Auf dem Weg zu neuen Ufern: Naturschutz an der Unteren Donau in den beiden EU-Beitrittsländern Rumänien und Bulgarien
Projektdurchführung
Umweltstiftung WWF-Deutschland
Rebstöcker Str. 55
60326 Frankfurt
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
In den letzten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sind an der Unteren Donau durch die Umwandlung und Nutzbarmachung von Flächen für Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft großflächig Auenlebensräume verloren gegangen. Allein auf rumänischer Seite der Donau sind etwa 75 Prozent der Aue heute vom Strom getrennt. Dieses Projekt sollte einen konkreten Beitrag zur Sicherung und Wiedervernetzung dieser Lebensräume leisten. Exemplarisch an einem besonders wertvollen Abschnitt der Donau im Grenzbereich zwischen Rumänien und Bulgarien auf einer Länge von 45 Flusskilometern westlich Giurgiu bzw. Russe, wurde angestrebt (a) den Schutz der verbliebenen wertvollen Auenlebensräume, (b) die Renaturierung von zerstörten Auenflächen, (c) die ökologische Vernetzung dieser Gebiete und (d) eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zum Wohl der lokalen Bevölkerung zu fördern.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Arbeitsschritte beinhalten: a) Die wichtigen Zuflüsse Lom und Jantra in ihrem Mündungsbereich der Donau unter Naturschutz stellen und die Grundlagen für ein effektives Management schaffen (Bulgarien); b) Die Grundlagen zum Management der geplanten Schutzgebiete Cama-Dinu-P?s?rica erarbeiten (Rumänien); c) Relevante Institutionen bzgl. Naturschutz und Renaturierung auf rumänischer und bulgarischer Seite der Unteren Donau in die Lage versetzen weitere Projekte erfolgreich umzusetzen. Das Projekt wurde vom WWF Deutschland mit dem WWF Donau-Karpaten-Programm und mit einer Vielzahl staatlicher und regionaler NGO-Partner umgesetzt. Methodisch wurden folgende Vorgehensweisen für die Schutzgebiete verfolgt: Erhebung der Naturausstattung, Vorbereitung der formellen Ausweisung, Erstellung von Management-Plänen und Teilplänen für einzelne Arten und schließlich die Umsetzung. Für die Renaturierungen wurden zuerst die Machbarkeit untersucht und dann die Umsetzung eingeleitet.
Ergebnisse und Diskussion
Eines der Hauptziele, Einrichtung und Sicherung der drei großen Schutzgebiete Cama-Dinu-P?s?rica in den Donauauen auf der rumänischen Seite und der beiden unteren Flusstäler des Yantra und Lom Flusses auf bulgarischer Seite als großflächige Natura2000-Gebiete wurde erreicht. Die Grundlagen der zugehörigen Managementpläne sind durch gezielte Detailstudien verbessert worden, für eine endgültige umfassende Zusammenstellung sind jedoch noch Ergänzungen notwendig. Insbesondere für den Naturpark Rusenski Lom sind die fachlichen und institutionellen Kapazitäten aber deutlich gestärkt worden. Zwei erfolgreich umgesetzte Renaturierungsvorhaben in ehemaligen Fischteichen des Lomtales und die begonnene Errichtung des Besucherzentrums in Ivanovo können als wegweisende Erfolge für die nachhaltige Etablierung einer handlungsfähigen Naturparkverwaltung betrachtet werden. Dieser Naturpark hat eine gewisse Vorzeigerolle in Bulgarien.
Das Natura2000-Gebiet Cama-Dinu-P?s?rica ist in der zugehörigen Umweltverwaltung nicht nur regional etabliert. Auch wenn die geplanten Renaturierungsvorhaben (Fischteiche Slobozia und durchgängige Garla Pasarea) nicht umgesetzt werden konnten, so sind doch das gesamte Schutzgebiet und seine langfristigen Entwicklungspotenziale von der Verwaltung und Öffentlichkeit angenommen worden. Die Wertigkeit und Empfindlichkeit der damit verknüpften Donauinseln werden langfristig bei der geplanten Entwicklung der Donauwasserstraße eine wichtige Rolle spielen.
Die zahlreichen Aktivitäten im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit haben zwar mehr Zeit als geplant in Anspruch genommen, sind jedoch für die Akzeptanz unter den regionalen Rahmenbedingungen unverzichtbar. Vor allem der durch dieses Projekt initiierte grenzüberschreitende Austausch zwischen den verschiedenen Schutzgebietsverwaltungen war Neuland und erweist sich zunehmend als tragfähig. Die erfolgreiche eigenständige Einwerbung von EU-Fördermitteln aus CBC-Fonds der EU belegt den Erfolg dieses Ansatzes.
Der finanzielle Rahmen des Projekts erwies sich als ausreichend. Der zeitliche Rahmen war jedoch anfangs zu ehrgeizig und bedingte die zweimalige Beantragung einer Projektlaufzeitverlängerung, teilweise den diversen administrativen und legislativen Veränderungen infolge des zwischenzeitlichen EU-Beitritts der beiden Staaten geschuldet. Aber nur durch ein langfristiges Engagement in der Region ist die Akzeptanz der Naturschutzanliegen abzusichern. Die regionalen Akteure und Verwaltungen sind immer noch elementar auf derartige externe Unterstützung angewiesen, denn die entsprechenden höheren öffentlichen Institutionen geben noch wenig Rückhalt. Die zielorientierte vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen international aufgestelltem NGO-Netzwerk (WWF und andere) und lokalen Akteuren erwies sich als tragfähig und ist wohl immer noch unverzichtbar.
Als besonders hilfreich erwiesen sich in der letzten Verlängerungsphase in 2011 die Durchführung ver-schiedener Machbarkeitsstudien für weitere Renaturierungspläne und Managementfragen. Gerade diese unabhängige frühzeitige Vorbereitung von komplexen Vorhaben ist die entscheidende Grundlage für selbständige erfolgreiche Projektanträge an öffentliche (EU-) Fördermittelgeber.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Vorbereitung der Schutzgebietsausweisungen wurde sowohl in Rumänien als auch Bulgarien mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit begleitet, auf lokaler und regionaler Ebene. Ein jährlich veranstaltetes Storchenfest, Malbücher für Kinder, ein internetbasiertes Naturpuzzle als auch zahlreiche Informationsveran-staltungen für die Bevölkerung waren Grundlage für eine breite und nachhaltige Zustimmung und Beteiligung. Regionale Fernsehsender und Radiosender waren ebenso aktiv eingeschaltet. Veranstaltungen wurden gezielt auf bessere grenzüberschreitende Verständigung ausgerichtet.
Fazit
Das Projekt hat maßgeblich und nachhaltig zu einer Verbesserung der grenzüberschreitenden Verständigung und Zusammenarbeit beigetragen. Dies war und ist nicht selbstverständlich, auch wenn die beiden Staaten der Region seit 2007 zu den EU-Mitgliedsstaaten zählen. Die Umsetzung der EU-Naturschutzrichtlinien und die Nutzung von EU-Fördermitteln wurden im methodischen wie auch institutionellen Rahmen wesentlich befördert. Die drei behandelten großen Natura 2000-Gebiete Cama-Dinu-P?s?rica, Unteres Lom- und Yantra-Flusstal sind gesichert, die Naturparkverwaltung Rusenski Lom wesentlich gestärkt. Durch die abschließenden zusätzlichen Machbarkeitsstudien wurde der Grundstein für selbsttragende Folgeprojekte gelegt. Zeitlich verzögernd erwiesen sich die vielen legislativen und administrativen Neuregelungen, wenn auch teilweise mit positiven Wirkungen (EU-Recht).
Fördersumme
463.484,00 €
Förderzeitraum
01.11.2005 - 31.12.2010
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik