Projekt 24287/01

Machbarkeitsstudie für die Entwicklung von Perspektiven für Naturschutz und Tourismus auf der Frischen Nehrung

Projektdurchführung

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3 a
30161 Hannover

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Vorhaben soll dazu dienen, zu prüfen, welche Möglichkeiten und Rahmenbedingungen aktuell und potenziell für eine nachhaltige Entwicklung der Frischen Nehrung als eine Naturlandschaft von europa-weiter Bedeutung bestehen. Damit soll ein Beitrag:
zur Verbesserung der Akzeptanz für Naturschutzerfordernisse im Zusammenhang mit unterschiedlichen Entwicklungsvorstellungen für die Frische Nehrung geschaffen werden,
zur Prüfung der Möglichkeiten für die Ausweisung eines Großschutzgebietes geleistet werden,
zur Reduzierung negativer Auswirkungen eines zukünftigen Tourismus auf der Frischen Nehrung beigetragen werden,
zur Entwicklung naturverträglicher Tourismusformen als wirtschaftliches Standbein der örtlichen Bevölkerung geleistet werden.
Die dafür relevanten Rahmenbedingungen sollen geprüft sowie konzeptionelle Grundlagen und Vorschläge für die Entwicklung der Frischen Nehrung geschaffen werden


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenRecherche und Auswertung vorliegender Daten, Studien, Konzepte und Projekte mit Relevanz für Naturschutz und Tourismus auf der Frischen Nehrung. Aufbereitung der Daten in einem Bericht und in Karten.
Identifikation von Schlüsselakteuren für das Vorhaben in den jeweiligen lokalen und regionalen Naturschutz und Tourismus bezogenen Administrationen und Organisationen. Durchführung von Gesprächen mit den jeweiligen Akteuren im Hinblick auf ihre inhaltliche Position, ihre Interessen und Entwicklungsvorstellungen für die Frische Nehrung.
Recherche der Rahmenbedingungen für Tourismusaktivitäten auf der Frischen Nehrung (Zuständig-keiten, Ablauf Betretungsformalitäten, Vereinfachungsmöglichkeiten, Reise-/Verkehrsverbindungen).
Erste Prüfung der Möglichkeiten für die Entwicklung eines Großschutzgebietes auf der Frischen Neh-rung.
Entwicklung konzeptioneller Vorstellungen für die Landschaftsnutzung auf der Frischen Nehrung.
Identifikation möglicher Schlüsselprojekte für die Entwicklung eines naturverträglichen Tourismus auf der Frischen Nehrung. Einholen konkreter Kooperationszusagen.
Durchführung von zwei Workshops mit den Kooperationspartnern der Studie in Kaliningrad.


Ergebnisse und Diskussion

Erreichbarkeit der Ziele: Die Ziele des Projektes konnten überwiegend erreicht werden. Als Ergebnis der Machbarkeitsstudie wird ein Entwicklungskonzept für die Frische Nehrung vorgeschlagen. Dazu werden Entwicklungsthesen für Naturschutz und Tourismus formuliert, eine Grobzonierung in zwei Zonen vorgenommen und dafür Entwicklungsvorstellungen und ein Maßnahmenkonzept ausgearbeitet. Auch werden erforderliche Investitionsvorarbeiten dargestellt, ohne die eine geordnete, nachhaltige Entwicklung der Frischen Nehrung nicht möglich ist. Um die internationale Attraktivität und Bedeutung der Frischen Nehrung zu dokumentieren, wird die Ausweisung von großen Teilen der Frischen Nehrung als Nationalpark empfohlen. Als touristisches Leitbild wird die Entwicklung der Frischen Nehrung als Modellregion für einen nachhaltigen Tourismus im Kaliningrad Gebiet mit unterschiedlichen räumlich-funktionalen Einheiten (=Zonen) vorgeschlagen.
Das Maßnahmenkonzept beinhaltet konkrete Entwicklungsvorschläge für beide Zonen. Hierzu zählen beispielsweise die Etablierung einer Umweltschule und eines umwelttechnologischen Bildungs- und Wissenschaftszentrums in der Sanierungs- und Entwicklungszone, die Ausweisung des mittleren und südlichen Bereichs der Frischen Nehrung als Nationalpark sowie die Entwicklung eines grenzüberschreitenden Nehrungs-Radfernwegs und Küstenwanderweges (Baltic Sea Coast Trail) in der Naturschutz-/ Ökotourismuszone. Eine Öffnung der Grenze zu Polen ist für letztere Vorschläge die Vorraussetzung. In diesem Fall sollte die Erschließung nur für umweltschonende bzw. innovative Mobilitätsangebote (Fahrrad, Kleinbahn, Kutsche, Solar- oder Elektrofahrzeuge) und nicht für den individuellen Kfz-Verkehr angestrebt werden.
Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern: Die Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort gestaltete sich schwierig und war gekennzeichnet von einigen Missverständnissen. Diese waren durch die unklare Situation im Hinblick auf die Verwaltung des Gebietes bedingt, das in der Zuständigkeit mehrerer Institutionen liegt (Kreis Baltijsk, Baltische Flotte, Forst, föderale Zuständigkeit). Ungeklärte Eigentumsverhältnisse und ein fehlendes Grundstückskataster verstärken diese unübersichtliche Situation. Darüber hinaus führt ein großes Interesse von Investoren am Kauf von Grundstücken auf der Frischen Nehrung zu Inte-ressenkonflikten bei den kommunalen Vertretern. Unklar bleibt, welche Entwicklungsvorstellungen die Zentralregierung in Moskau für die Frische Nehrung verfolgt und welche Berücksichtigung in deren Vorstellungen, die schon vorliegenden Konzepte und Studien finden werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Vorhaben wurde bei einem offiziellen Arbeitstreffen mit dem stellvertretenden Infrastrukturminister, dem stellvertretenden Wirtschaftsminister, Vertreter der Moskauer Aufsichtsbehörde (Ministerium für Natürliche Ressourcen) sowie weiteren Mitarbeitern der Gebietsverwaltung vorgestellt. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden während der 5. Deutsch-Russischen Umwelttage in Kaliningrad präsentiert. In der darauf folgenden Diskussion haben Vertreter der Stadt Baltijsk, des Ministeriums für Natürliche Ressourcen (Rozprirodnadzor) aus Moskau, der Tourismusabteilung der Kaliningrader Regierung sowie von touristischen und Naturschutzinstitutionen teilgenommen. Im Rahmen der Studie wurden auch zahl-reiche Fachgespräche mit wichtigen Akteuren vor Ort (sowohl in Russland als auch in Polen) geführt. Zu diesen Akteuren gehörten Vertreter der Großschutzgebiete, Wissenschaftler, kommunale Vertreter und touristische Akteure.


Fazit

Der russische Teil der Frischen Nehrung bietet die große Chance, Naturschutz und menschliche Nutzung bzw. wirtschaftliche Entwicklungsvorstellungen im Vorfeld einer konkreten Inanspruchnahme durch integrierte Flächennutzungs- und Managementkonzepte optimal aufeinander abzustimmen. Die hier vorgelegte Machbarkeitsstudie bietet dafür ein erstes Grundgerüst und systematisiert den erreichten Diskussions-stand.
? Sie führt zum ersten Mal systematisch die schon vorliegenden Studien und Entwicklungskonzepte für die Frische Nehrung zusammen und stellt die zentralen Aussagen nebeneinander;
? deutlich wird dabei, dass eine Unterschutzstellung als Nationalpark von den meisten offiziellen Institutionen und sonstigen Akteuren als wichtigstes Ziel für den Erhalt und die Entwicklung der Frischen Nehrung angesehen wird;
? touristische Entwicklungsvorstellungen konzentrieren sich auf den nördlichen Teil der Nehrung im Bereich der Siedlung Kosa und der historischen und aktuellen Militäranlagen,
? für alle übrigen Bereiche sind nur natur- und umweltbildungsorientierte, gelenkte Formen der touristischer Erschließung mit dem Erhalt der Nehrung vereinbar,
? Projekte für durchgängige touristische Strukturen, wie z.B. Rad - oder Wanderwege, sind erst dann sinnvoll, wenn es auch eine realistische Chance für die Öffnung der Grenze zum polnischen Teil der Frischen Nehrung gibt. Derzeit ist dies nicht erkennbar.
? Die Studie zeigt des Weiteren auf, welche grundlegenden Studien und Arbeitsschritte als Grundlage für eine geordnete Entwicklung sowie für nachhaltige und erfolgreiche Investitionen notwendig sind
? Und mit welchen Projekten für die Umweltbildung schon jetzt ein Beitrag für die umweltschonende Entwicklung der Frischen Nehrung geleistet werden könnte (Aufbau Umweltbildungszentrum).

Übersicht

Fördersumme

59.500,00 €

Förderzeitraum

03.01.2006 - 03.04.2007

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz