Projekt 23960/01

Erarbeitung eines Musterkonservierungs- und Restaurierungskonzeptes für Sanierungsmaßnahmen an den mittelalterlichen, umweltgeschädigten Siebenbürgischen Kirchenburgen

Projektdurchführung

ProDenkmal GmbH
Geschwister-Scholl-Str. 5
10117 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Kirchenburg in Frauendorf als BaudenkmalDie Kirchenburg in Frauendorf - Axente Server liegt inmitten der Ortschaft an der Hauptstraße Hermannstadt - Kleinkopisch - Mediasch. Die Kirche selbst wird 1322 erstmals erwähnt. Im Jahre 1414 wird be-richtet, dass in Frauendorf eine Kirche steht, die allen Heiligen geweiht ist.
Ende des 15. Jahrhunderts wird die Kirche wehrhaft umgebaut. Der Saal erhält ein Wehrgeschoss, das angeblendeten Bögen ruht. Der Turm erhält ebenfalls ein Wehrgeschoss, das mit einem Wehrgang in Fachwerk ausgeführt ist. Die Kirche wird von einem ovalen Bering umschlossen. Entlang der Ringmauer sind Kornkammern (Gaden) erhalten, die aus verschiedenen Bauperioden stammen. Ausgangspunkt des modellhaften Gesamtvorhabens
Aufgrund der extrem hohen Umweltbelastung und langjährigem Russ - und Schadgaseintrag im Gebiet um Copsa Mica kam es in den vergangenen 60 Jahren zu erheblichen Schäden an Baudenkmalen.
Die Kirchenburg in Frauendorf bietet sich als ein Objekt für eine modellhafte Restaurierung und Konservierung an, da hier die Schadensphänomene aufgrund sehr hoher Umweltbelastungen durch das mittlerweile stillgelegte Kautschukwerk in der Vergangenheit und noch immer durch die produzierende Buntmetallfabrik in Copsa Mica besonders ausgeprägt sind und der Gesamtzustand des Bauwerkes in höchstem Maße gefährdet ist.
Im Rahmen dieses Vorhabens soll ein Konzept zur Behebung dieser umweltbedingten Schadensphänomene und darüber hinaus ein Konzept zur umfassenden Restaurierung des komplexen Objekttypus Kirchenburg erarbeitet und umgesetzt werden. Die Herangehensweise, die gefundenen Sicherungs-, Restaurierungs- und Instandsetzungskonzepte sowie die Art der Ausführung der Restaurierungen sollen beispielgebend für andere Kirchenburgen in der Region sein.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden0 Projektvorbereitung
I Grundmodul Projektdatenbank / Wissenspool
II Vorplanung: Grundlagen, Recherche, sondierende Untersuchung
II.1 Recherchen
II.2 Erstellung von Plangrundlagen
II.3 Voruntersuchung am Objekt
II.4 Zusammenfassung der Ergebnisse und maßnahmenbezogene Auswertung
III Erstellung Maßnahmenkonzept / Genehmigungsplanung
IV Abschlussbericht Phase 1


Ergebnisse und Diskussion

Ziel 1: Praktikables Restaurierungskonzept mit wissenschaftlichem Planungsansatz
Die Grundlage der Konzeptentwicklung bildet eine wissenschaftliche Untersuchung der Schadensursachen. Die Lösungsansätze müssen praktikabel und mit den begrenzten örtlichen Mitteln umsetzbar sein. Die Geschichte des Objektes soll in verschiedenen Bedeutungsebenen ablesbar bleiben. Soweit nicht aus restauratorischen oder bautechnischen Gründen notwendig, soll kein intensiver Eingriff in die Sub-stanz oder ein Austausch des ursprünglichen Baumaterials stattfinden.
Bereits in der Phase 1 wurden wesentliche Untersuchungen durchgeführt, um das angestrebte behutsame und differenzierte Restaurierungskonzept zu entwickeln und abzusichern. Dabei wurden die wichtigen Fragen gestellt, die es teilweise in der Phase 2 noch weiter zu bearbeiten gilt: z.B. zur Reinigung, Schwermertallkontamination, Salzbelastung, Statik Mauerwerk und Gründung.
Ziel 2: Dynamischer Wissenspool
Zielstellung war es die Ergebnisse des Projektes für weitere Konservierungen und Restaurierungen von Kirchenburgen mit vergleichbaren Schäden in breiter Form öffentlich zu machen. Hierfür sollte eine Internet-basierte Projektplattform geschaffen werden, die es den beteiligten Projektpartnern und der interessierten Öffentlichkeit erlaubt, sich jederzeit über den aktuellen Projektfortschritt und -verlauf zu informieren.
Beide Teile der Internetplattform - der öffentliche und der nichtöffentliche Bereich - stehen ab sofort unter http://rooms.prodenkmal.de online zur Verfügung.
Ziel 3: Sensibilisierung und Revitalisierung traditioneller Arbeitstechniken / denkmalpflegerisches Denken
Durch Vorträge in Hermannstadt, im Zuge der Arbeitsbesprechungen im größeren Kreis oder einfach bei den Untersuchungs- und Planungsarbeiten vor Ort sind bereits viele Kontakte und Beziehungen der Bevölkerung zur Kirchenburg und zum Projekt entstanden.
Sehr konkrete Beziehungen können durch die Mitarbeit während der Maßnahmen entstehen. Hierzu kann die Einrichtung einer Restaurierungshütte Kirchenburg Frauendorf einen entscheidenden Beitrag leisten.
Ziel 4: Auswirkung der Umweltverschmutzung auf das Kulturgut Kirchenburg
Durch die wissenschaftliche und restaurierungsplanerische Bearbeitung in der Tiefe, stellvertretend am einem Beispiel, lernen wir die speziellen Auswirkungen von Emissionen auf Schadensmechanismen zu verstehen und durch die Korrelation mit umweltbedingten Schäden über die Zeit direkt abzulesen und damit technisch adäquat umzugehen.
An den Fassadenflächen sowie im Staubablagerungen und in den angrenzenden Böden wurden, neben den in den AAS Analysen nachgewiesenen Schwermetallen, durch erstmals vorgenommenen WDX und EDX Analysen auch veritable Gehalte an hochgiftigem Antimon und Wismut nachgewiesen. Dies erfordert zunächst einen adäquaten restauratorisch/ technischen Umgang mit der Schwermetallkontamination, um Handerker und Arbeiter, sowie Bewohner und Gäste nicht zu gefährden.
Weiterhin ist die jetzt konkretisierte, deutlich sichtbar gemachte schädigende Wirkung der Industrieemis-sionen auf das Kulturgut Kirchenburg entsprechend zu kommunizieren, um damit in der Folge auch für die hier lebende Bevölkerung Positives zu erreichen. Ziel 5: Revitalisierung der Kirchenburg
Der Ausbau der Kornkammern zu Gästezimmern und die Einrichtung eines Museums gewährleisten eine Neubelebung und Nutzung der Kirchenburg auch im Rahmen einer zunehmenden touristischen Fokussierung auf das Thema Kirchenburgen. Die schützenswerte Substanz sowie der Gesamtcharakter des Ensembles sollen hierbei weitest möglich bewahrt werden.
Zur Umsetzung des Einbaus der Gästezimmer, des Museums und der Modernisierung der Burghüter-wohnung liegt die Genehmigungsplanung vor. Konkrete Maßnahmen und Details zur Umsetzung sind noch abzustimmen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Darstellung / Fortschreibung der Ergebnisse im Internet: Wissenspool DIS Frauendorf / Axente Sever: http://rooms.prodenkmal.de
Vortrag ProDenkmal im Friedrich-Teutsch-Haus, Hermannstadt, (am 14.06.2006)
Vortrag ProDenkmal bei Veranstaltung der Europa Nostra, RO, (am 05.09.2005)
Beiträge in der Hermannstädter Zeitung, u. a. vom 14.10.2005 (Datei: HZ Online - Ruß und Mauersalze sind ihr Feind.pdf)
Beiträge in der Siebenbürgisch-Sächsischen Zeitung, München
Persönliche Präsentation auf der Denkmalmesse Leipzig 2006 (am DBU-Stand)


Fazit

Letztlich kommt es auf die Menschen an, das wertvolle Erbe, ihre Kirchenburg in Frauendorf, anzunehmen, teilweise neu zu formulieren und in den verschiedenen Facetten weiterzutragen. Dazu ist die angestrebte Phase 2 ein weiterer wichtiger Schritt.

Übersicht

Fördersumme

58.747,00 €

Förderzeitraum

30.09.2005 - 30.09.2007

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung