Regulierung der Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale L.) in extensiv genutztem Grünland
Projektdurchführung
Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
Professur für Landschaftsökologie und
Landschaftsplanung
Heinrich-Buff-Ring 26 - 32
35392 Gießen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
In extensiv genutzten, naturschutzfachlich wertvollen Grünlandbeständen ist in den letzten Jahren eine verstärkte Wiederausbreitung der sehr giftigen Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) zu verzeichnen. Probleme bereitet dies im Falle von Grünlandbeständen, deren Erhaltung z. Zt. über die Integration der Bestände in lokale landwirtschaftliche Nutzungssysteme sichergestellt wird. Aktuell wird diese erfolgreiche Vermarktung in vielen Gebieten durch die Ausbreitung der Herbst-Zeitlose zunehmend in Frage gestellt. Positiv auf die Entwicklung der Herbst-Zeitlose-Populationen wirkt dabei insbesondere eine verlängerte Wachstumsphase, die aus den rückversetzten Mahdterminen, wie im Rahmen von Naturschutzgebietsausweisungen oder Vertragsnaturschutz üblich, resultiert.
Bei Anteilen von C. autumnale im Futter ist die Heuvermarktung stark eingeschränkt.
Die bestehenden Empfehlungen zur Bekämpfung der Herbst-Zeitlosen stammen vorwiegend aus der Zeit der flächigen Grünlandintensivierung (1950 - 1975; z. B. Nutzungsintensivierung, Einsatz von Herbiziden) oder sind heute für eine Umsetzung in der Praxis zu arbeitsaufwändig für einen großflächigen Einsatz.
Daher ergaben sich für das Projekt folgende Hauptziele:
Entwicklung naturschutzkonformer Managementstrategien zur Regulierung der Herbst-Zeitlose (C. autumnale L.) in Wiesen unter Berücksichtigung der Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die na-turschutzfachlich wertvollen Pflanzenarten.
Erfassung der Veränderungen des Nährstoffgehalte in den verschiedenen Pflanzenteilen der
Erfassung des Toxingehaltes der Herbst-Zeitlose im Jahresverlauf, zur Bestimmung von Zeit-fenstern in denen das Risiko einer Vergiftung gering ist.
Erstellung einer Informationsbroschüre für Landwirte und Heunutzer, in der die Problematik und die geeigneten Regulierungsmaßnahmen beschrieben werden.
Weitere Ziele: Untersuchungen zur Biologie der Herbst-Zeitlose, zur Beurteilung der Bekämpfungs-strategien:
Langlebigkeit von Herbst-Zeitlose Samen im Boden - Anlage einer Samenbank?
Bestimmung der bevorzugten Keimungsbedingungen der Art.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenPopulationsbiologische Untersuchungen an C. autumnale: Vier Schnittregime wurden auf ihre Wirkung auf populationsbiologische Parameter (z. B. Populationswachstumsrate, Überlebensfähigkeit, generative Reproduktion) untersucht, sowie ihre Wirkung auf verschiedenen Vegetationsparameter (z .B. Artenzahl, Vegetationsstruktur) der naturschutzfachlich wertvollen Begleitvegetation.
Die standörtliche und zeitliche Variabilität der Nährstoffgehalte in den verschiedenen Pflanzenteilen der Herbst-Zeitlose wurde mittels CNS-Elementaranalysator, Kolorimetrische Phosphorsäurebestimmung, Atomabsorptionsspektrometrie erfasst.
Die standörtliche und zeitliche Variabilität des Toxingehaltes in den oberirdischen Pflanzenteilen wurde mittels HPLC (High Pressure Liquid Chromatography) analysiert.
Die Samenbankuntersuchung erfolgte in einem Vergrabungsexperiment.
Untersuchungen zur Keimungsbiologie fanden in Klimaschränken bei unterschiedlichen Temperaturregimen statt.
Ergebnisse und Diskussion
Stärkste Schwächung der Herbst-Zeitlose durch frühe erste Mahd Ende April/Anfang Mai. Hierbei erfolgte stärkste Verringerung der Populationswachstumsrate, Wachstum und Pflanzengröße, reduzierte Überlebensfähigkeit, vegetative und generative Reproduktion.
Nach 3jähriger Mahdumstellung bei gleichzeitigem Verzicht auf Düngung keine Veränderung der Vegetationszusammensetzung feststellbar, wenn mind. 6 Wochen Zeit bis zum nächsten Schnitt gelassen werden.
Ergebnis der Nährstoffanalyse unterstützt Ergebnis der Mahdexperimente: Höchster Res-sourcenentzug durch Blattentfernung erfolgt Ende April bzw. Anfang Mai, abhängig vom Klima der jeweiligen Region, bei einer Pflanzengröße von 26 cm.
Toxizitätsanalyse zeigt verglichen mit Mitte Juni signifikant verringerten Giftgehalt für An-fang/Ende Juli, wenn Herbst-Zeitlose Blätter braun und vertrocknet. Durch Verschiebung der Mahd wird Gift-gehalt im Heu mit Herbst-Zeitlose signifikant reduziert.
Samenbank ist short-term persistent; nach 21/4 Jahren 0,3-30% lebendige Samen im Boden.
Keimungsexperimente: achtwöchige Warmstratifikation und anschließend geringere warme Temperaturen und Dunkelheit zur Keimung nötig; belegt morpho(physiologische) Dormanz.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Zusammenarbeit mit Landwirten, Kreisbehörden, Regierungspräsidium und Forstamt Gerau verlief reibungslos
Zusammenarbeit mit Silvia Winter und Arbeitsgruppe der BOKU (Prof. Dr. Monika Kriech-baum) in Wien sowie Martin Elsäßer (LAZBW Aulendorf), die an der Regulierung der Herbst-Zeitlose arbeiten, gemeinsame Veröffentlichung zweier Artikel in internationalen Zeitschriften
Vorstellung der Ergebnisse in Form von Postern und Vorträgen auf mehreren Fachtagungen
Fazit
Empfehlung: früher Mulchschnitt Ende April/Anfang Mai bei Pflanzengröße von 26 cm reduziert Herbst-Zeitlose Dichte am erfolgreichsten und ermöglicht den Erhalt der Pflanzenartenvielfalt. Einschränkung: einige naturschutzfachlich wertvolle Pflanzenarten vertragen keinen frühen Schnitt, und bei Teilnahme am Agrarumweltprogramm oder Lage der Grünlandfläche im Schutzgebiet bedarf eine Vorverlegung des Mahdtermins der Genehmigung. Die Einführung eines frühen Mulchschnitts muss daher abhängig vom Standort und in enger Kooperation mit Natur- und Landwirtschaftsbehörde erfolgen. Für den Ertragsausfall und zusätzlichen Arbeitsaufwand sollte der Landwirt finanziell entschädigt werden, um die Erhaltung der Artenvielfalt durch angepasste Grünlandnutzung langfristig auf Flächen sichern, wo hohe Herbst-Zeitlose Vorkommen Qualität und Vermarktungsfähigkeit des Futters einschränken.
Alternativ: Mahd Anfang/Ende Juli, wenn Blätter der Herbst-Zeitlose braun und vertrocknet sind, dann ist Giftgehalt im Heu signifikant reduziert. Konkrete Höhe des Intoxikationsrisikos aber nicht benennbar.
Da Keimung des Großteils der Samen in ersten 2 Jahre, kein/geringer Einfluss der Samenbank auf Herbst-Zeitlose Dichte.
Fördersumme
202.892,00 €
Förderzeitraum
01.12.2007 - 30.04.2012
Bundesland
Hessen
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation