Projekt 26272/01

Weiterentwicklung eines einfachen Verfahrens zur dezentralen Nachbehandlung ungenügend aufbereiteten Leitungswassers am Beispiel des Straßenkinderhauses Kosmodimiansk/Kaliningrad

Projektdurchführung

Malteser Hilfsdienst Alfhausen
Gartenstr. 14
49594 Alfhausen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In einigen Regionen Osteuropas (Polen, Russland) werden stark reduzierte Grundwässer (Sauerstoff ist aufgezehrt) mit nur unzulänglichen Methoden aufbereitet, so dass Probleme, wie starke Verschmutzung des Wassers mit Trübstoffen und Partikeln oder mikrobiellen Krankheitserregern, auftreten. Die in reduziertem Grundwasser vorkommenden Inhaltsstoffe Schwefelwasserstoff, Eisen, Mangan und Ammonium lassen sich mit konventionell erprobten Verfahren in der Regel jedoch gut entfernen. Wird ein solches Wasser ohne oder mit ungenügender Aufbereitung in ein Trinkwasserverteilungssystem eingespeist, bilden sich dort massive Ablagerungen aus Eisen-/Manganoxiden, die bis in die Haushalte gelangen.
Am Beispiel des Straßenkinderhauses in Kosmodimiansk sollte ein grundsätzlich bewährtes Verfahren zur Wassernachbehandlung durch Einsatz eines neuartigen Filtermaterials weiter verbessert und demonstriert werden. Das Verfahren sollte technisch sehr einfach aber automatisiert sein, ohne den permanenten Einsatz von Chemikalien betrieben werden und mit geringem Bedienaufwand bei regelmäßiger Wartung durch eine eingewiesene Person auskommen. Im Projekt sollte die Anlage im Straßenkinderhaus von den Projektpartnern installiert und mit den örtlichen Gesundheitsstellen, dem örtlichen Wasserversorger und der Universität Kaliningrad betrieben werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDurch das Rheinisch Westfälische Institut für Wasserforschung gGmbH in Mülheim an der Ruhr (IWW) wurde eine Wasseranalyse als Basis für die Aufbereitungsanlage erstellt und die Örtlichkeit wurde besichtigt. Unter Berücksichtigung neuer Aufbereitungsstoffe (Manganerz) wurde eine modifizierte Standard-Anlage als Kaufempfehlung vorgeschlagen.
Durch Malteser-Mitarbeiter wurde der Aufstellungsraum für die Aufbereitungsanlage vorbereitet. Die Anlage wurde vom MHD nach Kaliningrad transportiert und zusammen mit dem Monteur der Lieferfirma aufgebaut und in Betrieb genommen. Die Beprobung der verschiedenen Probenahmestellen der Anlage erfolgte nach Vorgaben von IWW durch den MHD und durch ein örtliches zertifiziertes Labor nach Absprache. Die Analytik, Auswertung und Darstellung der Daten erfolgt durch IWW. Der Hausmeister wurde nach seinen Eindrücken vom Betrieb der Anlage befragt. Alle Informationen wurden in einem Endbericht zusammengefasst.


Ergebnisse und Diskussion

Aufgrund der vorliegenden Wasseranalysen und der Situation vor Ort wurde folgende Verfahrensführung ausgewählt:
- Verdüsung-Tiefenfiltration (offen, Quarzsand/Dosfilt®)
- Pumpstufe
- Druckspeicher Einspeisung Hausnetz.

Im Zeitraum zwischen der Erstellung der Auslegungsanalyse und dem Einbau der Aufbereitungsanlage änderte der lokale Wasserversorger die Trinkwassereinspeisung. Statt des bis mindestens 12.9.2007 eingespeisten unaufbereiteten deutlich reduzierten Grundwassers wurde zum Zeitpunkt der Aufstellung der Aufbereitungsanlage ein weitestgehend aufbereitetes Trinkwasser einer anderen Beschaffenheit analysiert. Nach Angaben der Bewohner des Kinderheimes war wohl kurz zuvor - vermutlich aufgrund von anstehenden Regionalwahlen - die Einspeisung verändert worden.

Da die Bewohner befürchteten, dass die Wasserbeschaffenheit sich genauso schnell wieder zu ihren Ungunsten ändern könnte, wurde die Aufbereitungsanlage vor Ort belassen und ohne Belastung mit Eisen- oder Mangan-Ionen betrieben. Aufgrund der fehlenden Anforderungen wurde die Analysenhäufigkeit deutlich reduziert und auf eine fachliche Einbindung von Vertretern der Universität Kaliningrad wurde verzichtet. Eine Verlagerung an eine andere, relevantere, Stelle hätte - falls überhaupt örtlich möglich - die Projektmittel weit überschritten, da hierzu wiederum die Fachfirma hätte engagiert werden müssen.

Die in der Folgezeit bis Anfang 2011 durchgeführten Wasseranalysen zeigten, dass sich die Trinkwasserbeschaffenheit an der Übergabestelle vom örtlichen Versorger in das Haus nicht mehr signifikant veränderte, d. h. dass eigentlich kein Aufbereitungsbedarf mehr bestand. Durch den Betrieb der dezentralen Aufbereitungsanlage konnte allerdings die Eisenkonzentration - sofern erhöht - weiter auf Konzentrationen unter der Bestimmungsgrenze von 0,01 mg/l verringert werden.

Die automatische Spülung der Filteranlage erfolgte einmal wöchentlich und die Anlage konnte insgesamt über 3 Jahre mit einwandfreier Trinkwasserbeschaffenheit betrieben werden.
Die Projektdauer wurde kostenneutral überschritten, um bei verringerter Untersuchungsintensität Langzeiterfahrungen zu sammeln. Folgende wichtige Erkenntnisse wurden dabei gesammelt:
- Aufbereitungsanlagen dieser Art müssen entweder gegen Luftkontakt isoliert oder in einem Raum mit wenig Außenlufteinfluss oder einer Entfeuchtungsanlage aufgestellt werden. Ansonsten wird die Anlage in den Sommermonaten mit Sicherheit feucht (Kondenswasser).
- Der aufgebaute Anlagentyp funktionierte mechanisch-elektrisch über rund drei Jahre einwandfrei.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Mangels vorzeigbarer Projektergebnisse, deren Fehlen nicht durch die Beteiligten verursacht wurde, wird auf eine Präsentation oder Veröffentlichung verzichtet.


Fazit

Das Aufbereitungsverfahren konnte nicht ausreichend untersucht werden, da im Zeitraum zwischen den Voruntersuchungen und dem Aufbau der Anlage eine Umstellung der Wasserversorgung erfolgte und in der Regel kein Aufbereitungsbedarf mehr bestand. Die Anlage wurde dennoch mit einem deutlich verringerten Analytikaufwand weiter betrieben, um bei einer unerwarteten Umstellung der Versorgung (Herstellung des ursprünglichen Zustandes) die Untersuchungen doch noch durchführen zu können. Dies geschah jedoch bislang nicht.

Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde die Anlage ausschließlich vom Hausmeister gewartet und es traten keine Störungen auf. So kann zumindest das Fazit gezogen werden, dass die Anlage mechanisch-elektrisch problemlos funktionierte.

Übersicht

Fördersumme

54.392,00 €

Förderzeitraum

14.12.2007 - 13.12.2009

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik