Nutzung innovativer Technikkombinationen zur substanzschonenden Rekonstruktionsplanung anthropogen geschädigter historischer Parkanlagen am Beispiel von Park Paretz, Brandenburg
Projektdurchführung
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG)
Berlin-Brandenburg
Am Grünen Gitter 7
14469 Potsdam
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Durch den speziellen dynamischen Charakter von Gartendenkmalen werden auch in Zukunft immer wieder pflegende und restaurierende Eingriffe an diesen nötig sein. Dabei ist die möglichst weitgehende Erhaltung vorhandener historischer Substanz (Wege, Bodenmodell, Gehölze ...) und an deren Beispiel die Vermittlung der Gartengeschichte das Ziel einer fachkundigen Gartendenkmalpflege. Im Rahmen des Vorhabens sollen modellhaft mit Technikkombinationen der Geophysik in Verbindung mit Ergebnissen der Lufterkundung und traditioneller Quellenrecherche zerstörungsfrei Informationen über die aus verschiedenen Entwicklungsphasen noch vorhandene Substanz der Paretzer Gartenanlagen gewonnen werden. Eine abschließende Publikation soll die Methodik und Ergebnisse einem großen Kreis potentieller Anwender (u. a. Eigentümer und Betreuer historischer Gartenanlagen sowie Planungsbüros) nahe bringen. Das Projekt befasst sich mit der 7,5 ha großen Gartenanlage der SPSG in Paretz/Brbg. Ab 1797 wurden die gesamte Ortslage und der übernommene Garten grundlegend zu einem Musterensemble der preußischen Landbaukunst und Landwirtschaft umgestaltet. Bis zum Ende des 19. Jh. erfolgten nur unwesentliche Änderungen. Dann jedoch setzten kleinräumige Umgestaltungen und langsamer Verfall, nach 1945 auch gezielte Überformung und Zerstörung ein. Inzwischen sind das Schloss und seine Nebengebäude wieder restauriert und öffentlich zugänglich. Eine entsprechende Restaurierung des 2008 ins Eigentum der SPSG übertragenen Gartens ist mittelfristig vorgesehen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen des Projektes wurden vor den in vergleichbaren Fällen bisher üblichen Bodenuntersuchungen durch eine Kombination geophysikalischer Methoden, Luftbildauswertungen und Quellenrecherche möglichst umfangreiche Informationen über die noch im Boden vorhandene Substanz zusammengetragen und in ein geografisches Informationssystem eingegeben. Partiell ergänzende Grabungen interpretierten die gewonnenen Ergebnisse. Alle Projektbeteiligten diskutierten zum Abschluss gemeinsam die Ergebnisse, auf deren Grundlage nun die Entscheidungen für gezielte Bodenuntersuchung und für den zukünftigen Umgang mit der konkreten Anlage Paretz getroffen werden können.
Ergebnisse und Diskussion
Geophysikalische Verfahren und die Methoden der Geofernerkundung werden seit einiger Zeit erfolgreich in der Gartendenkmalpflege angewendet, da sie den Vorteil der Zerstörungsfreiheit haben. Im vorliegenden Fall war die Kombination vieler Verfahren und die ständige, begleitende Rückkopplung zwischen Gartendenkmalpflegern und Untersuchenden eine der Besonderheiten. Außerdem wurde entgegen sonstiger Vorgehensweise ergebnisoffen, nahezu flächendeckend gemessen und nicht gezielt nach räumlich begrenzten Einzelelementen gesucht. Daher wurde im Ergebnis eine Fülle von auffälligen Strukturen gemessen, die entweder gemeinsam interpretiert werden konnten oder noch ihrer Erklärung harren. Im Zuge des Projektes konnte noch einmal herausgearbeitet werden, dass zwei wichtige Voraussetzungen für sinnvollen Einsatz der Geophysik die aufgrund der gesuchten historischen Gartenelemente zu erwartenden physikalischen Kontraste und ein weitgehend hindernisfreies Areal sind. Letzteres war schließlich auch ein Hinderungsgrund für die großflächige kombinierte Messung, die den Bewegungsraum für ein Zugfahrzeug mit größeren anhängenden Apparaturen erfordert hätte.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Ergebnisse des Projektes wurden zusammengefasst und im Heft 23 der Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums 2011 unter dem Titel Geophysik in der Gartendenkmalpflege - Zerstörungsfreie Untersuchungsmethoden im Schlosspark Pa-retz, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-714-2 veröffentlicht.
Fazit
Neben den inhaltlich-praktischen Ergebnissen und den zahlreichen Informationen über auf Anhieb oberflächlich nicht mehr erkennbare historische Gartenelemente war vor allem der beiderseitige Erkenntnisgewinn durch die ständige interdisziplinäre Zusammenarbeit der Gartendenkmalpfleger und Geophysiker ein wichtiges Projektergebnis. Als besonders geeignete Methoden kristallisierten sich die Gleichstromelektrik und Elektromagnetik für die tieferen sowie die Geomagnetik für die flacheren Bodenschichten heraus. Die Verarbeitung der gewonnenen Messergebnisse in einem geografischen Informationssystem in Kombination mit der nachfolgenden gemeinsamen Interpretation kann danach recht einfach Verdachtsareale benennen. In diesen kann durch nachfolgende Grabungen gezielt und weniger störend nach den entsprechenden fraglichen Gartenelemente gesucht werden. Ein derzeit noch begrenzender Faktor zum großflächigen Einsatz geophysikalischer Methoden ist allerdings die Forderung nach Freiheit der Untersuchungsfläche von die Messtechnik störendem Bewuchs.
Mit der abschließenden Publikation wurde ein Leitfaden für Garteneigentümer und -denkmalpfleger erstellt, der im Interesse der Substanzschonung über die Grenzen und Möglichkeiten des Einsatzes und der Informationsverarbeitung geophysikalischer Methoden aufklärt.
Fördersumme
55.118,00 €
Förderzeitraum
16.12.2008 - 31.12.2011
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter