Projekt 25363/01

Innovatives Neophytenmanagement im Dreiländereck – Am Beispiel des Einzugsgebiets der Neiße

Projektdurchführung

Landkreis Löbau-Zittau Landratsamt
Hochwaldstr. 29
02763 Zittau

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Neophyten stellen mittlerweile vielerorts eine ernsthafte Bedrohung der einheimischen Biodiversität und damit auch für wichtige Ökosystemfunktionen dar. Um die Verdrängung heimischer Pflanzen- und Tierarten zu verhindern, kommen unterschiedliche Bekämpfungsmaßnahmen zum Einsatz. Diese sind in der Regel mechanisch oder chemisch. In Grenzgebieten, wie in dem Dreiländereck um Zittau, bedarf es dazu einer besonderen Koordinierung der Maßnahmen zwischen allen Beteiligten. Gänzlich unbeachtet blieben bislang Möglichkeiten einer energetischen und stofflichen Nutzung der anfallenden Biomasse. Es stellt sich somit die Frage, ob eine nachhaltige Verdrängung durch eine zeitlich befristete Nutzung möglich ist. Dieser Herausforderung stellt sich das o. a. Projekt. Bei erfolgreicher Realisierung würden erstmals Wege der Neophytenverdrängung in einem sensiblen Raum mit Dreiländerbezug aufgezeigt werden, die im Vergleich mit den bisher zum Einsatz kommenden herkömmlichen Verfahren eine ökonomisch wie ökologisch sinnvolle Alternative darstellen könnten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Vollständige Erfassung der Neophytenbestände im gesamten Einzugsgebiet der Neiße, das
bedeutet in Polen, Tschechien und Deutschland;
2. Digitalisierung der Datenbasis und Clusterung nach einheitlichen Kriterien (z. B. nach Neophyten,
Flächengröße, Bodentyp, etc.);
3. Erfassung der Biomasse nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten (Menge, Qualität,
Logistik, Eigentumsverhältnisse etc.);
4. Verschneidung der ökologischen mit den ökonomischen Daten;
5. Bildung interdisziplinärer Clustergrenzen;
6. Auf Basis der interdisziplinären Clusterinformationen Bestimmung von differenzierten
Verdrängungsmaßnahmen (unter Berücksichtigung von Umwelt- und Verordnungsrecht,
Festlegung internationale einheitlicher Verfahren und Berücksichtigung nationaler
Besonderheiten);
7. Auswahl von repräsentativen Versuchsflächen (ca. 20 Flächen mit insgesamt 10 Hektar Umfang);
8. Durchführung von repräsentativen Verdrängungsmaßnahmen (zu differenzieren nach
Nutzungsoptionen, z. B. Kategorie ohne Nutzung (klassische Verdrängung prioritär), oder
Kategorie mit Nutzung (Verdrängung durch Nutzung, energetische oder stoffliche Verwertung
der Biomasse);
9. Analyse und Auswertung der Testergebnisse, Strategieentwicklung für die Gesamtfläche;
10. Ableitung repräsentativer Stabilisierungsmaßnahmen auf den Versuchsflächen (Verdrängung
durch Nutzung: z. B. Anlage von Grasgesellschaften, Anlage von Strauchgesellschaften,
Aufforstung); -> wichtige Nebenbedingungen: Standortvoraussetzungen, Eigentümerinteressen
und Biodiversitätsziele;
11. Entwicklung eines Informations- und Kommunikationskonzeptes zur Abstimmung mit den
Flächeneigentümern/-nutzern:
12. Entwicklung betriebswirtschaftlicher und volkswirtschaftlicher Nutzungsoptionen, ggf.
energetische und stoffliche Verwertung, Kooperation mit der regionalen Wirtschaft;
13. Kostenkalkulation und Festlegung der Finanzierungsoptionen (öffentlich und privat), Festlegung
von kritischen Mengen und Preisen in Abhängigkeit von den ökologischen
Clusterinformationen;
14. Auswertung der Ergebnisse, Übertragung in einen Kriterienkatalog/Leitfaden mit
repräsentativen interdisziplinären Vorschlägen für andere Neophytengebiete;


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt zieht seine Innovationsrechtfertigung nicht nur aus der grundsätzlichen Thematik, sondern aus der Kombination zwischen Internationalität und Interdisziplinarität. Dies bedeutet im Einzelnen:

1. Internationalität: Ein Projektverbund zwischen deutschen, polnischen und tschechischen Partnern ist zu dieser Themenstellung bislang noch nicht realisiert worden. Durch den aktuellen Stand der nationalen Neophytenverdrängungs- und Wiederbesiedlungsmaßnahmen werden die Effizienzpotenziale sichtbar, die durch ein internationales Konzept erschlossen werden können. Bei erfolgreicher Realisierung sind Multiplikatorwirkungen durch den Erfahrungstransfer für die Regionen zu erwarten, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Die Einmaligkeit des grenzüberschreitenden und ganzheitlichen Vorgehens wird durch die damit verbundenen positiven Wirkungen für die biologische Vielfalt entlang des gesamten Einzugsgebiets der Neiße noch verstärkt.

2. Interdisziplinarität: Die Kombination von Ökonomie und Ökologie stellt ein weiteres wesentliches Innovationselement dar. Erstmalig liegt der Schwerpunkt der Neophytenbetrachtung nicht ausschließlich auf Verdrängung, sondern ggf. auch auf Nutzung bzw. die Kombination in der Verknüpfung mit geeigneten Wiederbesiedlungsmaßnahmen einheimischer Pflanzenarten. Unabhängig von den Projektergebnissen ist diese interdisziplinäre Kombination so oder so ein notwendiges Element, um mittelfristig von der reinen fördermittelorientierten Neophytenbekämpfung ggf. auch zu privatwirtschaftlich finanzierten Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzeptionen zu kommen. Zwar wird dies flächendeckend nicht möglich sein, gleichwohl führen aber auch bereits punktuell eigenständig zu betreibende Modelle privater Akteure zu einem volkswirtschaftlichen Mehrwert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Veröffentlichung der Ergebnisse auf Deutsch, Polnisch und Tschechisch, Einrichtung einer internetgestützten Informations- und Kommunikationsplattform für Grundstückseigentümer bzw. -nutzer, Herausgabe von Informationsmaterialien und Fachpublikationen. Zum Abschluss des Projektes wird ein trinationaler Workshop ausgerichtet, der für die unmittelbar Betroffenen (z.B. Grundstückseigentümer, Verwerter der Biomasse), aber auch für interessierte Dritte offen ist.


Fazit

Die Projektkooperation zwischen Deutschen, Polen und Tschechen führt nicht nur zu einem fachlichen Erfahrungsaustausch, sondern auch zu einem weitergehenden ideellen Interessenverbund. Die Partner lernen die Positionen der jeweiligen ausländischen Akteure besser kennen und somit auch verstehen, das führt in der Summe zu mehr Akzeptanz für das eigentliche Thema, die gemeinsame Verpflichtung zum Erhalt der Artenvielfalt. Durch die Zusammenarbeit sind darüber hinaus auch weitere positive Effekte für die Gestaltung anderer Herausforderungen zu erwarten, die man nur im internationalen Verbund ganzheitlich bearbeiten kann. Sollten privatwirtschaftliche Kooperationen zwischen den Ländern aufgebaut werden können, führt das Projekt bei den Beteiligten zu einer Erhöhung der internationalen Managementkompetenz. Ganz unabhängig von diesen konkreten Effekten wird über das Projekt auch der Nachhaltigkeitsgedanke an einem konkreten Fall realisiert. Ein hervorragendes Beispiel, um darüber auch aktiv Umweltbildung betreiben zu können, z. B. durch die Einbindung deutscher, polnischer und tschechischer Schulen.

Übersicht

Fördersumme

122.000,00 €

Förderzeitraum

01.06.2007 - 31.05.2009

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik