Projekt 23856/01

Pilotprojekt zur ökologischen Mauersanierung am Beispiel der Zitadelle Mainz

Projektdurchführung

Stadt Mainz Rathaus
Postfach 38 20
55028 Mainz

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Zitadelle Mainz ist als Kulturdenkmal nach § 3 DSchPflG sowie nach § 23 LNatSchG als Geschützter Landschaftsbestandteil durch Rechtsverordnung der Stadt Mainz ausgewiesen. Für aufwändige Restaurierungen und notwendige Pflegemaßnahmen fehlten in der Vergangenheit das Geld und das erforderli-che Problembewusstsein. Inzwischen besteht im Hinblick auf die Bauwerkserhaltung und -unterhaltung an etlichen Bauteilen akuter Handlungsbedarf, insbesondere an den Zitadellenmauern und der Contrescarpe. Baum- und Strauchwurzeln dringen zunehmend in das Mauerwerk ein, führen zu gravierenden Schäden und gefährden die Standsicherheit der Mauern.
Die vorhandenen Rahmenbedingungen verlangen, dass sowohl eine bauliche Sanierung der Zitadellenmauern und der Contrescarpe als auch landschaftspflegerische Maßnahmen an den Grün- und Freiflä-chen mit einem hohen Maß an denkmal- und naturschutzfachlichen Kenntnissen ausgeführt werden. Die Zitadelle soll in ihrem Umfeld als ein Ergebnis der kulturellen und der natürlichen Einflüsse an einem Ort erlebbar werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Steuerung des Pilotprojekts wurde eine kleine Lenkungsgruppe eingerichtet, die die Vorarbeiten leistete für die große Runde aller am Projekt beteiligten Kooperationspartner. Aus der Darlegung der fachlich geprägten Zielvorstellung der Projektpartner folgte die Aufnahme der bestehenden denkmalpflegerischen und ökologischen Problem- und Konfliktpunkte. Eine vorläufige Analyse des Problem- bzw. Konfliktgehalts schloss sich an.
Für die weiterführende Diskussion wurden gemeinsame Grundlagen geschaffen durch einheitliche Dokumentationsstandards, eine einheitliche Begrifflichkeit und einheitliche Erfassungsgrundlagen für Denkmalpflege, Naturschutz und Bauforschung. Bereits vorhandene Erhebungen, Untersuchungen und Dokumentationen wurden allen Beteiligten zur Vermeidung kostenträchtiger Doppelarbeit zur Verfügung gestellt. Von den Mauern wurde vor Beginn des Austriebs ein fotogrammetrisches Aufmaß erstellt, um lagegenaue Aussagen für Kartierung, Sanierungsarbeiten und das Monitoring zu ermöglichen. Kartiert wurden einerseits Baumaterialien und Verwitterungsschäden, andererseits Fledermäuse, Vögel, Stechimmen, Gefäßpflanzen, Moose und Flechten. Die Bauforschung nahm eine baugeschichtliche Untersuchung vor, für die sie schriftliche und bildliche Quellen zur Zitadelle zusammenstellte und die Mauersub-stanz baugeschichtlich begutachtete.
Ein Zeitplan und ein Kostenplan wurden aufgestellt und während des Projekts ständig fortgeschrieben.
Auf dieser Basis wurden in einem festgelegten Abschnitt quer von der Contrescarpe durch den Graben über die Festungsmauer bis zum Wall auf der Mauer (Transsekt) die Sanierungsarbeiten ausgeführt.


Ergebnisse und Diskussion

Zum Abschluss des Pilotprojektes wurden die wichtigsten Aspekte der Sanierung in einem Leitfaden ökologische Mauersanierung für die Zitadelle Mainz zusammengetragen und durch einen exemplari-schen Zeitplan ergänzt. Der Leitfaden wird durch einen exemplarischen Zeitplan, der auf 5 Jahre ausgelegt ist, ergänzt.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Arbeit am Projekt ist das Monitoring-Konzept. Hierbei geht es um die systematische Erfassung, Beobachtung und Überwachung der Vorgänge und Prozesse mittels definierter Bebachtungssysteme zu dem Zweck, steuernd einzugreifen, wenn Abläufe oder Prozesse nicht den gewünschten Verlauf nehmen.
Um den mit der Sanierung erreichten Zustand dauerhaft zu erhalten wurde zudem ein Konzept für die Dauerpflege erarbeitet. In diesem sind die jeweils erforderlichen Arbeitsschritte festgelegt, es sind die Verantwortlichkeiten genannt und es sind die erforderlichen finanziellen Aufwendungen für die Arbeiten ermittelt und dargestellt.
Aus einer Gegenüberstellung des Pflege- und Entwicklungsplanes des Umweltamtes und dem Denkmalpflege und -entwicklungsplan des Denkmalamtes wurde ein Konfliktplan entwickelt, der aufzeigt, in wel-chen Bereichen noch unterschiedliche Vorstellungen bestehen. Dieser Konfliktplan soll die Diskussionsgrundlage für rechtzeitig anzustrebende Konsense bilden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Schon vor Beginn des Pilotprojektes fanden Veranstaltungen und Aktionen statt, um auf die Zitadelle und die anstehenden Aufgaben aufmerksam zu machen. Jährlich einmal findet das von der Initiative Zitadelle Mainz organisierte Zitadellenfest statt. Bauschilder informieren über das Projekt und die beteiligten Einrichtungen. In den Medien wird aus unterschiedlichen Anlässen immer wieder über die Zitadelle berichtet, so dass auch dadurch das Bewusstsein der Bevölkerung <über die Zitadelle und ihren Wert für die Allgemeinheit wach gehalten wird.
Im Herbst 2007 wurde in einem Workshop das Pilotprojekt präsentiert. Anwesend waren neben externen Sachverständigen und Vertretern des DBU auch Vertreter der im Stadtrat vertretenen Fraktionen sowie Vertreter einzelner der Sache nahe stehender Institutionen. Die Stadt gab aus diesem Anlass eine umfassende Presseinformation heraus. Diese Veranstaltung fand in der Presse in einer ausführlichen Berichterstattung Echo.
Parallel zum Abschlussbericht wurde eine Webseite erstellt, die auf der Internetseite der Stadt eingestellt wird.


Fazit

Die von den Kooperationspartnern vereinbarten Sanierungsabschnitte wurden während der Projektlaufzeit erfolgreich saniert. Die dabei gewonnenen Erfahrungen sind im Leitfaden zur ökologischen Mauersanierung dokumentiert. Im Zusammenwirken der beteiligten Behören wie in der gemeinsamen Diskussion der Kooperationspartner wurden wertvolle Erfahrungen gesammelt, sowohl was den Umgang miteinander als auch was die zu beachtenden Verfahren betrifft. Der dafür aufgebrachte Einsatz an Zeit hat sich gelohnt, wenn die Erfahrungen für eine Fortsetzung des Projektes von den Kooperationspartnern zur Grundlage der weiteren Mitarbeit gemacht werden. Grundsatzdiskussionen können dann verkürzt und Verfahren beschleunigt werden.

Übersicht

Fördersumme

100.000,00 €

Förderzeitraum

16.01.2006 - 30.06.2008

Bundesland

Rheinland-Pfalz

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Naturschutz
Umweltforschung
Umwelttechnik