Projekt 25219/01

Umsetzung eines für mittelalterliche siebenbürgische Kirchenburgen modellhaften Konservierungs- und Restaurierungskonzeptes am Beispiel der umweltgeschädigten Kirchenburg in Frauendorf (Rumänien)

Projektdurchführung

ProDenkmal GmbH
Geschwister-Scholl-Str. 5
10117 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aufgrund der extrem hohen Umweltbelastung und langjährigem Russ - und Schadgaseintrag im Gebiet um Copsa Mica kam es in den vergangenen 60 Jahren zu erheblichen Schäden an Baudenkmalen.
Im Rahmen dieses Vorhabens soll am Beispiel der Kirchenburg in Frauendorf ein Konzept zur Behebung dieser umweltbedingten Schadensphänomene und darüber hinaus ein Konzept zur umfassenden Restaurierung des komplexen Objekttypus Kirchenburg erarbeitet und umgesetzt werden. Die Herangehensweise, die gefundenen Sicherungs-, Restaurierungs- und Instandsetzungskonzepte sowie die Art der Ausführung der Restaurierungen sollen beispielgebend für andere Kirchenburgen in der Region sein.
Ziel 1: Praktikables Restaurierungskonzept mit wissenschaftlichem Planungsansatz
Ziel 2: Dynamischer Wissenspool
Ziel 3: Sensibilisierung und Revitalisierung traditioneller Arbeitstechniken / denkmalpflegerisches Denken
Ziel 4: Auswirkung der Umweltverschmutzung auf das Kulturgut Kirchenburg
Ziel 5: Revitalisierung der Kirchenburg:


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUNTERSUCHUNG / MUSTER / PLANUNG / BEGLEITUNG DER MAßNAHMEN
I. Vertiefung der Untersuchung / Methodenentwicklung z. Dekontaminierung / Muster und Tests
II. Maßnahmenplanung / Vorbereitung Vergabe / Vergabe
III. Objektbegleitung / Bauüberwachung
IV. Mit Kostenverfolgung / Terminplanung Zusammenstallung der Ausführungsdokumentation
V. Abschlussbericht Phase 2
VI. Projektübergreifende Leistungen / Wissenspool / Fortbildung / Vorträge / Öffentlichkeitsarbeit


Ergebnisse und Diskussion

Die Projektziele, die im Rahmen der vorangegangenen 1. Projektphase formuliert worden waren, haben einen gesamtheitlichen Ansatz verfolgt, der in erster Linie folgende Schwerpunkte beinhaltete:
Umweltaspekt
Objektspezifische restauratorische Ansätze
Denkmalpflege
Belebung regionales Denkmal-Handwerk
Einbeziehung Gemeinde und Schule
Modernisierung / Umnutzung durch Gästezimmer und Museum
Nutzbarmachung der Erfahrungen für andere Projekte

Der Anspruch des Projektes war sehr ambitioniert und aufgrund der unterschiedlichen Förderrichtlinien der beteiligten Stiftungen und Institutionen erforderlich und aus damaliger Sicht wünschenswert.

Leider hat die nicht Projektziel konforme Herangehensweise des ursprünglichen Architekten für eine Zäsur im Projektverlauf im Jahre 2007 geführt. Dies hat zum einen zur Folge, dass der Projektfortschritt ca. sechs Monate unterbrochen war. Zum anderen hatte sich nach Einbeziehung des MET-Architekten Herrn Hülsemann gezeigt, dass die Kostenschätzung des rumänischen Architekten aus der Projektphase 1 bei weitem zu optimistisch war.
Die baulichen Ziele mussten daher korrigiert werden, wurden aber im Wesentlichen im Sinne einer Revitalisierung der Kirchenburg durch die Schaffung von Museum und Gästezimmern erreicht. Hierbei sind die unterschiedlichen Herangehensweisen in Planung und Ausführung ablesbar:
Instandsetzungskonzept 1: Rekonstruktion mit nicht denkmalgerechten Materialien / Arbeitstechniken
Instandsetzungskonzept 2: Rekonstruktion mit denkmalgerechten Materialien / Arbeitstechniken
Instandsetzungskonzept 3: Restaurierung mit denkmalgerechten Materialien / Arbeitstechniken
In Abstimmung mit den Projektbeteiligten und um einen Teil der geplanten Maßnahmen in vollem Umfang abschließen zu können, wurden die restauratorischen Ziele zu Gunsten der baulichen Ziele erheblich reduziert. In erster Linie wurde an der Kapelle eine beispielhafte Ausführung der Restaurierung und Instandsetzung durchgeführt. Weiterhin wurden umfangreiche Materialuntersuchungen und -tests vorgenommen, die in Form von perspektivischen und mit unterschiedlichen Zielstellungen konzipierten Musterflächen umgesetzt wurden.

Grundsätzlich ist ein denkmalgerechtes und substanzerhaltendes Bauen in Rumänien problematisch. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist der Wille sämtlicher Projektpartner und -beteiligter. Der einheimische Architekt war nicht Willens oder nicht in der Lage diesem Projektziel zu folgen.
Die Erfahrung aus dem Projekt zeigt, dass es grundsätzlich möglich ist, mit einem Generalunternehmer zu arbeiten. Dies hat zur Konsequenz, dass der Planungs- und Betreuungsaufwand überschaubar ist. Hierbei besteht aber die Gefahr, dass die Ausführungsqualität den Anforderungen in keiner Weise entspricht.

Nach der Neuausrichtung des Projektes wurde nach der Strategie des MET gearbeitet. Die Projektziele konnten auf diese Weise in hohem Maße erreicht werden. Deutlich wurde aber auch, dass der Selbstorganisationsgrad der Ausführungsfirmen limitiert ist, die Baumaterialien von der Projektleitung beschafft werden mussten und ein sehr hoher Koordinationsaufwand bestand. Viele Produzenten / Lieferanten von angepassten / traditionellen Materialien gehören dem informellen Sektor an, können keine prüfbare Rechnung verfassen und arbeiten mit begrenzter Zuverlässigkeit. Aufgrund der Kleinteiligkeit und Menge von Rechnungen, Belegen unterschiedlicher Art wurde ein enormer Buchhaltungsaufwand verursacht, der die personellen Ressourcen des BKM bisweilen überforderte. Hinzu kam eine nicht zu unterschätzende Unklarheit und Rechtsunsicherheit in der Genehmigungspraxis.
Die letztgenannten Sachverhalte führten im Wesentlichen dazu, dass Frau Lemnitz vor Ort als auch ProDenkmal einen Großteil des verfügbaren Zeitbudgets anstelle von inhaltlichen und fachspezifischen Themen organisatorischen und koordinierenden Fragestellungen widmen mussten. Aus diesem Grunde würde man für die Konzeptionierung eines Projektes mit vergleichbaren Rahmenbedingungen einen Projektmanager einplanen, der von Vornherein für Projektbuchhaltung, Organisation und Koordination vorgesehen ist.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- Einweihungsfest am 02.05.2009
- Beiträge in der Hermannstädter Zeitung, Hermannstadt
- Beiträge in der Siebenbürgisch-Sächsischen-Zeitung, München
- internationale Fachtagung zum Thema Restaurierung von Baudenkmalen in Siebenbürgen
unter dem Aspekt von Umwelt- und Klimaeinflüssen am 3./4.06.2009
- Tafel zur Baumaßnahme und den Fördermittelgebern in der Kirchenburg Frauendorf


Fazit

Trotz der Schwierigkeiten zu Beginn der Phase 2 und die damit zusammenhängende notwendige Neukoordinierung, konnte das Projekt auf neue Füße gestellt und die Ausführung umfangreicher Arbeiten gewährleistet werden. Auch wenn diese zum derzeitigen Zeitpunkt nicht vollständig abgeschlossen sind, können die praktischen Arbeiten, aufgrund der abgeschlossenen Planung und guten Vorbereitung aller Beteiligten, durch das Bezirkskonsistorium weitergeführt und beendet werden. Die Beantragung weiterer notwendiger finanzieller Mittel ist ebenfalls auf den Weg gebracht und muss durch das Bezirkskonsistorium weiter verfolgt werden. Ein Antrag auf EU- Unterstützung sollte u.a. gestellt werden. Dieser Antrag ist formuliert und die dafür notwendige Machbarkeitsstudie erstellt.

Zudem ergibt sich auch aus anderer Warte eine positive Zukunftsperspektive für die Kirchenburg Frauendorf. Der Industriestandortes Copsa Mica, der lange Jahre für die Kontamination von Böden, Vegetation und Bauwerken verantwortlich war, hat im Frühjahr 2009 seine Produktion eingestellt.

Übersicht

Fördersumme

116.700,00 €

Förderzeitraum

15.12.2006 - 15.02.2008

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik