Sanierung eines umweltgeschädigten, historischen Wirtschaftsgebäudes am Gut Lomnitz/Niederschlesien als modellhafte Maßnahme zur Bewahrung der historischen Kulturlandschaft des Hirschberger Tals
Projektdurchführung
Verein zur Pflege schlesischer Kunst und
Kultur e. V. (VSK)
Holzrothweg 12
83083 Riedering
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Projekt befasste sich mit der modellhaften Restaurierung des Pferdestalls aus dem frühen 19. Jahrhundert des ehemaligen Gutshofes von Lomnitz/Lomnica im polnischen Niederschlesien. Diese Sanierung war eine unerlässliche denkmalpflegerische Maßnahme, um den Gesamtkomplex des Lomnitzer Wirtschaftshofes als Teil eines Ensembles mit den beiden dazu gehörenden Schlössern und einem 9 Hektar großen Landschaftspark zu erhalten. Ziel war aber auch, einen nachhaltigen Beitrag zum Schutz der Kulturlandschaft des Hirschberger Tals zu leisten.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Schritte zur denkmalgerechten Sanierung des Pferdestalls im Gutshof Lomnitz waren:
1) Prüfung des Schadensbildes und des technischen Zustandes des Gebäudes.
2) Beräumungsarbeiten: umweltgerechte Entsorgung der Eternit-Asbestdacheindeckung.
3) Rückbau von nicht denkmalgerechten Einbauten wie Zwischenwänden, Betonböden, etc.
4) Durchführung der Außensanierungsarbeiten, einschließlich der Neueindeckung des Daches.
5) Durchführung der Innensanierungsarbeiten und Ausgestaltung als große Veranstaltungshalle.
6) Erd- und Installationsarbeiten für die Regenwasserableitung, Anlage des Hofteiches.
Gemeinsam mit der Denkmalakademie Görlitz und dem polnischen Denkmalamt sowie dem Verband der polnischen Architekten wurden die Baumaßnahmen im Rahmen von grenzüberschreitender Zusammenarbeit in drei Seminaren begleitet und betreut. Themen der 1- bis 2-tägigen Seminare waren:
- Anwendung alter Techniken im Bereich Zimmerer- und Maurerhandwerk
- Putzarbeiten mit Einsatz von Materialien nach historischem Vorbild
- Farbeinsatz am Denkmal mit Kalk-Kaseinfarben mit ökologischen Naturbaustoffen.
Ergebnisse und Diskussion
Die vor Beginn der Maßnahme entwickelte Konzeption für die Nutzung des leer stehenden Gutshofes zielte bereits auf eine intensive Öffentlichkeitsarbeit hin, um die Wertschätzung von Baudenkmälern und traditionellen Handwerkstechniken zu fördern sowie auf einen verbesserten Umgang mit dem Erbe der Kulturlandschaft des Hirschberger Tals hinzuwirken. Diesem Ziele konnte das Projekt während der Sanierungsarbeiten ein Stück näher kommen. Das Interesse der Besucher von Schloss Lomnitz sowie das der Bevölkerung des Hirschberger Tals war groß. Die anfängliche Skepsis angesichts des ruinösen Zustandes des Gutshofs wich bald großer Begeisterung und vielerlei Unterstützung durch Rat und Tat.
Überraschend groß war der Zuspruch zu den drei Schulungen durch die Denkmalakademie Görlitz. Sie brachten interessierte Handwerker, Denkmalpfleger und Bauleiter zusammen. Diese Schulungen und die beratende Begleitung durch die Fachleute der Denkmalakademie hatten einen sehr großen Anteil am Erfolg der Baumaßnahme. Die enge Zusammenarbeit mit den Fachleuten der Denkmalakademie brachte wertvolle Hinweisen und Planungshilfen bei der Neugestaltung bzw. Wiederherstellung zahlreicher architektonischer Details des Gebäudes. Dazu gehörten die Rekonstruktion der Türen und Tore, oder die Gestaltung des Außenputzes mit Glattputzelementen, die insgesamt erst den Charme und die historische Wirkung des Gebäudes ausmachen. Diese Zusammenarbeit war für alle Beteiligten, von den aus-führenden Handwerksfirmen, der Denkmalpflege bis zu den begleitenden kommunalen Ämtern sehr positiv und brachte einen grenzüberschreitenden Wissenstransfer zwischen polnischen und deutschen Fachleuten.
Neben diesen baulichen Aktivitäten fanden bereits im Verlauf des Projekts etliche Veranstaltungen auf dem Gutshof statt, mit denen neues Leben einkehrte. Schon ab Oktober 2007 fanden große Märkte im Pferdestall und auf der davor liegenden Freifläche statt. Zunächst der Erntedank-Markt, der das Ziel des Projektes - die Direktvermarktung und das Schaffen von neuen Absatzmöglichkeiten für die ländliche Bevölkerung der Region - förderte und regional und überregional ein großes Publikumsecho fand. Es folgte ein Adventsmarkt, der mehreren tausend Besuchern hatte.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im Juni 2007 wurde ein mehrfarbiges Transparent in der Größe 5 x 3,5 m an der von der Straße gut einsehbaren Giebelwand des historischen Speichers des Gutshofs angebracht, das das Ziel der Sanie-rungsmaßnahme zweisprachig erläutert und auf die Finanzierung durch die DBU sowie auf die Beteilig-ten des Projekts hinweist. Auf die Ziele und die Unterstützung durch die DBU wurde in verschiedenen Gesprächen mit den örtlichen Medien eingegangen. In verschiedenen Zeitschriften erschienen Artikel zu den Fortschritten auf dem Gutshof von Lomnitz. Auch die Internetpräsentationen von Schloss Lomnitz und dem VSK sowie das Periodikum Gruß aus Lomnitz berichten über die Arbeiten. (http://www.schloss-lomnitz.pl und http://www.vskschlesien.de). Außerdem wurde auf die Unterstützung der DBU auf den Werbematerialien, vor allem auf den Plakaten und Einladungen für die Veranstaltungen auf dem Gutshof hingewiesen. Auch Einladungskarte und Plakat zur Ausstellung Hinterm Herrenhaus - Geschichte der Gutshöfe und der Gutsherrschaft im Hirschberger Tal wiesen darauf hin, dass die Nut-zung des Gebäudes durch die Mittel der DBU ermöglicht wurde.
Die regelmäßig stattfindenden Führungen durch die Schaustelle Gutshof Lomnitz, die Möglichkeit zum Tag des offenen Denkmals die Baumaßnahmen kennen zu lernen und vor allem die ab Oktober präsen-tierte dreisprachige Ausstellung Hinterm Herrenhaus - Geschichte der Gutsherrschaft und der Gutshöfe im Hirschberger Tal führten dazu, dass sich sehr viele Menschen mit dem bisher in der Öffentlichkeit nicht behandelten Thema der verfallenden und bedrohten Gutshöfe auseinander setzten.
Fazit
Die Sanierungsarbeiten können sowohl in technischer, als auch in denkmalpflegerischer und ästhetischer Hinsicht als sehr gelungen betrachtet werden. Das alte Stallgebäude ist mit seiner historischen Farbgebung und Dachziegeleindeckung in seiner ursprünglichen Schönheit wieder entstanden, der vor-herige Zustand erheblicher Baufälligkeit und Verwahrlosung ist vollständig beseitigt. Trotz der übrigen noch im Verfall befindlichen Gebäude hat der Gutshof durch den renovierten Pferdestall einen wesentlichen Teil seiner ursprünglichen Ausstrahlung zurück gewonnen. Das Projekt hat große motivierende Wirkung auf Beteiligten und eine starke Ausstrahlung auf die nähere und weitere Umgebung. Schon jetzt kann gesagt werden, dass durch dieses Projekt ein nicht zu übersehendes Startzeichen für einen tief greifenden Bewusstseinswandel im Umgang mit historischen landwirtschaftlichen Gebäuden gegeben wurde.
Fördersumme
120.000,00 €
Förderzeitraum
21.03.2007 - 21.03.2008
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Landnutzung
Umweltkommunikation