Entwicklung und Erprobung eines Monitoringkonzepts am Beispiel der Bergbaufolgelandschaft Naturparadies Grünhaus
Projektdurchführung
Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e. V.
Brauhausweg 2
03238 Finsterwalde
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Langfristige Datenreihen aus Umweltbeobachtungen liefern wesentliche Grundlagen für die Abschätzung langfristiger ökologischer Trends in naturschutzfachlich wertvollen Gebieten und für die fundierte Planung und Bewertung von Maßnahmen im Bereich des Naturschutzes. Ziel des Projektes war die Entwicklung eines naturschutzfachlichen Monitoringkonzeptes für die Bergbaufolgelandschaft mit Modellcharakter, das ein kontinuierliches ehrenamtliches Monitoring mit wissenschaftlichen Erhebungen in größeren Zeitintervallen verknüpft. Dies sollte am Beispiel des Naturparadies Grünhaus erfolgen, das als Prozessschutzfläche von der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe erworben wurde. Darüber hinaus wurden auch an-grenzende Flächen im Eigentum des NaturSchutzFonds Brandenburg einbezogen. Für die genannten Flächen lagen bereits umfangreiche Datengrundlagen vor, die vertiefend für das Monitoring ausgewertet wurden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm ersten Projektabschnitt erfolgte die Auswertung vorhandener langjähriger Datenreihen. Diese geben Auskunft über den Verlauf der Sukzession. Daraus wurden naturschutzfachliche Hypothesen und Schlussfolgerungen zur Entwicklung des Projektgebietes abgeleitet. Im folgenden Arbeitsschritt wurde ein vorläufiges Monitoringkonzept erarbeitet. Ein Schwerpunkt bestand in der genauen Definition der zu erfassenden Indikatoren, Zustände und Methoden sowohl für das ehrenamtliche als auch das wissenschaftliche Monitoring sowie ihre Vernetzung. Es wurde ausschließlich auf Erfassungsmethoden zurück-gegriffen, die bereits im Rahmen anderer Monitoringvorhaben Anwendung finden, um Synergieeffekte auf nationaler und internationaler Ebene zu erzielen. Der dritte Abschnitt diente der Vermittlung, Erprobung und Anpassung des Monitoringkonzeptes. Durch enge Rückkopplung konnten die Erfahrungen der Akteure direkt in die Anpassung des Konzeptes einfließen. In einem abschließenden Arbeitschritt wurden Wege aufgezeigt, wie die Ergebnisse des Monitorings im Rahmen der Umweltbildung und -kommu-nikation einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Weiterhin sollte die Übertragbarkeit des Monitoringkonzepts auf andere Sanierungsgebiete geprüft und dargestellt werden.
Ergebnisse und Diskussion
Im Rahmen des Projektes wurde das Konzept eines naturkundlichen Monitorings für das Naturschutzgroßprojekt Naturparadies Grünhaus der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe entworfen. Das Monitoring ist so konzipiert, dass es im Wesentlichen auf die Mitarbeit ehrenamtlich tätiger Naturkundler aufbaut und die NABU-Stiftung alle koordinierenden Aufgaben übernimmt.
Im Naturparadies Grünhaus hat sich bisher eine Landschaft entwickelt, die vorwiegend aus Lebensräumen des Offen- und Halboffenlandes besteht. Waldstadien fehlen gegenwärtig noch. Durch Integration einer benachbarten Waldsukzessionslandschaft in das Projekt wurde daher versucht, dieses Defizit zu beheben, um möglichst vollständige Abfolgen von Sukzessionsstadien, ausgehend vom Rohboden bis hin zum Pionierwald, betrachten zu können. Mit dem Revier 55 im Eigentum der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg wurde ein geeignetes Gebiet gefunden, das es erlaubt, zukünftige Entwicklungen im Naturparadies Grünhaus besser abschätzen zu können. Im Revier 55 wurden ebenfalls Monitoringstandorte eingerichtet und Ersterfassungen durchgeführt. Daten zur Avifauna dieses Gebietes reichen bis in das Jahr 1973 zurück und charakterisieren somit zu Beginn der Aufzeichnungen ein Entwicklungsstadium, das nunmehr von den ältesten Teilen des Naturparadies Grünhaus erreicht wird. Die floristische Zusammensetzung großer Teile des Reviers 55 dürfte derjenigen der zukünftigen Waldlandschaft im Naturparadies Grünhaus entsprechen.
Alle Methoden, die in das Monitoring integriert wurden, sind an die besonderen Anforderungen eines ehrenamtlichen Monitorings angepasst. Dazu wurden wissenschaftliche Methoden soweit vereinfacht, dass sie auch von Freizeitnaturkundlern mit vertretbarem Aufwand angewendet werden können, die Ergebnisse jedoch trotzdem in ihrem Aussagewert wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. Zu jeder behandelten Artengruppe wurden Kartieranleitungen entworfen, im Internet veröffentlicht und somit potenziellen Interessenten für das Monitoring zugänglich gemacht. Teilweise konnten Methoden aus anderen Monitoringvorhaben übernommen werden. Auf Grund des Designs der Erfassungsflächen sind die erhobenen Brutvogeldaten vergleichbar mit denen des Monitoring häufiger Brutvögel in Deutschland des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA). Drei Zählstrecken zur Erfassung der Tagfalter konnten zusätzlich beim Tagfalter-Monitoring Deutschlands angemeldet werden.
Bereits im November 2006 hatte sich eine kleine Gruppe ehrenamtlicher Naturkundler zusammengefunden, die interessiert waren, am Projekt mitzuwirken. Es erwies sich als notwendig, die Interessenten wie auch die Mitwirkenden über monatliche Treffen frühzeitig eng in das Projekt zu integrieren. Seither hat sich innerhalb der beiden Erprobungsjahre aus einem Stamm von über 50 Interessenten heraus eine feste Mitarbeitergruppe etabliert, welche die Methoden testete und erste Erfassungen an den Monitoringstandorten durchführte. Zum Projektende wirkten 26 aktive ehrenamtliche Mitarbeiter mit. Die jährlichen Arbeitsprogramme der Treffen wurden gemeinsam mit der Gruppe aufgestellt. Auch das Programm für das Jahr 2009 orientiert sich an der kompletten Arbeitssaison über den Projektzeitraum hinaus und erleichtert damit den Übergang in die Nachprojektzeit.
In den beiden Erprobungsjahren wurden von den ehrenamtlichen Mitarbeitern pro Jahr mehr als 1.000 Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit (Kartierung, Datenaufbereitung) geleistet. Die Ergebnisse sind im Projektschlussbericht sowie zwei Jahres-Tätigkeitsberichten zusammengefasst und über das Internet publiziert worden. Darüber hinaus wurden die gewonnenen Erkenntnisse bei thematischen Exkursionen und Vorträgen vermittelt. Aus der dreijährigen Projektarbeit (Ersterfassung und Erprobung) liegen detaillierte Daten zur Entwicklung der Vegetation an den Monitoringstandorten vor. Besonders wertvolle und leicht visualisierbare Ergebnisse lieferten die sigmasoziologischen Kartierungen. Im Ergebnis des Projektes wurde erstmalig die Libellenfauna des Naturparadies Grünhaus vollständig und flächendeckend erfasst. 35 reproduzierende Arten wurden beobachtet, darunter auch erstmalig in der Bergbaufolgelandschaft der Region nachgewiesene Arten wie die Südliche Heidelibelle, die Kleine Pechlibelle und die Kleine Königslibelle. Durch die regelmäßige Bearbeitung der Monitoringgewässer während der Erprobungszeit konnten bereits zahlreiche neue Erkenntnisse zur Verbreitung der Amphibienarten im Gebiet gewonnen werden. Von besonderer Bedeutung sind die Vorkommen der Pionierarten Kreuz- und Knoblauchkröte sowie des Laubfrosches und des Nördlichen Kammmolches. Insgesamt 44 Tagfalterarten leben im Naturparadies Grünhaus, von denen während des Projektes 5 Arten im Gebiet neu festgestellt wurden. Im Jahr 2008 konnte der Einflug des Wandergelblings (Colias crocea) dokumentiert werden.
Auf Grund der besonderen Lage in der Bergbaufolgelandschaft im Süden des Landes Brandenburg und des Entwicklungsziels Prozessschutz kann das Naturparadies Grünhaus wichtige Beiträge zur Stärkung des Umweltbewusstseins und Naturschutzes leisten. Das Naturparadies Grünhaus besitzt ein hohes Potenzial, Interesse für Naturerlebnisse zu wecken und Naturverständnis zu entwickeln. Auf Grund der Struktur des Monitorings lassen sich die Ergebnisse der aktuellen Aufnahmen und Untersuchungen nicht nur im Rahmen des Gebietsmanagements und der Öffentlichkeitsarbeit der NABU-Stiftung einsetzen, sondern auch für Umweltbildungszwecke verwenden. Ein entsprechendes Umwelt- und Naturbildungskonzept unter Berücksichtigung der Möglichkeiten des Projektbüros Grünhaus der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe wurde daher ebenfalls in den Abschlussbericht integriert.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
9.Mai 2008 - Zwischenpräsentation des Projektes
19.Mai 2009 - Abschlussveranstaltung zum Projekt
Poster:
Landeck, I. & S. Röhrscheid (2009): Entwicklung und Erprobung eines Monitoringkonzeptes am Beispiel der Bergbaufolgelandschaft Naturparadies Grünhaus.
Landeck, I., Herrmann, K., Lücke, M., Uhl, K., Pophal, N. Rosar, N. & M. Haubold-Rosar (2009): Amphibien im Naturparadies Grünhaus und Revier 55.
Landeck, I., Röhrscheid, S., Blaschke, W., Schleicher, K., Raden, F., Stahmann, S., Jurgk, H., Lehmann, H. & K. Machnik (2009): Brutvogelerfassung im Naturparadies Grünhaus und im Revier 55.
Landeck, I., Otte, V., Jankowiak, L. & M. Reichelt (2009): Moose, Flechten, Großpilze und Armleuchteralgen im Naturparadies Grünhaus.
Landeck, I. (2009): Libellenfauna im Naturparadies Grünhaus und Revier 55.
Landeck, I., Donner, D. & L. Krause (2009): Tagschmetterlinge und Widderchen im Naturparadies Grünhaus und im Revier 55.
Landeck, I., Haack, S., Herrmann, M., Stahmann, S., Lücke, M., Schubert, V., Pissang, G., Pissang, V., Schmidt, R., Friedrich, M., Bernaschek, R. & G. Künkel-Hoffmann (2009): Vegetationsmonitoring im Naturparadies Grünhaus und Revier 55.
Landeck, I. & K. Kempe (2009): Landschaftswandel im Bereich des Naturparadies Grünhaus.
Informationsplattform zum Monitoring
Online-Informationen:
Allgemeine Informationen zum Monitoring & Jahresprogramm
http://naturerbe.nabu.de/projekte/gruenhaus/naturbeobachtung undforschung/06973.html
Informationen zu Aufgaben und Zielen des Monitorings, Möglichkeiten der Mitarbeit, Links zu den Kartieranleitungen
http://naturerbe.nabu.de/projekte/gruenhaus/naturbeobachtung undforschung/06979.html
Aktuelles Jahresprogramm
http://naturerbe.nabu.de/projekte/gruenhaus/naturbeobachtung undforschung/06973.html
Ergebnisse mit Tätigkeitsbericht
http://naturerbe.nabu.de/projekte/gruenhaus/naturbeobachtungundforschung
Kurzbeschreibung des Projektes, Veranstaltungen, erste Ergebnisse, Downloads
http://www.fib-finsterwalde.de/index.php?option=com_content& view=article&id=75%3Abeitrag-2&catid=40%3A2008&directory= 87&lang=de
Fazit
Die im Rahmen des Projektes für die ehrenamtlich tätigen Naturkundler geschaffenen Strukturen und die bisherige Erprobung des Monitoringkonzeptes haben gezeigt, dass durch Freizeitbeschäftigung mit der heimischen Fauna und Flora durchaus vielfältig verwertbare und interessante Ergebnisse zusammen-getragen werden können. Bei entsprechender Betreuung der ehrenamtlichen Kartierer ist eine langfristige erfolgreiche Durchführung des Monitorings möglich. Allerdings kann insbesondere in der Anfangszeit auf fachliche Unterstützung nicht ganz verzichtet werden, da nur sehr wenige der gegenwärtig tätigen ehrenamtlichen Mitarbeiter eine naturkundliche Ausbildung besitzen. Dadurch unterscheidet sich dieses Monitoringprojekt von ähnlich gearteten Vorhaben biologisch ausbildender universitärer Einrichtungen. Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, die im Verlauf des Monitorings jährlich erhobenen Daten in einem etwa 5- bis 10-jährigem Intervall synoptisch auszuwerten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Auswertung und Darstellung der Ergebnisse so weit wie möglich gemeinsam mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern erfolgt.
Fördersumme
123.520,00 €
Förderzeitraum
01.06.2006 - 31.05.2009
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter
Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Umweltforschung
Umwelttechnik