Einrichtung des Nationalparkinformationszentrums Haus der Berge
Projektdurchführung
Nationalparkverwaltung Berchtesgaden
Doktorberg 6
83471 Berchtesgaden
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Nationalparks Berchtesgaden hat der Bayerische Ministerrat in seiner Sitzung vom 30. April 2003 beschlossen, dass für den Nationalpark die Errichtung eines modernen und attraktiven Informations- und Umweltbildungszentrums erforderlich ist und baldmöglichst realisiert werden soll. Das Projekt Haus der Berge gründet auf drei gleichberechtigten Schwerpunkten, nämlich Außengelände, Infogebäude und Umweltbildungswerkstätten. In diesem Grünen Klassenzimmer sollen vor allem Kinder und Jugendliche für die Themen Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Hochgebirgswildnis und Natur Natur sein lassen herangeführt werden. Letztendlich dient das Haus der Berge zur Vor- oder Nachbereitung eines Besuchs im Nationalpark. Die Bauökologie des Gesamtprojekts entspricht den modernsten Anforderungen und erreicht teilweise sogar Passivhaus-Standard.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Inhalte der Ausstellung wurden im Rahmen von Arbeitstreffen und Workshops erarbeitet, diskutiert und fortwährend bis zur Umsetzungsreife weiter entwickelt. Dabei wurden wechselnde Arbeitsgruppen eingesetzt, die je nach thematischem Schwerpunkt aus Fachleuten der Nationalparkverwaltung bzw. externen Experten zusammengesetzt war. Als begleitende Evaluation wurden immer wieder Personen eingeladen, welche die Inhalte und deren Umsetzungsideen auf Verständlichkeit und Nutzerfreundlichkeit hin untersuchten.
Ausgehend von der Idee des Atelier Brückners, die längste Vertikale des Nationalparks in einer Wanderung vom Tal zum Gipfel und wieder zurück zu inszenieren, basiert dabei auf der Alpensymphonie von Richard Strauß. Als Besonderheit kann angeführt werden, dass die Architektur des Infozentrums um die Ausstellung herum entwickelt wurde. Auch die Fassadengestaltung dieses Gebäudes nimmt Bezug auf Inhalte der Ausstellung: Eine zentrale Botschaft der Ausstellung lautet Natur befindet sich in einem permanenten Wandel dies wird auch in der Wahl der Fassadenwerkstoffe deutlich. Cortenstahl, Holz und Gabionenwände sind Materialien, welche einer ständigen Verwandlung unterworfen sind. Letztendlich bildet diese Philosophie der Ausstellung somit auch die Grundlage für die Gebäudearchitektur. Als weiterer Schwerpunkt hinsichtlich Gestaltung galt es während der Planungsphase, Menschen mit Handicap so zu bedienen, dass die Ausstellung auch ohne fremde Hilfe erlebbar gemacht wird (Inklusion). Inhaltlich war Bildung für nachhaltige Entwicklung neben dem Wildnisgedanken und Zielsetzungen der Nationalparkverordnung eine der Grundlagen bei der Wahl der Themen bzw. deren Darstellung Umsetzung. Als zentrale Botschaften der Ausstellung gelten Natur Natur sein lassen, Wildnis, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Artenvielfalt im Hochgebirge sowie Anpassung an den Lebensraum Hochgebirge und dessen Jahreszeiten.
In der interaktiven Ausstellung des Infogebäudes begibt sich der Besucher auf eine barrierefrei gestaltete Wanderung vom Grund eines kristallklaren Gebirgssees zu einem Gipfel der Berchtesgadener Alpen. Dabei durchquert er die vier wichtigsten Lebensräume des Schutzgebiets, nämlich Wasser, Wald, Almweiden und Fels & Karst. Wissensvermittlung erfolgt einerseits durch die dargebotenen Inhalten (Texte, Exponate), aber auch durch die emotionale Gesamtinszenierung, welche den Besucher für Natur und den Schutzgebietsgedanken begeistern soll.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Für die Phase bis zur Eröffnung wurde ein Büro in München engagiert, um das Marketing in der vorgege-benen Region umzusetzen. Die Eröffnungsphase (Probephase, Tag der Offenen Tür, Eröffnungsfeier) wurde mit Hilfe lokaler Organisationen geplant. Die Präsentation des Projekts erfolgt permanent im Inter-net unter www.haus-der-berge.bayern.de und www.nationalpark-berchtesgaden.de sowie durch ver-schiedene (regelmäßige) Anzeigen, Flyer, Broschüren und (Sonder)-veranstaltungen.
Fazit
Mit Hilfe der DBU-Fördermittel konnte im neuen Nationalparkzentrum Haus der Berge eine Ausstel-lung realisiert werden, die nach Auffassung der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden in mehrfacher Hinsicht als einzigartig beschrieben werden darf. Diese Einschätzung lässt sich durch folgende Tatsa-chen unterstreichen:
1) Das inhaltliche Konzept der Nationalparkverwaltung wurde von der Atelier Brückner GmbH aufge-nommen und in eine besondere Raumgestaltung (begehbares Landschaftspanorama) umgesetzt. Diese Planung war Grundlage für die architektonische Gestaltung des Infozentrums. Letztendlich wurde um eine Ausstellung herum ein Gebäude entwickelt, wobei Botschaften der Ausstellung sogar mit in die Fassadengestaltung übernommen wurden.
2) Die Rauminszenierung aus Lichtgestaltung und Raumton entsprechend den Jahreszeiten erscheint außerordentlich gelungen. Lichtstimmungen und akustische Inszenierungen laufen nicht permanent gleich ab, sondern erfahren zufällige Änderungen innerhalb der jeweiligen Jahreszeit. Somit ergibt sich für den Besucher immer wieder ein völlig anderes Erlebnis.
3) Die Ausstellung bedient nahezu alle Sinne und soll die Menschen auf Natur bzw. das Schutzgebiet neugierig machen. Ziel der Ausstellung ist es, die Besucher für einen Besuch des Nationalparks zu begeistern. Über positive Stimmungen (Erinnerungen an Bergerlebnisse aus der Vergangenheit) werden Botschaften subtil transportiert, ohne aufdringlich zu wirken.
4) Die Ausstellung ist eine Entdeckungsreise für alle. Um den Besucher aus der bequemen Haltung des Konsumenten zu entreißen, sind viele Elemente eingebaut, die entdeckt und erkundet werden müs-sen. Durch Spuren im Wald, Geräusche von Tieren oder eine dunkle Höhle im Berg soll der Besucher bei seinem nächsten Naturerlebnis dazu gebracht werden, wieder mehr mit den Sinnen zu arbeiten, um so auch draußen Natur wieder mehr zu entdecken!
Das Haus der Berge wurde im Juni 2013 von Fokus Online zu einem der zehn spektakulärsten Museen der Welt gewählt. Diese Auszeichnung ist für die Nationalparkverwaltung und den Freistaat Bayern An-lass genug, immer weiter an einer Optimierung des Nationalparkzentrums sowie seiner Ausstellungen zu arbeiten.
Fördersumme
800.000,00 €
Förderzeitraum
02.09.2010 - 30.04.2014
Bundesland
Bayern
Schlagwörter
Naturschutz
Umweltkommunikation