Analyse der Eignung nachhaltiger Kapitalanlagen für die Vermögensanlage von Stiftungen
Projektdurchführung
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) GmbH
68034 Mannheim
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Ziel des Projektes bestand in der Analyse der Eignung nachhaltiger Kapitalanlagen für die Vermögensverwaltung von deutschen Stiftungen. Aus betriebswirtschaftlicher und speziell finanzwirtschaftlicher Sicht wurde untersucht, welche positiven und negativen Konsequenzen für Stiftungen entstehen können, wenn sie in der Vermögensverwaltung verstärkt nachhaltige Kapitalanlagen berücksichtigen. Die Studie berücksichtigt dabei die relevanten stiftungs- und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen deutscher Stiftungen, um möglichst praxisnahe Empfehlungen ableiten zu können.
Die Studie umfasst detaillierte empirische Analysen unter Verwendung finanzwirtschaftlicher Theorien und Modelle sowie statistischer und ökonometrischer Methoden wie z. B. die Simulation dynamischer Anlagestrategien und deren Bewertung. Den Abschluss der Studie bilden Aussagen zu geeigneten Strategien für den Einsatz nachhaltiger Kapitalanlagen in der Vermögensverwaltung von Stiftungen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAm Anfang des Projektes stand eine umfassende Untersuchung der Ziele und Rahmenbedingungen der Vermögensanlage von Stiftungen. Danach wurde analysiert, inwieweit nachhaltige Kapitalanlagen zur Erreichung der Stiftungsziele prinzipiell beitragen können. Zur Beantwortung dieser Frage wurden die Aussagekraft von Nachhaltigkeitsratings sowie die Arbeitsweise der darauf spezialisierten Ratingagenturen untersucht. Daran schließt sich eine ausführliche Analyse der Ertrags-Risiko-Eigenschaften von Nachhaltigen Kapitalanlagen an. Im letzten Projektteil werden realitätsnahe Anlagestrategien von Stiftungen unter Verwendung nachhaltiger Kapitalanlagen simuliert und bewertet, wobei insbesondere die Unterschiede zur Anlage in konventionellen Kapitalanlagen quantitativ erfasst werden.
Übersicht zur Projektstruktur:
1. Ziele und Rahmenbedingungen der Vermögensanlage von Stiftungen und Einordnung der
Anlagekategorie nachhaltiger Kapitalanlagen
2. Bewertung von nachhaltigen Kapitalanlagen und Nachhaltigkeitsratings
3. Vermögensanlage von Stiftungen mit nachhaltigen Kapitalanlagen: Analyse und Quantifizierung
der Unterschiede zu konventionellen Kapitalanlagen
4. Abschließende Bewertung der Eignung nachhaltiger Kapitalanlagen für Stiftungen
Ergebnisse und Diskussion
Die zentralen Ergebnisse der Studie sind in der Veröffentlichung Nachhaltige Kapitalanlagen für Stiftungen, Hrsg. H. Schäfer und M. Schröder, Nomos Verlag, Baden-Baden, 2009, ISBN: 978-3-8329-4250-2, dargestellt. Dieses Buch enthält alle Beiträge der Konferenz Nachhaltige Kapitalanlagen für Stiftungen: Aktuelle Entwicklungen, die am 11. April 2008 von der DBU, dem ZEW sowie der Universität Stuttgart gemeinsam veranstaltet wurde.
Unsere Studie zeigt, dass nachhaltige Kapitalanlagen stiftungs- und steuerrechtlich gesehen zulässige Anlagekategorien für Stiftungen darstellen, deren Einsatz dazu führen kann, dass Stiftungen mögliche Konflikte zwischen Stiftungszielen und der Vermögensanlage vermeiden. In begrenztem Umfang kann sogar eine Steigerung des Zielerreichungsgrades der Stiftungsziele möglich sein, beispielsweise durch Anlage in Mikrofinanzprodukten. Bezüglich der Auswahl nachhaltiger Kapitalanlagen ist die unterschiedliche Vorgehensweise von Ratingagenturen zu beachten. Eine Stiftung sollte am besten ihre eigenen Kriterien zur Auswahl nachhaltiger Kapitalanlagen definieren und danach die geeigneten Anlageobjekte gezielt auswählen.
Eine Stiftung kann in der Regel davon ausgehen, dass die Entscheidung für nachhaltige Kapitalanlagen keinen (!) Preis in Form einer geringeren, risikoadjustierten Performance zu zahlen hat.
Für die Bewertung von Anlagestrategien ist es entscheidend, ob eine Stiftung die Erhaltung des nominalen oder des realen Vermögens als Nebenbedingung der Vermögensanlage definiert. Im Falle der Erhaltung des nominalen Vermögens ist eine Struktur des Portfolios vorzuziehen, die geldmarktorientert ist. Bei Anlage in Anleihen und Aktien ist eine sehr geringe Aktienquote optimal. Im Falle der Ausrichtung der Nebenbedingung auf den Erhalt des realen Vermögens ist eine hohe Aktienquote von bis zu 100% optimal auf Basis historischer Simulationen.
Der Einsatz von Absicherungsmaßnahmen kann sich sehr vorteilhaft auf die risikoadjustierte Performance der Kapitalanlagen von Stiftungen auswirken. Eine besonders einfache Strategie besteht darin, am Anfang des Jahres den gesamten Aktienanteil des Portfolios mittels Putoptionen abzusichern, deren Laufzeit genau ein Jahr beträgt. Am Ende des Jahres ist damit das Anfangsvermögen abzüglich der Prämie der Putoption garantiert. Eine solche sehr einfache Vorgehensweise bietet die Gewähr, einerseits vom langfristig aufwärts gerichteten Trend von Aktien zu profitieren und andererseits das Verlustpotenzial stark einzugrenzen. Diese Absicherungsmethode ist einfach umzusetzen und führt zu nur geringen Portfolioumschichtungen. Andere Maßnahme wie etwa eine Wertsicherungsstrategie oder der Einsatz der Constant Proportion Portfolio Insurance führen hingegen zu ungünstigeren Ergebnissen hinsichtlich der risikoadjustierten Performance.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die wesentlichen Ergebnisse der Studie wurden in der Konferenz Nachhaltige Kapitalanlagen für Stiftungen: Aktuelle Entwicklungen, die am 11. April 2008 von der DBU, dem ZEW sowie der Universität Stuttgart gemeinsam in Osnabrück veranstaltet wurde, vorgestellt. Alle Teilnehmer haben inzwischen die oben erwähnte Veröffentlichung der Konferenzbeiträge erhalten.
Fazit
Nachhaltige Kapitalanlagen stellen für deutsche Stiftungen geeignete Anlagemöglichkeiten dar, die zu einer Vermeidung von möglichen Konflikten zwischen Stiftungszielen und Vermögensanlage führen können. Da sich die risikoadjustierte Performance im Durchschnitt nicht von derjenigen konventioneller Anlagen unterscheidet, zahlt eine Stiftung keinen Preis in Form geringerer Vermögenserträge. Eine gewisse Einschränkung ergibt sich für die Möglichkeit der Portfoliosicherung mittels Putoptionen, da es zumindest derzeit noch keine Putoptionen auf nachhaltige Aktienindizes gibt.
Fördersumme
106.620,00 €
Förderzeitraum
20.03.2006 - 31.12.2008
Bundesland
Baden-Württemberg
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik