Projekt 26654/01

Beispielhafte Revitalisierung einer Gutsparkanlage des späten 18. Jahrhunderts als Maßnahme des angewandten Naturschutzes (Gutspark Schloss Riede, Hessen)

Projektdurchführung

Verein zur Förderung des Schlosses Riede e. V.
Am Burgrain 2
34308 Bad Emstal

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Schlossanlage Riede - bestehend aus Schloss, Kirche, Verwalterhaus, Wirtschaftsgebäuden und mehreren Gartenteilen - ist ein historisches Ensemble von überregionaler Bedeutung. Das historische Ensemble von Schloss und Park ist ein bedeutendes und in seiner Gesamtheit einzigartiges Kulturdenkmal, das den Geist des späten 18. Jahrhunderts besonders gut bewahrt hat. Die Rieder Anlage ist Bestandteil des Nordhessischen Naturparks Habichtswald mit öffentlichen, stark genutzten Spazier- und Wanderwegen.
Ziel des hier beschriebenen Pilotprojektes war es, im Schlossgarten die Teichanlage (drei Teiche) mit Kaskade und Brücke wieder herzustellen und die Wege Instand zu setzen. Damit verbunden war das Schließen der Lücken in den die Patte d´oie-Achsen markierenden Baumreihen (Kopflinden) durch Nachpflanzungen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenVon der ursprünglich vorhandenen Teichkette im Übergangsbereich zwischen Schlossgarten und Tiergarten wurden drei Teiche restauriert. Die beiden unteren Teiche, bei denen die Steinfassungen noch vorhanden bzw. erkennbar waren, wurden erneuert. Der schon im Tiergarten liegende dritte Teich wurde aufgrund der vorhandenen Amphibienpopulation als naturnaher Teich angelegt. Dies soll in der Folgezeit zur Erhöhung der Biodiversität des gesamten Gebietes von Schlossgarten und Tiergarten führen.
Auch die Kaskade zwischen den beiden unteren Teichen und eine Brücke bzw. Trittsteine als Übergang wurde wiederhergestellt. Für diese Maßnahme wurden gartenarchäologische und gartendenkmalpflegerische Vorarbeiten durchgeführt, um die ursprüngliche Anordnung nachvollziehen zu können.
Die Erreichbarkeit des Waldes vom Klosterhof/Schloss über den Steinweg, den Philosophenweg, die Kopflindenallee und den Landschaftsgarten in Verbindung mit dem Wanderparkplatz wurde nach historischem Vorbild wiederhergestellt. Durch die Wegeführung wird der Besucher nun zu den besonderen Ausblicken in die Landschaft und in den Landschaftsgarten geführt. Damit verbunden war das Süd-Tor mit dem Meysenbugschen Wappen und der Jahreszahl 1674, welches vorsichtig gesichert wurde. In die Ankerungen kam wieder ein Tor, das aber offen bleibt und damit den historischen Schlossbereich andeutet.
Der Park ist als Grenzbiotop zu den sich anschließenden großflächigen Waldbereichen als ganz besonders artenreich anzusehen. Hier findet sich auf kleinsten Raum eine hohe Biodiversität mit Arten des Waldes sowie der Wiesen. Dies wurde durch die Wiederherstellung unterstützt.
Die Durchführung des Projektes erfolgte in einem interdisziplinären Projektteam und wurde von einem externen Beirat mit Vertretern u.a. des Landkreises und der Denkmalpflege eng begleitet.


Ergebnisse und Diskussion

Alle Maßnahmen konnten innerhalb des vorgesehenen Budgets durchgeführt werden. Die Wege sind instand gesetzt; die Kaskadenanlage mit den drei Teichen ist fertig gestellt. Aufgrund der extremen Witterung im Winter 2010/11 mussten die Arbeiten unterbrochen werden. Damit kam es zu einer Verzögerung/Projektverlängerung von 3 Monaten. Es fanden sich weniger schriftliche Unterlagen als erwartet, die zur Wiederherstellung hinzugezogen werden konnten. Eine Drainierung der Wiesen erwies sich als nicht nötig, da der Zufluss zum oberen Teich ergiebig genug ist. Schwierigkeiten machte die Abdichtung des unteren Teiches, hier musste das Mauerwerk an einer Stelle noch einmal aufgenommen werden. Die Mitten in der Kaskade stehende Erle musste gefällt werden, da sie als selbstgesäter Wildling die Bogenbrücke bereits stark zerstört hatte. Die Mauer entlang des Steinweges wurde nicht komplett mit Sandsteinen ausgebessert, sondern der noch vorhandene zerfallene historische Staketen-Zaun wurde ersetzt. Alle anderen Maßnahmen wurden wie geplant durchgeführt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Modellprojekt ist von vorneherein in ein Gesamtkonzept zur Sicherung und Weiterführung der Rieder Anlage eingebunden. Dieses wird regelmäßig in den regionalen und überregionalen Medien veröffentlicht (Printmedien, Fernsehen). Über das Projekt wurde in einem Fernsehbeitrag des Hessischen rundfunks berichtet und dreimal in der Presse (Beginn, Zwischenstand, Abschluss des Projektes).
Durch die regelmäßige Teilnahme am Tag des offenen Denkmals, durch Führungen und Vorträge werden die Ergebnisse dieses Projektes einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zum Tag des offenen Denkmals 2011 wurde die Kaskadenanlage eingeweiht. Es kamen ca. 2.000 Besucher.
Riede wird zudem eine der hervorzuhebende Anlagen in dem in Arbeit befindlichen Projekt Gartentopographie NordHessen sein, ein von der IHK gefördertes studentisches Projekt am FB 06 der Universität Kassel, da hier anschaulich die Entwicklungsgeschichte von Gebäude und Umgebung und der Einfluss der nahe gelegenen Landgräfliche Residenz nachzuvollziehen ist.


Fazit

Mit dem Projekt konnten Gestaltungsstrukturen der Anlage verschiedener Epochen auf kleinstem Raum wieder hervorgeholt werden. Den innovativen Aspekt erhielt die Instandsetzung dieser Parkanlage durch den konsequenten Rückgriff auf historische und naturnahe Materialien, die Förderung der Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren durch die Anlage eines naturnahen Teiches, sowie die Erneuerung der Kaskadenanlage und der landschaftsprägenden Baumpflanzungen.
Die besondere Situation des Ortes bot die Möglichkeit auf vergleichsweise kleiner Fläche (kleinem Raum) sowohl auf historische als auch ökologische und ökonomische Belange hinzuweisen und wichtige Zusammenhänge zu verdeutlichen.

Übersicht

Fördersumme

79.908,00 €

Förderzeitraum

19.03.2010 - 01.06.2011

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Kulturgüter
Naturschutz