Modellhafte energetische Sanierung des Kulturgutes Schloßensemble Wartin mit hohem regenerativen Versorgungsanteil
Projektdurchführung
Europäische Akademie e. V.
Schloß Wartin
Schloß Wartin
16306 Wartin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Der Schwerpunkt dieses Projekts sind Maßnahmen, die unter Berücksichtigung aller denkmalpflegerischen Notwendigkeiten den Energiebedarf z. B. durch effektive Dämmung auf ein Minimum reduzieren. Ferner blieb auszuloten, wie der verbleibende Energiebedarf möglichst regenerativ gedeckt werden kann. Das Projekt soll beispielhaft gerade für die ostdeutschen Länder sein, in denen viele Kulturgüter, besonders alte Schlösser und Herrenhäuser im strukturschwachen ländlichen Gebiet darauf angewiesen sind, die Energiekosten möglichst gering zu halten, um Nutzer und damit Erhalter zu finden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Schloßensemble besteht aus einer Vielzahl von Gebäuden. Die Beheizung und die Warmwasserbereitung des Schlosses erfolgten bislang über einen zentralen Propangas-Heizkessel. Eine völlig zentrale Lösung für Schloss/Nebengebäude und Haus Bohlmann ist auf Grund der langen Leitungswege und der damit verbunden Verluste, sowie den enormen Investitionskosten für isolierte erdverlegte Rohrleitungssysteme unwirtschaftlich und wurde deshalb verworfen. Insofern musste für das Haus Bohlmann eine Lösung gefunden werden, mit der das Gebäude ständig sparsam beheizt werden kann, auch wenn es vorübergehend nicht benutzt wird. Bisher musste im Winter das Wasser aus Frostschutzgründen abgelassen werden. Alle Untersuchungen und Diskussionen führten letztendlich dazu, dass für eine optimale sparsame kontinuierliche Wärmeversorgung dieser alten Gebäude, der Schwerpunkt nicht so sehr auf die Wärmeerzeuger gerichtet sein muss, sondern auf die energetische Optimierung der Gebäude selbst. Da diese in der Regel in Kollision mit den denkmalpflegerischen Erfordernissen gerät, war zentraler Punkt des Modellprojekts Wege zu finden, die die energetische Optimierung der Häuser denkmalpflegerisch optisch nicht oder nur in geringfügigem Maße sichtbar werden ließen. Dies klingt zwar einfach, beinhaltete aber im Detail eine immense Anstrengung aller Beteiligten. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen stand die zusammen mit dem Passivhaus Institut entwickelte Lösung einer Cellulosedämmung. Diese Lösung kam auch den Intentionen des Gesamtprojekts entgegen, da es sich um eine ökologisch nachhaltige Lösung handelte. Dieser Ansatz wurde dann weitergeführt bis zum Anstrich der Wände, der mit Lehm- und Kalkfarben erfolgte. Die Methode bei beiden Häusern bestand energetisch gesehen darin, dass die Außenhüllen und der Boden in optimaler effizienter Weise isoliert wurden.
Ergebnisse und Diskussion
Als besonders fruchtbar und vielleicht auch ungewöhnlich war der intensive Austausch über Für und Wider der verschiedenen möglichen Lösungen. Dieser war mit Beginn der eigentlichen Bauphase nicht beendet, sondern durch die sich im Verlaufe der Arbeiten ergebenden Erkenntnisse, die auf der Komplexi-tät der alten Gebäudestruktur beruhten, und auch auf den damit verbundenen Herausforderungen im gegebenen Finanzrahmen die optimalen Lösungen zu finden, fand eine andauernde Anpassung der Lösungen an die sich aus dem Baufortschritt ergebenden Erkenntnisse statt. Hier ist besonders dem Passivhaus Institut zu danken, das sich in hervorragender Weise kooperativ und hilfreich zeigte. Das Passivhaus Institut begleitet die Ergebnisse im Rahmen eines gesonderten Forschungsprojekt, so dass festgestellt werden kann, ob die gefundenen Lösungen insbesondere auch in Bezug auf die Innendämmung im Zusammenwirken mit den Energiequellen zu guten Ergebnissen führen. Die ersten praktischen Erfahrungen mit der Nutzung des Gebäudes in der Herbst- und Winterzeit sind außerordentlich positiv. Das früher selbst bei Heizung unangenehme kaltfeuchte Raumklima, mit all den entsprechenden Folgen, ist durch ein wohliges Raumklima in den gesamten Gebäuden, einschließlich der problematischen Bereiche (Eingangshalle/Bibliothek) abgelöst worden. Der gesamte mühsame Diskussionsprozeß war auch deshalb so ertragreich für ein Modellprojekt, da die beteiligten Firmen aus der Region in der Regel nicht ihren Schwerpunkt im energetisch optimierenden Baubereich in Verbindung mit denkmalgeschützten Gebäuden haben. Durch die behutsame und effektive Einbindung aller Beteiligten in den Diskussionsprozeß gelang es, diese Firmen dazu zu bringen, dass sie das Projekt in der Tat als Herausforderung betrachteten und bereit waren, sich aktiv an Problemlösungen zu beteiligen und bereit waren auch dazu zu lernen. Dies gilt insbesondere für die Fa. Lausch aus Angermünde, die das Los Rohbau zu betreuen hatte. Da sie vorwiegend im Denkmalbereich tätig ist, ist zu erwarten, dass sie die bei dem hie-sigen Projekt gewonnenen Erkenntnisse zur energetischen Optimierung denkmalgeschützter Gebäude sehr gut in weitere Projekte einbringen kann und wird. Dies gilt auch für die anderen beteiligten Firmen und Planungsbüros.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Projekt wurde am 15. August 2008 von der brandenburgischen Ministerin für Kultur und Wissenschaft Frau Prof. Wanka in Anwesenheit zahlreicher Gäste eingeweiht. In Ihrer Rede betonte die Ministerin die Hilfe der Bundesstiftung und den beispielhaften Charakter der Maßnahme für das Land Brandenburg, das mit einer großen Zahl von denkmalgeschützten Gebäuden gesegnet sei, für die aber eine auch im Winter finanzierbare Nutzung anzustreben sei. Auch der Landrat der Uckermark Clemens Schmitz betonte diesen Aspekt und dankte der Bundesstiftung ausdrücklich. Insofern wurde der Beitrag der Stiftung in angemessener Weise gewürdigt.
In Gesprächen mit Dr. Digel wurde angedacht, eine Konferenz/ einen Workshop über die Erfahrungen energetischer Optimierung in denkmalgeschützten Gebäuden an Hand des Beispiels Wartin abzuhalten. Dazu sollten insbesondere auch Baufirmen der Region, Eigentümer, Nutzer denkmalgeschützter Gebäude, Vertreter der Denkmalpflege etc. eingeladen werden.
Fazit
Nach allgemeiner Auffassung nicht nur der Einweihungsgäste ist es gelungen, den unverwechselbaren Charakter der Gebäude mit den Erfordernissen energetischer Optimierung zu verbinden. Ob die gefun-denen Lösungen sich auf Dauer bewähren, werden die Ergebnisse des begleitenden Forschungsprojektes des Passivhauses Instituts erweisen. Erste Erfahrungen zeigen aber, dass die gefunden Lösungen funktionieren und deshalb zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Projekt als Erfolg im Sinne des Förde-rungszweckes der Stiftung betrachtet werden kann. Insbesondere erscheint auch der Wunsch nach Breitenwirkung der hier geleisteten energetischen Bemühungen in alten Gebäuden sowohl bei Firmen als auch in der Öffentlichkeit zu erfüllen. Dies wurde nicht zuletzt durch die zahlreichen Gäste, die bei der Einweihung anwesend waren und diesbezüglich informiert wurden, deutlich. Besonders hervorzuheben ist die außerordentlich kooperative Mitwirkung nicht nur der Mehrzahl der beteiligten Gewerke, sondern auch der beteiligten Institutionen und Behörden, die letztendlich, wenn auch oft nach langen Diskussionsprozessen, zu Kompromissen und Änderungen, die aufgrund der Erkenntnisse in der Durchführungsphase notwendig waren, bereit waren. Hervorzuheben ist hier die Arbeit der Mitarbeiter des Passivhaus Instituts. Insbesondere soll auch allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und hier besonders Herrn Dr. Digel gedankt werden, der sich wenn immer es notwendig war mit gutem Rat eingeschaltet hat und mit großem Verständnis für die Schwierigkeiten und Verzögerungen, die während der Durchführungsphase auftraten, dem inzwischen schon allseits gelobten Vorhaben zum Erfolg verholfen hat.
Fördersumme
125.000,00 €
Förderzeitraum
08.08.2005 - 08.05.2008
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik