Projekt 25211/01

Lebensraumentwicklung von Streuobstwiesen mit der Zielartengruppe Fledermäuse – ein Projekt zum Schutz der Biodiversität im Streuobstkorridor Rhein-Main-Kinzig

Projektdurchführung

Streuobstzentrum e. V. - MainÄppelHaus Lohrberg
Neuer Weg 39
60388 Frankfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Streuobstwiesen haben als Kulturlandschaftselemente eine hohe Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität, die regionale Identität, Landschaftsbild und Erholungsfunktionen sowie als Ort der Naturbildung. Hochgradig durch Flächenreduktion, fehlende Pflege- und Nutzungskonzepte gefährdet, stehen sie seit längerem im Fokus von Naturschutz-Bemühungen. Im Projektgebiet im Streuobstkorridor Rhein-Main-Kinzig sollte ein Modell für ein neuartiges Gesamtkonzept zur Lebensraumentwicklung von Streuobst-wiesen auf der Basis von Untersuchungen zur Zielartengruppe der Fledermäuse erstellt werden. Es sollte dies realisiert werden durch eine moderne und effektive Kombination verschiedener Methoden aus Wissenschaft, Naturschutzpraxis und Öffentlichkeitsarbeit zu einem integrativen Gesamtkonzept.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methodena) Es wurden praxisrelevante Untersuchungen an Fledermäusen unter Einsatz von Netzfängen, akustischen Erfassungen, Telemetrie und Baumhöhlen-Kontrollen durchgeführt, um zentrale Wissensdefizite bezüglich der naturschutzrelevanten Strukturierung und räumlichen Anordnung von Streuobstwiesen in der Landschaft zu reduzieren.
b) Pflege- und Entwicklungskonzepte für Streuobstwiesen im Gebiet wurden für Teilbereiche neu oder weiter entwickelt, insbesondere unter verbesserter Zieldefinition für die Fledermäuse.
c) Zahlreiche konkrete Maßnahmen wurden in Streuobstwiesen mit Bezug auf die Lebensraumansprüche der Fledermäuse geplant und umgesetzt.
d) Akzeptanz und aktive Mitwirkungsbereitschaft bezüglich der Maßnahmen wurden mit Hilfe einer Kommunikationsstrategie entscheidend gefördert, wobei den Fledermäusen als Sympathieträger ei-ne besondere Bedeutung zukam.


Ergebnisse und Diskussion

1. Erkenntnisse aus den Fledermauskundlichen Untersuchungen:
Streuobstwiesen sind im Untersuchungsgebiet für Fledermäuse mit 12-14 nachgewiesenen Fledermausarten ein hochdiverser Lebensraum.
Von besonderer Bedeutung sind Baumhöhlen in alten Obstbäumen. In Streuobstwiesen existiert weiterhin ein attraktives Nahrungsangebot für Fledermäuse. Sie bieten vor allem im Spätsommer (August, September) eine hohe Nahrungsdichte an, während sich in anderen Habitaten, wie im Wald, die Insektendichte zu dieser Zeit verringert.
Die Nutzung von Streuobstwiesen durch Fledermäuse unterliegt einer Saisonalität. Die Arten- wie auch die Aktivitätsdichte von Fledermäusen nimmt im Laufe des Sommers zu.
Je nach Landschaftsstruktur können Streuobstwiesen während der gesamten Reproduktionszeit zum festen Habitatinventar mit saisonal zunehmender Nutzungsintensität gehören.
2. Aus den Fledermausuntersuchungen wurden vier Leitsätze zur zukünftigen Pflege von Streuobstwiesen abgeleitet, die die bislang im Streuobstschutz verwendeten fachlichen Kriterien teilweise bestätigen, in Teilen jedoch neu gewichten.
Darin werden Aussagen zu einem günstigen Bewirtschaftungs- und Pflegezustand von Unterwuchs und Obst-Bäumen formuliert.
Die Bedeutung der Intensivierung der Nachpflanzung von Obstbäumen wird herausgestrichen.
Die Verbesserung der Konnektivität von Teilhabitaten der Fledermäuse ist wichtige neue Maßgabe für zukünftige Planungen.
3. Für die Maßnahmenumsetzung in Streuobstwiesen wurden in dem Projekt beispielhaft einige Wege aufgezeigt, wie über die Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen im Zuge von Eingriffen in die Landschaft, über die Generierung von Ökopunkten, Sponsoring und die Förderung und Unterstützung privaten Engagements.
4. Bei der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltpädagogik im Streuobstschutz spielen aktuell Werte wie regionale Identität, Umweltbewusstsein und der Vorbildcharakter für Kinder eine zunehmend wichtige Rolle, woran bei den Aktionen angeknüpft werden konnte.
Es zeigte sich hierbei, dass die besondere Attraktivität der Fledermäuse dabei mehr Interesse auf Streuobstwiesen zog als bisher verwendete flag-ship Arten.
Beispielhaft wurden mögliche Ausgestaltungen von Aktionen beschrieben. Wichtige Schwerpunkte waren dabei Veranstaltungen, Naturbildungsangebote und Streuobstkurse für Kinder, Feste, gemeinsame Aktionen in der Landschaft und Aktivierung zu örtlichen Streuobstarbeitskreisen.
Es war für das Projekt wesentlich, dass es einen zentralen Anlaufpunkt für Aktionen und Informationen gibt, das Streuobstinformationszentrum MainÄppelHaus Lohrberg e. V. Das Zentrum und der umgebende Erlebnisgarten wurden während der Projektlaufzeit projektbezogen umgestaltet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Berichte zum Stand des Projektes wurden anlässlich verschiedener Behördeninformationstermine und Sitzungen des begleitenden Fachbeirates gegeben. Für die interessierte Öffentlichkeit gab es Informationsstände an Festen und Märkten. Regelmäßig berichtete die örtliche Presse.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse zur Fledermausforschung wurden in einer internationalen Fachtagung vorgestellt.


Fazit

Moderner Streuobstwiesenschutz sollte mehr als bisher die Konnektivität der Lebensräume berücksichtigen, besonders im Hinblick auf die Habitatansprüche wichtiger Tierarten. Die Bemühungen um Baum- und Unterwuchspflege dürfen nicht nachlassen bzw. müssen intensiviert werden. Es ist größeres Gewicht auf die Aktivierung traditionell nicht angesprochener Bevölkerungsgruppen zu legen, um das persönliche Engagement zu verstärken.

Übersicht

Fördersumme

440.000,00 €

Förderzeitraum

01.12.2007 - 30.11.2011

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz