Projekt 26150/01

Wildschäden im Wald – Monitoring, Bewertung, Schalenwildmanagement

Projektdurchführung

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde FB Wald und Umwelt
Friedrich-Ebert-Str. 28
16225 Eberswalde

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aufgrund der naturfernen Zusammensetzung der brandenburgischen Wälder soll der Anteil naturgemäßer standortgerechter Baumarten erhöht werden. Die Waldverjüngung ist oft durch mangelnde Samenbäume, lange Verjüngungszeiträume und gebietsweise überhöhte Schalenwildbestände erschwert. Um den Standortfaktor Schalenwild erfassen zu können, sollen objektive Verfahren zur Erfassung des durch Schalenwild verursachten Verbisses für unterschiedliche Untersuchungsregionen erarbeitet und implementiert sowie individuelle Pläne zum Schalenwildmanagement entwickelt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach der Auswahl der Untersuchungsgebiete und Beschaffung von Daten- und Kartenmaterial zur naturalen, jagdlichen und wirtschaftlichen Situation werden die jeweiligen forstlichen Wirtschaftsziele definiert und darauf aufbauend individuelle Verfahren zur praktischen Umsetzung des Verbissmonitorings in den Untersuchungsgebieten entwickelt (Stichprobenplanung). Nach Durchführung der Verbisserhebung erfolgen die statistische Datenauswertung und die Evaluation des Verfahrens im Hinblick auf Genauigkeit und Praktikabilität der eingesetzten Methoden. Auf Grundlage der betrieblichen Zielstellungen werden überdies für die Untersuchungsgebiete individuelle Bewertungsrichtlinien erarbeitet und die Monitoringergebnisse entsprechend evaluiert. Die Evaluierungsergebnisse bilden die Grundlage für forstbetriebliche Maßnahmenpläne, die wiederum die Basis für flächenbezogene Wildtiermanagementkonzepte sind. Abschließend erfolgt eine synoptische Bewertung der angewandten Verfahren hinsichtlich ihrer Eignung, den Wildverbiss in unterschiedlichen Untersuchungsgebieten zu schätzen und Grundlagen für individuell angepasste Vorschläge für ein regionalspezifisches Wildtiermanagement liefern zu können.


Ergebnisse und Diskussion

Nach insgesamt drei Testerhebungen wurde ein Inventurverfahren sowie ein Konzept zur Verbissscha-densbewertung entwickelt. Das Konzept zur Verbissschadensbewertung beruht auf der Annahme, dass ein verbissener Baum im Bestand nur dann einen Schaden für den Wirtschafter bedeutet, wenn er die Umsetzung der Betriebsziele verhindert oder verlangsamt. Eine Schadensbewertung kann somit nur er-folgen, wenn die Ziele hinsichtlich der zu verjüngenden Bestände, der Zielbaumarten und ihrer Mischungsanteile sowie der Mindestanzahl an unverbissenen Verjüngungspflanzen auf der Fläche klar definiert sind.
Zur Ermöglichung eines schlanken, objektiven Inventurverfahrens werden die Bestände nach Standort-bedingungen, derzeitiger und geplanter Bestockung (Bestandeszieltypen) stratifiziert. In einem 6-stufigen Bewertungsschema wird der Verbissschaden bewertet. Durch den Vergleich der vorhandenen Anzahl unverbissener Zielverjüngungspflanzen mit der angestrebten Mindestzahl unverbissener Zielverjün-gungspflanzen wird die aktuelle Schadenssituation innerhalb eines Stratums bewertet. Durch Hochrech-nung der Schadentwicklung mit Hilfe des Verbissprozentes wird das Schadensausmaß an der Zielver-jüngung bei Verlassen der durch Wild gefährdeten Höhenklassen geschätzt. Der Verbiss an Baumarten, die nicht unter das wirtschaftliche Bestandesziel fallen, wird mit Hilfe des Verbissprozentes ebenfalls quantifiziert.
Vor dem Hintergrund der Bewertung ist allein die Aufnahme von Verbiss in denjenigen Beständen rele-vant, die sich in der Erneuerungsphase befinden. Für waldbauliche Ziele ist außerdem hauptsächlich der Verbiss an den Zielbaumarten in den jeweiligen Beständen relevant. Um sicherzustellen, dass nur rele-vante Bestände beprobt werden, werden die laut Betriebsziel verjüngungsfähigen Bestände bereits vor der Aufnahme im Feld definiert.
Die Flächenvorauswahl für die Stichproben geschieht anhand von möglichst aktuellen Luftbildern mit Hilfe von ArcGis und vorhandenen Bestandesinformationen. Mit der Altersinformation der Bestände wer-den die verjüngungsfähigen Flächen am Luftbild unter dem Kriterium des maximal vertretbaren Kronen-schlussgrades (z.B. ? 0,8) ausgewählt. Aus diesen standörtlichen Komponenten und den verjüngungsfä-higen Beständen ergeben sich verschiedene Straten für die Verbissaufnahmen. Die Aufnahmepunkte werden durch ein systematisches Raster bestimmt.
Die Aufnahmepunkte werden mittels GPS-Gerät aufgesucht und markiert. Im Probekreis werden die nächsten n Bäume zum Probekreismittelpunkt aufgenommen, bis entweder n = 20 Individuen der jewei-ligen Zielbaumarten oder der Maximalradius von 5 m erreicht ist, wobei die Entfernung der vom Mittel-punkt am weitesten entfernten Pflanze jeder Zielbaumart bestimmt wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse aus der Verfahrensentwicklung wurden der Öffentlichkeit auf verschiedene Weise zur Verfügung gestellt. Neben den jeweiligen Berichten für die Kooperationspartner wurde das Datenaus-wertungsprogramm BISSdato zur freien Verfügung ins Internet gestellt. Eine Broschüre sowie ein Falt-blatt über das entwickelte Biss-Verfahren sind ebenfalls über die Website der Hochschule zu beziehen. Zum Projektende gab es eine Abschlussveranstaltung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, bei der das Verfahren und die Anwendungsbereiche einem großen Publikum präsentiert wurden. Wissenschaftliche Beiträge wurden in Form eines Artikels in einem wildökologischen Tagungs-band sowie eines Posterbeitrags auf einer Tagung erstellt.


Fazit

Verfahrensentwicklung, Testerhebungen und die Kooperation mit den Partnern sind insgesamt erfolg-reich verlaufen, so dass das Projekt planmäßig abgeschlossen werden konnte. Innerhalb der Projekt-laufzeit konnten alle Ziele erreicht werden.

Übersicht

Fördersumme

120.000,00 €

Förderzeitraum

01.03.2008 - 30.06.2010

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz