Projekt 26632/01

Optimierung von Bypässen für den Fischabstieg

Projektdurchführung

Bauhaus-Universität WeimarInstitut für Wasserwesen
Marienstr. 13 D
99423 Weimar

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In Camburg/Döbritschen an der Saale (Thüringen) erfolgten bereits umfassende Untersuchungen hinsichtlich der Restwassermenge und dem Orientierungsverhalten von Fischen im Bereich der Wasserkraftanlage. Diese schlossen Fischauf- und -abstieg und turbinenbedingte Fischschäden einer Kleinwasserkraftanlage ein (Az: 18364/01). Das während dieser Untersuchungen installierte, bodennahe Bypassrohr in der Nähe des Rechens erfüllte die Erwartungen hinsichtlich des Fischabstieges nur teilweise. Im Projekt Az 26632 wird daher an der Optimierung des Fischabstieges gearbeitet. Hierzu wird ein weiteres Abstiegsrohr in mittleren bis oberflächennahen Wasserschichten installiert und beide Rohre hinsichtlich ihrer Fließgeschwindigkeit optimiert. Der Einfluss der ebenfalls rechennah mündenden, zweiten Fischaufstiegsanlage wird in die Untersuchungen einbezogen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt wird teils parallel zum Projekt Az 18364/02 durchgeführt, da die gleiche Methodik angewendet wird. Über einen Zeitraum von 12 Monaten werden Fischabstiegskontrollen an allen möglichen Abwanderrichtungen im Bereich der Wasserkraftanlage Döbritschen durchgeführt. Es werden folgende Möglichkeiten beprobt: Turbine, Wehr, FAA am Wehr, FAA am Krafthaus, bodennaher Bypass, oberflächennaher Bypass. Die Untersuchungen finden an jeweils 4 Tagen/ 3 Nächten pro Monat während Neumond statt. Die beiden Bypassrohre werden dabei entweder einzeln oder zusammen betrieben. Durch entsprechende Vorrichtungen kann zudem der Sog, den die Öffnungen aufweisen, variiert werden. Jede Variante wird an insgesamt 3 Untersuchungsterminen getestet, um eine ausreichende Datengrundlage zu erhalten.
Während Zeiten mit erhöhtem Fischabstieg wird versucht, das Verhalten von Fischen vor dem Rechen, in der Nähe der Einstiegsöffnungen zu den Bypässen und in den Bypässen unter Freilandbedingungen zu filmen. Dieses Arbeitspaket wird durch einen professionellen Kameramann mit entsprechender Spezialausrüstung (Infrarot-Unterwasserkameras) durchgeführt. Gleichzeitig erfolgt die filmische Dokumentation der weiteren Untersuchungen als ein wichtiger Beitrag für die Öffentlichkeitsarbeit.


Ergebnisse und Diskussion

Über einen Untersuchungszeitraum von 12 Monaten (pro Monat 4 Untersuchungstage) konnten 8342 Fische aus 25 Arten erfasst werden. Dabei nutzte der Großteil der Fische den Abstiegsweg über Wehr und Borstenfischpass. Nur 18 % stiegen über die Turbine ab. Bypass und Schlitzpass konnten zusammen nur 3,7 % der Fische ableiten. Der umfangreiche Fischabstieg im Bereich des Wehres wird mit dem Auftreten von Jungfischen erklärt, die aufgrund der Anordnung dieser Abstiegsmöglichkeit bezüglich der Hauptströmung hier problemlos absteigen konnten.
Die geringe Nutzung des Bypasses und des Schlitzpasses ist mit der nicht optimalen Anordnung zu erklären. Bereits ein Verfehlen der Öffnungen um wenige Meter führt dazu, dass Fische diese Möglichkeit nicht mehr erkennen. Aufgrund der relativ großen Stababstände am Rechen (25 mm) führen auf den Rechen treffende Fische keine ausgedehnten Suchbewegungen durch. Sie passieren den Rechen sofort. Ein Einfluss der an der Öffnung herrschenden Strömungsgeschwindigkeit konnte aufgrund der geringen Fangzahlen an dieser Stelle nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Von den Richtung WKA geschwommenen Fischen konnten aber insgesamt 17 % durch diese alternativen Abstiegsmöglichkeiten von der Turbinenpassage abgehalten werden. Der Bypass wurde dabei vor allem von größeren und älteren Tieren genutzt, die die anderen Richtungen kaum aufsuchten.
Es konnte festgestellt werden, dass die bevorzugte Nutzung des Wehres durch Jungfische mit einer Änderung des Betriebsregimes zusammenhing. Während das Wasser bei früheren Untersuchungen über einen Brettüberfall abgegeben wurde und diese Konstellation nicht zum Abstieg genutzt wurde, wählten die Fische bei Wasserabgabe direkt über die Wehrkrone und ohne Überfall diesen Weg bevorzugt.
Die geplanten Filmaufnahmen konnten nicht mit Erfolg durchgeführt werden. Aufgrund der geringen Fischmenge am Bypass gelang es nicht, Fische beim Abstieg zu filmen. Auch am Rechen wurden nur 2 Fische erfasst. Am Wehr konnten mehrere Jungfische beim kontrollierten Abstieg über den Wehrrücken erfasst werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Projektes wurden auf der Tagung Fischartenschutz und Gewässerökologie in Jena vorgestellt. Eine weitergehende Veröffentlichung erfolgte bisher nicht. Die geplante filmische Dokumentation der Freilandarbeiten und die Verwendung für einen mdr-Filmbeitrag konnten nicht stattfinden, da zum Zeitpunkt der geplanten Aufnahmen die Fangtechnik durch zu hohes Laubaufkommen zerstört wurde. Es wurden jedoch viele Einzelgespräche mit interessierten Gästen des Rastplatzes Döbritschen geführt.
Eine weitergehende Veröffentlichung aller in Döbritschen durchgeführten Untersuchungen ist geplant.


Fazit

Die Aufteilung von Fischen im Bereich einer Wasserkraftanlage ist von folgenden Faktoren abhängig: Jungfischaufkommen, Vorhandensein anadromer oder katadromer Arten, großräumige Anordnung der Abstiegsmöglichkeiten bezüglich der Hauptströmung, kleinräumige Anordnung der Ableitungssysteme bezüglich der Lage zum Rechen. Der Einfluss der Fließgeschwindigkeit konnte nicht befriedigend geklärt werden. Das untersuchte Bypasssystem konnte die Erwartungen nur teilweise erfüllen, besitzt aber dennoch eine wichtige Funktion, da hier bevorzugt größere und ältere Fische abstiegen.

Übersicht

Fördersumme

96.000,00 €

Förderzeitraum

16.03.2010 - 15.09.2011

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik