1.000 Fenster für die Feldlerche
Projektdurchführung
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Michael-Otto-Institut im NABU (MOIN)
Forschungs- und Bildungszentrum für
Feuchtgebiete und Vogelschutz
Goosstroot 1
24861 Bergenhusen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ziel des Projektes war es, Feldlerchenfenster als leicht umzusetzende Naturschutzmaßnahme unter Landwirten und Naturschützern in ganz Deutschland bekannt zu machen. Die freiwillige `Maßnahme` sollte in zwei Jahren auf mindestens tausend Äckern umgesetzt und ihre biologische Wirkung durch ein stichprobenartiges Monitoring untersucht werden. Das Projekt sollte darüber hinaus dazu beitragen, das Verhältnis zwischen Landwirten und Naturschützern zu fördern. Feldlerchenfenster sollen der Feldlerche und anderen in ihrem Bestand abnehmender Tierarten der Feldflur helfen. Die Bestände
der Feldlerche sind in den letzten Jahrzehnten europaweit zurück gegangen. In Deutschland wird sie mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel geführt.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEin Arbeitsschwerpunkt innerhalb des Projektes war die Gewinnung von Landwirten für das Projekt. Dabei wurden verschiedene Ansätze verfolgt. Neben Aufrufen in landwirtschaftlichen Wochenblättern und auf den Internetseiten der beteiligten Verbände wurden Landwirte direkt mit Hilfe der regionalen Kontakte der Verbände und eines speziellen Faltblattes angesprochen. Als Schwerpunktregionen waren im Vorfeld Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg ausgewählt worden. Eine Teilnahme am Projekt stand jedoch auch Landwirten aus dem übrigen Bundesgebiet offen. Die Beteiligung wurde über einen Meldebogen erfasst. Feldlerchenfenster sollten möglichst in großen Ackerschlägen in einer Dichte von zwei Fenstern pro Hektar durch Aussetzen der Drillmaschine angelegt werden. Es wurde keine finanzielle Entschädigung gezahlt, dafür erhielten die Landwirte als Anerkennung eine Informationstafel zur Aufstellung am Ackerrand. Um die Wirkung der Feldlerchenfenster auf Feldvögel zu überprüfen, wurde eine wissenschaftliche Begleituntersuchung mit Hilfe ehren- oder hauptamtlicher Kartierer auf insgesamt 85 Flächenpaaren (Acker mit/ohne Feldlerchenfenster) durchgeführt. Es fanden vier Durchgänge (April bis Juli) statt. Der Einfluss der Feldlerchenfenster auf die Dichte der Feldvögel wurde artspezifisch mit Hilfe des Wilcoxon-Tests für gepaarte Stichproben überprüft.
Ergebnisse und Diskussion
a) Beteiligung von Landwirten
Es haben sich bundesweit 525 Landwirte aus 14 Bundesländern am Projekt beteiligt. Insgesamt wurden auf 1.244 Äckern mehr als 5.100 Feldlerchenfenster angelegt. Das Projektziel, die Maßnahme auf mindestens 1000 Äckern umzusetzen, wurde erreicht. Bezogen auf die Anzahl teilnehmender Landwirte pro 100 km² landwirtschaftlich genutzter Fläche lag die Beteiligung in Hessen (1,58) vor der in Baden-Württemberg (1,2), Bayern (1,0), Sachsen-Anhalt (0,23) und Schleswig-Holstein (0,09). Rund drei Viertel der Feldlerchenfenster wurden im Wintergetreide angelegt, die übrigen verteilten sich auf Winterraps, Mais und weitere Kulturen.
Mögliche Ursachen für eine regional hohe Beteiligung (z.B. Bayern) bestanden in Erfahrungen von Landwirten mit der Maßnahme aus Vorgängerprojekten und einer intensiven Ansprache der Landwirte auf lokaler Ebene. Als ein Ergebnis ist festzuhalten, dass die teilnehmenden Landwirte auch ohne finanzielle Förderung bereit waren, eine einfache Maßnahme auf freiwilliger Basis umzusetzen. Das Partnerprojekt 1.000 Fenster für die Lerche aus Nordrhein-Westfalen mit mehr als 9.000 angelegten Feldlerchenfenstern im ersten Jahr zeigte jedoch, dass ein finanzieller Anreiz die Teilnahmebereitschaft der Landwirte deutlich steigern kann. Einen anderen Weg stellt die offensive Bewerbung freiwilliger Umweltleistungen durch den Betrieb selbst oder deren Abnehmer dar. So nutzte ein teilnehmender Betrieb aus Schleswig-Holstein, der seine Produkte regional vermarktet, die Feldlerchenfenster zur Imagewerbung. Erfolgreiche Beispiele für freiwillige Umweltleistungen der Landwirte auf Initiative ihrer Abnehmer finden sich in der Schweiz und im kleineren Maßstab in Bayern.
b) Wissenschaftliche Begleituntersuchung
Die wissenschaftliche Begleituntersuchung zeigte, dass Feldlerchenfenster im Wintergetreide eine positive Wirkung auf die Nutzbarkeit der Flächen für die Feldlerche während der Hauptbrutzeit im Mai und Juni besitzen. In diesen beiden Monaten wurden signifikant mehr Feldlerchen auf Äckern mit Feldlerchenfenstern als auf den Vergleichsflächen registriert. Während die Zahl der Feldlerchen auf Flächen mit Feldlerchenfenstern von April bis Juni konstant blieb, nahm sie auf den Vergleichsflächen im Verlauf des Untersuchungszeitraums stetig ab. Bei der zweithäufigsten Vogelart auf den untersuchten Ackerflächen, der Schafstelze, wurde hingegen keine Wirkung der Maßnahme festgestellt. Für weitere Vogelarten kann auf Grund zu geringer Häufigkeiten keine Aussage getroffen werden.
Dieser Trend stimmt mit Erfahrungen aus der Schweiz und Großbritannien überein. Flächen ohne Feldlerchenfenster werden nach diesen Untersuchungen wegen des fehlenden Zugangs zu Nahrung auf offenen Bodenstellen im Laufe der Brutsaison für Feldlerchen zunehmend unattraktiver. Auf Grundlage der im Rahmen dieses Projektes durchgeführten Untersuchung kann jedoch nicht beurteilt werden, wie sich Feldlerchenfenster auf den Bruterfolg und Brutbestand der Feldlerche (und anderer Feldvögel) sowie in anderen Kulturen auswirken. Diese Fragen sollten Inhalt weitergehender Studien sein. Darüber hinaus sollte zukünftig noch stärker auf die richtige Standortwahl für die Anlage von Feldlerchenfenstern und eine ausreichende Dichte der Fenster im Acker geachtet werden. Feldlerchenfenster können ein Beitrag zum Naturschutz in der Agrarlandschaft sein, müssen jedoch mit dem Erhalt natürlicher Störstellen und weiteren spezifischen Naturschutzmaßnahmen einhergehen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Während des gesamten Projektzeitraums wurde eine intensive begleitende Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt. Diese umfasste regelmäßige Pressemeldungen, die von zahlreichen Tageszeitungen und landwirtschaftlichen Fachblättern aufgegriffen wurden. Auch wurde mehrfach in Rundfunk und Fernsehen über das Projekt berichtet. Darüber hinaus wurde das Projekt auf insgesamt acht Fachtagungen vorgestellt.
Fazit
Als zentrales Ergebnis des Projektes ist festzuhalten, dass Feldlerchenfenster bundesweit unter Landwirten und Naturschützern bekannt gemacht wurden. Das Ziel, die Maßnahme auf mindestens 1.000 Äckern umzusetzen, wurde erreicht. Mehr als 500 Landwirte waren auch ohne finanzielle Förderung bereit, eine einfache Naturschutzmaßnahme auf ihren Äckern umzusetzen. Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung zeigte, dass die Maßnahme der Feldlerche zu Gute kommen kann. Es besteht jedoch weiterer Forschungsbedarf.
Fördersumme
79.830,00 €
Förderzeitraum
15.04.2009 - 14.04.2011
Bundesland
Alte und Neue Bundesländer
Schlagwörter
Alte und Neue Bundesländer
Landnutzung
Naturschutz