Projekt 25740/01

Transeuropäische Netze – Natur: Konnektivität der Landschaft – Erhaltung der Wildtierkorridore in Osteuropa trotz Infrastruktur-Ausbau

Projektdurchführung

EuroNatur - Stiftung Europäisches Naturerbe
Westendstr. 3
78315 Radolfzell

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projektes ist es, einer Fragmentierung der bisher weitestgehend unzerschnittenen Landschaften auf der Balkanhalbinsel entgegenzuwirken, um sie als Lebensraum für große Beutegreifer wie Wolf, Bär und Luchs und ihre Beutetiere zu erhalten.
In vielen Ländern des Balkans findet seit einigen Jahren, meist bedingt durch ihre neue Mitgliedschaft in der EU, eine starke wirtschaftliche Entwicklung statt. Diese bringt auch den Bau neuer (Fern-) Strassen und weiterer Transportinfrastruktur mit sich.
Um eine unwiederbringliche Zerstörung der wertvollen Landschaften und Lebensräumen auf der Balkanhalbinsel zu vermeiden, müssen beim Bau von Transportinfrastruktur ökologische Aspekte berücksichtigt werden, insbesondere im Hinblick auf das Wander- und Ausbreitungsverhalten großer Beutegreifer. Dazu wurden von den o. g. Partnern bereits Projekte in Polen, Kroatien und der Slowakei durchgeführt.
Die dabei getroffenen Erkenntnisse werden im Rahmen des Projekts Transeuropean Wildlife Nets nach Bulgarien und Rumänien transferiert. Dies dient auch dazu, die Position des Naturschutzes in beiden Ländern zu verbessern und die Ergebnisse des Projekts in dem politischen Entscheidungsfindungsprozess zu verankern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFolgende Arbeitsschritte sind vorgesehen:
A. Bildung eines internationalen Expertennetzwerks; dazu zunächst Workshops auf nationaler Ebene, später ein Treffen mit Vertretern aus allen beteiligten Ländern, um den Austausch von Wissen und Erfahrung zwischen den Ländern der Balkanhalbinsel zu gewährleisten und zu fördern.
B. Dokumentation der methodischen Ansätze und Ergebnisse bisheriger Projekte in Polen, Kroatien und der Slowakei; dazu Expertenworkshops in Kroatien und Polen
C. Untersuchung der Verfügbarkeit von Raum- und Umweltdaten in allen beteiligten Ländern als Grundlage für die Entwicklung den geplanten Methodentransfer sowie die fundierte Entwicklung weiterer methodischer Ansätze.
D. Dokumentation von relevanter Infrastrukturplanung sowie der beteiligten Entscheidungsträger und Planungsbehörden.
Für C und D werden bestehende Kontakte zu relevanten Ministerien genutzt.
E. Identifikation potentieller Konflikte zwischen Infrastrukturplanung und Lebensraumkonnektivität, Erarbeitung von Lösungsansätzen; dazu Analyse der in C und D gewonnen Daten
F. Erstellung eines Leitfadens, um die im Verlauf des Projekts gewonnen Ergebnisse zur Aufrechterhaltung und Verbesserung der Lebensraumkonnektivität in Bulgarien und Rumänien bekannt zu machen
G. Umsetzung einer Kommunikationsstrategie auf nationaler und europäischer Ebene; dazu Einbeziehung aller relevanten Zielgruppen (bspw. verantwortliche Behörden und Planer, Naturschutzorganisationen, etc.) in alle o. g. Schritte


Ergebnisse und Diskussion

Im Folgenden sind die bei der Durchführung der oben genannten Arbeitsschritte umgesetzten Aktivitäten sowie deren Ergebnisse dargestellt.

A. Insgesamt fanden vier Treffen, an denen alle am Projekt beteiligten Organisationen beteiligt waren satt (August 2008, Polen; April 2009, Kroatien; November 2009, Bulgarien; Oktober 2010, Ungarn). Des Weiteren fanden bilaterale Treffen mit den Partnern in Bulgarien, Rumänien, Kroatien und Polen statt, bei denen die länderspezifische Situation diskutiert wurde (u. a. Bearbeitung der Arbeitsschritte D, E und G).Bei zwei Konferenzen im November 2009 in Bulgarien bzw. Rumänien wurden Vertreter aller relevanten nicht-staatlichen und staatlichen Organisation zusammengebracht, um die Best Practise Beispiele Polen und Kroatien sowie die ersten Ergebnisse aus dem jeweiligen Land zu präsentieren. Die Konferenzen dienten als Plattform für weitere Diskussionen; diese verliefen in Bulgarien sehr positiv (Zusage seitens des Transportministeriums zukünftig vermehrt mit dem Naturschutz zusammenzuarbeiten) während deutlich wurde, dass in Rumänien noch keine Grundlage für konstruktive Gespräche gegeben ist. Die im Rahmen des TEWN Projekts durchgeführte Konferenz war die erste Veranstaltung in Rumänien, bei der Vertreter von Naturschutz und Transport zusammenkamen.
Im Rahmen aller Veranstaltungen konnten bestehende Kontakte zur Vertiefung eines internationalen Expertennetzwerkes verstärkt werden bzw. neue Kontakte zur Erweiterung des Netzwerks geknüpft werden. Auch nach Abschluss des Projekts findet ein Austausch im Rahmen des Netzwerkes statt bzw. wird zur Klärung von fachspezifischen Fragen auf das Netzwerk zurückgegriffen.
B. Fachpublikationen zum Thema Fragmentierung der Landschaft/Reduzierung der Auswirkungen in Landessprache (Polnisch und Kroatisch) wurden im Rahmen des Projekts ins Englische übersetzt und so einem breiteren Publikum zugängig gemacht. Beide Publikationen wurden bei den o. g. Konferenzen verteilt und stießen auf großes Interesse.
C. Untersuchungen zur Datenverfügbarkeit fanden insbesondere für die Länder Bulgarien und Rumänien statt, da solche Datensätze zur Erstellung der Case Studies (s. Punkt E) benötigt wurden. Schwierigkeiten ergaben sich bei der Akquise der Daten; viele der Datensätze waren nicht frei verfügbar bzw. die relevanten Behörden waren nicht bereit, die Daten zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren wurde deutlich, dass die Qualität der Daten oftmals zu wünschen übrig lässt. So gab es z. B. in Rumänien unterschiedliche Aussagen zu der Länge von geplanten Autobahnen bzw. deren Planungs- und Umsetzungsstand. Auch die bestehenden Kontakte zu Stellen in den relevanten Ministerien erwiesen sich nicht als hilfreich, da die jeweiligen Mitarbeiter selber oft nur unzureichende Informationen hatten.
D. Bei der Umsetzung dieses Arbeitsschrittes ergaben sich ähnliche Schwierigkeiten wie oben dargestellt.
E. Im Rahmen dieses Arbeitsschrittes wurden Case Studies für Bulgarien und Rumänien erstellt. Die Erstellung dieser Fallstudien erwies sich als sehr langwierig, da die Datengrundlagen meist nur unzureichend waren bzw. mehrmals neuere Datensätze bzw. solche mit anderen Aussagen auftauchten. Der Ansatz zur Erstellung der Case Studies (insbesondere für Rumänien) musste daher mehrfach geändert werden. Trotz der skizzierten Schwierigkeiten konnten fundierte Fallstudien für Bulgarien und Rumänien erarbeitet werden und ein auch auf andere Länder übertragbarer Ansatz entwickelt werden, wie die negativen Auswirkungen, die Infrastruktur auf den Bestand bzw. den Lebensraum von großen Beutegreifern haben kann, auch bei Mangel an Verbreitungsdaten analysiert werden können (siehe dazu auch Kapitel 4 des TEWN Manuals).
F. In diesem Arbeitsschritt wurde das TEWN Manual - Recommendations for the reduction of habitat fragmentation caused by transport infrastructure development erstellt. Das TEWN Manual fasst das Wissen aus Projekten in Polen, Kroatien und der Slowakei zusammen und hilft, wirksame Maßnahmen gegen Landschaftszerschneidung zu finden und umzusetzen. Das Handbuch richtet sich sowohl an Naturschützer als auch an Straßenbauer und -planer und liefert praxisbezogene Hilfestellungen und konkrete Handlungsvorschläge. Das Manual wurde im Oktober 2010 bei der IENE Konferenz (Infra-Eco Network Europe, hervorgegangen aus COST 341) vorgestellt und verteilt. Im Nachgang zu der Konferenz wurden rund 80 Exemplare an Interessenten verschickt; des Weiteren wurden je ca. 25 Manuals in Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Polen und Slowenien verteilt. Inzwischen ist der Großteil der gedruckten Manuals (Auflage 250) verteilt.
G. Im Rahmen des Projekts fanden verschiedene Veranstaltungen statt (Konferenzen in Bulgarien und Rumänien), um die Projektergebnisse zu kommunizieren. Des Weiteren fanden bilaterale Treffen mit Vertretern relevanter Ministerien aller beteiligten Länder statt sowie Gespräche auf EU Ebene (hier vor allem mit Vertretern der DG Umwelt). Dabei wurde deutlich, dass das Thema auf großes Interesse stößt und die Ergebnisse als sehr wertvoll und wichtig erachtet werden. Bei einer Studienreise nach Kroatien für rumänische Vertreter aus Naturschutz und Straßenbau wurden die in Kroatien erlangen Erfolge präsentiert und der Austausch zwischen den beiden Interessensgruppen weiter vertieft.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

EuroNatur berichtete mehrfach in dem vier Mal im Jahr erscheinenden EuroNatur Magazin über das Projekt (Hefte 1/2009, 2/2009, 1/2010 und 4/2010). Des Weiteren wurde im Dezember 2008 ein Mailing zu dem Thema erstellt.
Zu verschiedenen Themen (TEWN Declaration, Konferenzen in Bulgarien und Rumänien, Erscheinen des Manuals) wurden Pressemitteilungen erstellt, die z. T. von Medien aufgegriffen wurden (insbesondere Manual).
Das Projekt wurde bei der IENE Konferenz im Oktober 2010 einem breiten Publikum im Rahmen einer 1,5 stündigen TEWN Session vorgestellt.


Fazit

Das Projekt kann als sehr erfolgreich betrachtet werden. Trotz einiger Schwierigkeiten bei der Umsetzung einzelner Aktivitäten konnten alle Arbeitsschritte abgeschlossen werden und die angestrebten Ergebnisse erzielt werden.
Des Weiteren konnten zusätzliche Aktivitäten, die im Verlauf des Projekts als notwendig und sinnvoll identifiziert wurden (bspw. Studienreise rumänischer Stakeholder nach Kroatien, Teilnahme IENE Konferenz) umgesetzt werden.
Mit der Erstellung des TEWN Manuals sowie der Übersetzung nationaler Publikationen ins Englische kann das über viele Jahre in Kroatien, Polen und der Slowakei gesammelte Wissen Interessierten aus anderen Ländern zur Verfügung gestellt werden. Hier war vor allem die Teilnahme an der IENE Konferenz eine entscheidender Katalysator.
Als wichtiger und erfolgreicher Bestandteil können auch die beiden Konferenzen in Rumänien und Bulgarien erachtet werden: die Veranstaltungen haben maßgeblich dazu beigetragen, die Problematik in beiden Ländern einem breiten Publikum zu transportieren und eine Plattform für weiteren Austausch zu schaffen.

Übersicht

Fördersumme

124.995,00 €

Förderzeitraum

01.07.2008 - 15.10.2010

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Umweltforschung
Umwelttechnik