Projekt 23704/01

Naturschutz durch nachhaltige Dorfentwicklung am Beispiel der rumänischen Gemeinde Sinca Noua

Projektdurchführung

Ökospeicher e. V.
Am Gutshof 1
15326 Wulkow

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die rumänische Gemeinde Sinca Noua (1800 Einwohner, Landkreis Brasov) und ihre Umgebung sind geprägt durch eine extensive und naturschonende Landwirtschaft, die als wichtigste Einkommensgrundlage der Bevölkerung dient, das soziale Dorfleben und kulturelle Traditionen prägt und eine außergewöhnlichen Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in der Umgebung erhalten hat (u. a. Bär, Luchs, Wolf und seltene Vogelarten). Um diesen natürlichen Reichtum zu erhalten und gleichzeitig die nachhaltige Entwicklung der Gemeinde zu fördern, hat der Gemeinderat im Jahr 2004 die Vision einer ökologischen Dorfentwicklung formuliert und beschlossen. In Zusammenarbeit mit der deutschen Partnergemeinde Wulkow soll nun daraus ein integriertes Konzept für die nachhaltige Entwicklung der Gemeinde Sinca Noua und ihres Umlandes erarbeitet und mit einem konkreten Maßnahmenkatalog untersetzt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Arbeiten erfolgen durch ein bilaterales und interdisziplinär arbeitendes Projektteam wie folgt:
- Inhaltliche Entwicklung und Untersetzung des Entwicklungskonzeptes: projektbezogene Ziel- und Maßnahmekataloge, Vorplanungen der baulichen und technischen Objekte und Anlagen, Abklärung der lokalen Akzeptanz, ökonomischer Untersetzung und Bewertung der Nachhaltigkeit
- Vorbereitung der Projektumsetzung
- Initiierung von bilateralen Maßnahmen ohne wesentlichen Finanzbedarf (Praktika, Bildungsaufenthalte oder Teilnahme an Workcamps, Beitritt zu Netzwerken und Aufbau wirtschaftlicher Beziehungen)
Wichtige Meilensteine des Projektes sind:
- Ein Vorbereitungs- und Koordinierungstreffen in Sinca Noua unmittelbar nach Projektbeginn
- Ein Workshop in Sinca Noua (Kooperationspartner, regionale Akteure)
- Ein Workshop mit Exkursion und Diskussionsrunden in Wulkow
- Eine zielgruppenspezifische Projektpräsentation nach Erarbeitung des Entwicklungskonzeptes
- Die Einreichung abgestimmter und finanziell untersetzter Projektanträge für die Umsetzungsschritte


Ergebnisse und Diskussion

Nach Vorliegen des integrierten Entwicklungskonzeptes für Sinca Noua und Umgebung kann festgestellt werden, dass die Ziele des Projektes erfüllt und in einigen Bereichen sogar übertroffen wurden. Das ge-meinsam erarbeitete und breit verankerte Konzept umfasst die nachfolgend beschriebenen Bestandteile:
- Aus der Vision des Gemeinderates wurden umfassende Leitlinien der künftigen Entwicklung abgeleitet.
- Es wurde ein Maßnahmenkatalog mit den Schwerpunkten Natur- und Artenschutz, Extensive Landwirtschaft, Ökonomische und infrastrukturelle Dorfentwicklung sowie Bürgerschaftliches En-gagement und Lokale Agenda 21 erarbeitet und präzisiert. Der Katalog besteht aus mehr als 40 ab-gestimmten Aktivitäten, Prozessen und Projekten.
- Für die Themenbereiche Landwirtschaft und Biogas wurden über die üblichen Expertengespräche, Besichtigungen und Recherchen hinaus vertiefende Studien erarbeitet.
- Als gemeinsame Arbeitsgrundlage des interdisziplinären Projektteams wurde laufend eine grafische Übersicht der Maßnahmen und ihrer Wechselwirkungen untereinander zweisprachig aktualisiert.
- Zur qualitativen Bewertung der einzelner Projektvorschläge wurden jeweils 3 ökologische, ökonomische, soziokulturelle und projektspezifische Indikatoren entwickelt und angewendet.
- Über die qualitative Bewertung der Einzelmaßnahmen wurden die vier prioritären Untersetzungsprojekte Ökologisches Zentrum für Verarbeitung und Vermarktung, Informations-Zentrum Mensch und Natur, Aufbau und Etablierung einer Natur- und Umweltbildung sowie Ausbau und Profilierung des Kindergartens in Sinca Noua identifiziert und näher beschrieben.
- Für das besonders erfolgversprechende Projekt Aufbau und Etablierung einer Natur- und Umweltbil-dung in Sinca Noua wurde eine Projektskizze mit Kosten- und Finanzierungsplan erarbeitet.
Das integrierte Entwicklungskonzept übertrifft hinsichtlich Umfang, Detaillierungsgrad sowie Akzeptanz die ursprünglichen Erwartungen deutlich. Dies wird vor allem folgenden Faktoren zugerechnet:
- dem hohen und großteils ehrenamtlichen Engagement des Projektteams sowie dessen Fachkompetenz
- den gewählten Arbeitsmethoden und Grundsätzen. Grundlage der Konzeptentwicklung war eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe der beiden Gemeinden, die einen offenen und vertrauensvol-len Arbeitsstil ermöglichte. Mit zahlreicher Arbeitstreffen, Workshops, öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltungen sowie kulturellen Anlässen wurde der Information und Kommunikation große Bedeutung zugemessen. Exkursionen und Besichtigungen ermöglichten das kennen lernen von übertragbaren Lösungsansätzen.
- der positiven Eigendynamik der Gemeindepartnerschaft Sinca Noua-Wulkow, die zu vielfältigen Kon-takten und Aktivitäten geführt und dem Entwicklungskonzept eine breite Basis verliehen hat.Über die konzeptionellen Ergebnisse hinaus sind bereits praktische Ergebnisse und Erfolge der nachhaltigen Entwicklung zu verzeichnen, obwohl dies nicht als Projekt-Bestandteil definiert wurde. Dazu gehören die Auszeichnung von Sinca Noua zum SAT EUROPEAN (Europäisches Dorf), Aktivitäten im Natur- und Artenschutz wie die Gründung der Fundatia Sinca Noua oder eine Biodiversitätsstudie, das Praktikum einer Sincaner Kindergärtnerin in Wulkow, die Umsetzung eines bürgerschaftlichen Projektes oder das Interesse erster Nachbargemeinden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Information und Kommunikation gehörten zu den wichtigsten Anliegen des Projektes. Es fanden deshalb sowohl in Sinca Noua als auch Wulkow gut besuchte öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltungen statt. In der Märkischen Oderzeitung erschien am 3.9.2006 ein halbseitiger Artikel Karpaten-Dorf will Öko-Gemeinde werden, in dem auch die Rolle de DBU gewürdigt wird. In Sinca Noua strahlte der öffentlich-rechtliche Fernsehsender TVR1 einen Bericht mit Interviews zum Besuch der Wulkower aus.


Fazit

Mit dem integrierten Entwicklungskonzept konnte eine entscheidende konzeptionelle, aber auch ideelle Grundlage für die nachhaltige Entwicklung in Sinca Noua und Umgebung gelegt werden. Der Ökospeicher e.V. kann aufgrund der intensiven Zusammenarbeit attestieren, dass in Sinca Noua die Kriterien der DBU für ein Engagement in EU-Beitrittsländern und -kandidaten (Kompetenz und Seriosität der Partner, Verlässlichkeit und Dauerhaftigkeit der Strukturen, Abwesenheit von Korruption) in idealer Weise zusammentreffen und erfüllt sind. Der Projektträger und alle Beteiligten würden deshalb ein weiteres Engagement der DBU in Sinca Noua - vorzugsweise bei der Unterstützung des Aufbaus einer Natur- und Umweltbildung - begrüßen. Der Ökospeicher e.V. würde sich aufgrund der positiven Erfahrungen und des Vertrauens gerne bereit erklären, als Projektträger mit Sitz in Deutschland zur Verfügung zu stehen.

Übersicht

Fördersumme

19.590,00 €

Förderzeitraum

01.07.2005 - 31.12.2005

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Internationale Aktivitäten
Naturschutz