Nachhaltiger Tourismus im Nationalpark Shirvan, Aserbaidschan
Projektdurchführung
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven
Technologietransfer Emden
Constantiaplatz 4
26723 Emden
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Regierung von Azerbaijan möchte ihre Nationalparks für den nachhaltigen Ökotourismus öffnen. Hierzu hat die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven (FH OOW) ein beratendes Vorprojekt im Nationalpark Shirvan übernommen. Dabei geht es um die komplette Infrastruktur, vom Eingangsgebäude über ein beispielgebendes Konferenz- und Verwaltungshaus bis zum Landschulheim. Vor allem aber geht es um angepasstes Bauen mit guten Dämmstandards und um eine gesicherte Versorgung mit Wasser und Strom sowie um umweltverträgliche Abfall- und Abwasserkonzepte.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenReise nach Baku / Shirvan; Gespräche mit Umweltministerium, Nationalparkleitung, Unternehmen und Hochschulen. Erfassung und Aufmass der Ausgangssituation im Nationalpark Shirvan.
Marketingberatung:
Ermittlung künftiger Besucherströme in priorisierten Zielgruppen und sinnvoller Programmangebote, dar-aus Ermittlung der künftigen Anforderungen an Organisationsentwicklung, Infrastruktur, Weiterbildung, Aufbau von Fach- und Hochschulkooperationen zwischen Baku und Ostfriesland/Nordwestdeutschland.
Ingenieurberatung:
Vorschläge und Bemessungsgrundlagen für den Infrastrukturaufbau hinsichtlich Strom, Wärme, Frisch- und Abwasserversorgung, Anforderungen an Neu- und Umbaumaßnahmen, Grundlagen für Ausschreibungen im Rahmen nächster Schritte. Links: einer der ersten Entwürfe für das Schulheimgebäude in lokaler Architektur mit einem Zentralbereich, der gleichzeitig passiv klimatisieren kann.
Ergebnisse und Diskussion
Die Nachfragesituation des erst im letzten Jahr für die Öffentlichkeit geöffneten Nationalparks Shirvan ist gut. Das touristisch bereits besser erschlossene Ghobustan (ca. 30 min nördlich in Richtung Baku) zählt etwa 300 Gäste an Wochenenden. Das ungleich breitere Angebot im Shirvan gestattet eine realistische Hochrechnung auf über 1000 Gäste an Sommer-Sonntagen, die an einzelnen Spitzentagen bis zum dreifachen hochschießen könnten, worauf sich der Park mit Empfangsmöglichkeiten für Gäste einstellen muss: mit Wasser, Energie, Aufenthaltsmöglichkeiten, Parkraum, Personal und Zuwegungsmöglichkeiten. Ein vor dieser Reise vielleicht unterschätzter Punkt ist die Entwicklung kompakter, service-intensiver buchbarer Besuchsangebote von Baku aus, wofür örtliche Tourismuspartner zu finden und auch zu qualifizieren sind. Dabei bieten sich Verbundpakete an, die die in der Nähe des Parks befindlichen Schlammvulkane, das prähistorische Ghobustan und die Strände des Kaspisees sinnvoll einbeziehen. Allerdings wird die Vermarktungsstrategie stark davon beeinflusst, wie Politik und Nationalparkleitung die verschiedenen Zielgruppen und geeignete Vertriebswege priorisieren.
Aktuell legt man den größten Wert auf die Umweltbildung für Kinder in den anliegenden drei Rayons. Diese könnten in der Woche zu Tagesprogrammen anreisen, wobei Klassenfahrten auch am Wochenende in Azerbaijan stattfinden können. Dem gegenüber steht das große und wachsende Erholungsbedürfnis der Einwohner Bakus, geführt von etwa 20.000 Expats, vorwiegend aus GB und USA, die erst langsam die Ausflugsmöglichkeiten rund um Baku wahrzunehmen beginnen.
Im Vergleich zu anderen Nationalparks liegt der Shirvan stadtnah und verkehrsgünstig, er ist gut beraten, eine touristisch intensiv nutzbare Eingangssituation zu schaffen, wo Wochenendgäste ein bequemes Ausflugsziel mit Möglichkeiten zu Picknick und Barbecue vorfinden, während das Parkinnere vorteilhaft für den Ökotourismus und letztlich strengen Naturschutz und Forschung im engeren Sinne reserviert bleiben kann. Hier bietet sich das tief im Park gelegene See-Haus an, das komplett vom öffentlichen Netz abgekoppelt werden sollte, denn die aktuellen Versorgungsleitungen sind überaltert, ungünstige konstruiert, so dass regelmäßig Vögel daran zu Tode kommen.
Innerhalb des Parks dienen die neu zu schaffenden Gebäude und Anlagen grundsätzlich als Pilot- und Demonstrationsanlagen. Sachinformationen müssen in dieser Region stets durch eigene Anschauung und die Empfehlung persönlicher Gewährsträger ergänzt werden.
Weitere Kooperationsmöglichkeiten im Bereich des angepassten Bauens und der Anpassung an den Klimawandel (regionales Wassermanagement vorneweg) auch über Azerbaijan hinaus ergaben sich in den Vorgesprächen in Baku. Nach der Reise im Mai sind in Deutschland jetzt weitere Fachkontakte hinzugekommen (u. a. mit Prof. Priesemann von der FHOOW).
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Zwischenergebnisse wurden dem Umweltminister in Baku direkt vorgetragen, ein Workshop in Emden bezog Partner aus der Region Ostfriesland mit ein. Eine weitere Zusammenarbeit mit dem neuen ATI Azerbaijan Tourismus Institute in Baku ergab sich infolge dieser Gespräche, der Endbericht mit umfangreichem Zeichnungsmaterial liegt mittlerweile auch dem Ministerium vor.
Fazit
Die gewünschten Entwürfe und Auslegungsdaten stehen bereit, das Ministerium hat sein Interesse be-kundet, die Vorschläge jetzt nochmals zu prüfen und anschließend in die Umsetzungsphase einzutreten.
Fördersumme
17.400,00 €
Förderzeitraum
20.04.2007 - 20.07.2007
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz