Projekt 24162/01

ntwicklung und Umsetzung eines Konzepts zur nachhaltigen denkmalgerechten Sanierung mittelalterlicher Backsteinkonstruktionen unter Berücksichtigung der Energieeinsparung am Beispiel eines gotischen Dielenhauses der Lübecker Altstadt (UNESCO-Weltkul[…]

Projektdurchführung

Hansestadt Lübeck Bereich Denkmalpflege
Königstr. 21
23552 Lübeck

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Mustersanierung eines denkmalgeschützten Dielenhauses der Backsteingotik mit dem Ziel der nachhaltigen Bewahrung der Backsteinwände und ihrer historischen Putze als stofflicher Ressource und Kulturgut unter Berücksichtigung der Energie- und Wärmeschutzverordnung und der wohnlichen Behaglichkeit.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAufbauend auf der bauhistorischen, bauphysikalischen, restauratorischen und materialkundlichen Erfassung der Ausgangssituation im Modellobjekt, dem Altstadthaus Engelsgrube 28 in Lübeck erfolgte die Begleitung der Sanierung hinsichtlich der Haustechnologie- und Wärmeschutzmaßnahmen sowie dem denkmalgerechten Umgang mit der Bausubstanz.
Als Spezialproblem, das erst nach Beginn der Sanierung erkannt wurde und den Baufortschritt erheblich verzögerte, erwies sich die Belastung der Keller- und Erdgeschosswände sowie teilweise des Dachwerks mit einem hochgiftigen Teeranstrich. Das Problem wurde gesondert behandelt. Die Bauverzögerung hatte zur Folge, dass die Umsetzung der theoretisch erarbeiteten Konzepte insbesondere zur Haustechnik innerhalb der Projektlaufzeit nicht möglich war. Auch die vorgesehene Erfolgskontrolle konnte deshalb noch nicht erfolgen. Die Ergebnisse der Projektarbeit sind in eine Broschüre für interessierte Hauseigentümer, Architekten u.a. eingeflossen, die die Denkmalpflege im September 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Die Resonanz ist sehr positiv.


Ergebnisse und Diskussion

Entsprechend der formulierten Zielsetzung wurde eine Handlungsanweisung für die Bestandsaufnahme von feuchte- und salzbelasteten Bauteilen erarbeitet, die es Planern ermöglicht, eine gezielte Bauzustandsanalyse von Lübecker Altstadthäusern durchzuführen. Es sind umfassende Material- und Bauwerksuntersuchungen integriert worden, mit der Zielsetzung ein möglichst Ressourcen schonendes Analyseverfahren zu entwickeln.
Die Untersuchungssystematik der Sanierungsvorplanung für ein Altstadthaus ist in einem Ablaufdiagramm zusammenfassend dargestellt worden.

Als Grundlage für ein wärmedämmtechnisches Konzept ist für ein Altstadthaus in Lübeck eine Systematik der thermischen Gebäudeanalyse erarbeitet worden. Die Materialkenndatenbestimmung für das Backsteinmauerwerk wurde auf der Basis der Voruntersuchungen am Altstadthaus Engelsgrube 28 und durch einen Abgleich mit der Datenbank Masea vereinfacht.

Die aus der Bestandssituation des Altstadthauses resultierenden raumklimatischen Auswirkungen wurden mit den bekannten Behaglichkeitsanforderungen des Menschen abgestimmt. Das erarbeitete raumklimatische Anforderungsprofil für ein Altstadthauses ist mit dem Diagramm Optimales Raumklima anschaulich praxisorientiert aufbereitet.

Im Rahmen der Lehre an der Fachhochschule Lübeck, Fachbereich Bauwesen, Bachelorstudiengang Architektur und Masterstudiengang Planen und Bauen im Bestand arbeiteten und arbeiten Studierende im Rahmen von Studien- und Abschlussarbeiten mit den fachlichen Inhalten des Forschungsprojektes Altstadthaussanierung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektergebnisse wurden auf der Projekt begleitenden Homepage: www.altstadthaussanierung.de allen Partnern zur Verfügung gestellt. Am Tag des offenen Denkmals in 2008 und 2009 wurde das Modellobjekt in Lübeck der Öffentlichkeit präsentiert und aktuelle Ergebnisse vorgestellt. Zum Abschluss des Projektes wurde als Handreichung zu wichtigen Aspekten der Altbaussanierung die Broschüre Energetische Altstadthaussanierung - Backsteingotik und Mauersalze erstellt und verbreitet.
Presseberichte zum Projekt erschienen: Lübecker Altstadtzeitung September 2008; Lübecker Nachrichten 16.9.09, Lübecker Stadtzeitung 22.9.09, Lübecker Altstadtzeitung Dezember 2009
An der Fachhochschule Lübeck wurde in Zusammenarbeit mit dem BDB - Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure e.V. eine öffentlich angekündigte Vortragsreihe am 25.6.09 und 16.6.09 durchgeführt. Dabei wurde ausgehend von einer zusammenfassenden Darstellung der Projektergebnisse auch Einzelthemen aus dem Forschungsprojekt Altstadthaussanierung vertiefend präsentiert. Die anschließenden Nachfragen und Diskussionen des Auditoriums bestätigten das Interesse der Gebäudeeigentümer und der Fachöffentlichkeit sich mit der Altstadthaussanierung in Lübeck aktiv auseinanderzusetzen.


Fazit

Die Fragestellung des Projektes hat in der Öffentlichkeit großes Interesse hervorgerufen und beschert der Denkmalpflege nach wie vor viele Anfragen zum Themenkomplex. Die Schwierigkeiten im Umgang mit schädlichen Mauersalzen ist für alle Hauseigentümer in der Lübecker Altstadt hoch aktuell und der Versuch, Lösungen aufzuzeigen ein brennendes Problem. In der im Projektkontext erstellten Broschüre wurden die prinzipiellen Mechanismen und der Weg zu einer Lösung aufgezeigt. Trotzdem muss weiterhin jeder Einzelfall gesondert untersucht werden. Eine generelle Handlungsempfehlung ist nicht möglich.
Es zeigt sich, dass die energetische Sanierung eines Altstadthauses unter Bewahrung der denkmalgeschützten Substanz möglich ist. Schwierig und nach wie vor ungelöst ist die Umsetzung der Erkenntnis, dass zum nachhaltigen Erhalt der Bausubstanz ein Innenklima geschaffen werden muss, dass die schädlichen Mauersalzmischungen in Lösung hält bzw. ein Umkristallisieren verhindert. Hier müssen im Bereich der Haustechnologie neue innovative und kostengünstige Lösungen entwickelt werden.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

31.01.2007 - 31.08.2009

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik