülern des Domgymnasiums zum Thema Küchengarten Levini durchgeführt. In verschiedenen Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Schüler unter Anleitung und Betreuung der Domgartenplanerinnen und Fachlehrer Biologie und Kunst mit der Historie der Domherenkurie Levini und seinem, mit Anzucht, Verwendung und Standortansprüchen von Gemüsesorten des 19.Jh, mit Pflanzplanung und historischen Spalierformen. Im Ergebnis stellten die Schüler nach eigenem Pflanzplan die Gemüserabatten und eine Projektausstellung im Küchengarten her, die von den Besuchern der Landesausstellung 2011 viel Anerkennung erhielten.
Im Herbst 2010 fand in Naumburg ein gut besuchtes, zweitägiges Parkpflegeseminar statt.
Nach einführenden Vorträgen zur denkmalgerechten Garten- und Parkpflege wurden auf dem zur Naumburger Domfreiheit gehörenden Domfriedhof neben Wildwuchs- und Totholzbeseitigung 15 neue Linden in der lückig gewordenen Hauptallee nachgepflanzt.
2011 wurde ein Pflegeseminar organisiert, an dem 48 interessierte Personen aus öffentlichen/ halböffentlichen Bereichen und Landschaftsbaufirmen teilnahmen. Nach fachspezifischen Vorträgen fand eine rege Diskussion statt, in deren Ergebnis wertvolle Empfehlungen an die VDS zur nachhaltigen fachgerechten Pflege des Domgartens zusammengefasst werden konnten. Resümee: ein hoher Standard kann nur über kontinuierliche Pflege mit entsprechend ausgebildeten Fachkräften (Gärtnern) erreicht werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Vorträge/ Präsentation:
Vorträge zum Domgartenprojekt wurden im Rahmen aller oben genannten Begleitprojekte gehalten.
Eine gesonderte Präsentation erfolgte auf Einladung des Saale- Unstrut- Vereins für Kulturgeschichte und Naturkunde e. V. 2010 im Stadtarchiv Naumburg.
Veröffentlichungen:
Fachzeitschrift Denkmalpflege in Sachsen- Anhalt, Heft 1/11, Rubrik Gartendenkmalpflege,
Autorenkollektiv Heike Mortell, Heidrun Richter, Birgit Pätzig: Die Naumburger Domfreiheit und ihre Gärten - Gartendenkmalpflege im Spannungsfeld verschiedener Nutzungen (Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt)
Saale-Unstrut-Jahrbuch 2011, Jahrbuch für Kulturgeschichte und Naturkunde der Saale- Unstrut-Region, 16. Jhrg., Heidrun Richter: Die denkmalgerechte Wiederherstellung des Domgartens in Naumburg mit dem neuen Garten des Naumburger Meisters (Hrsg. Saale- Unstrut- Verein für Kulturgeschichte und Naturkunde e. V.)
Fazit
Das Vorhaben zur Revitalisierung des Domgartens Naumburg konnte erfolgreich abgeschlossen werden und hat den Projektbeteiligten wertvolle Impulse für andere Vorhaben gegeben. Insbesondere wurden die bezüglich der Denkmalpflege- und Naturschutzbelange hergestellte spezifische Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektpartnern als auch die interessanten Begleitprojekte als Bereicherung empfunden.
Fördersumme
350.000,00 €
Förderzeitraum
10.09.2009 - 10.09.2011
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Schlagwörter
Kulturgüter
Naturschutz
Umwelttechnik