Energieökologische Optimierung eines Altbauwohn-Projektes
Projektdurchführung
bedacht e. V.
Salzkoth 1
06449 Aschersleben
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Gebäude Salzkoth 1 in 06449 Aschersleben wurde 1910 als Kinderheim erbaut, später als Krankenhaus genutzt und dient seit 2003 als Wohnheim für ehemalige Obdachlose. Träger der Einrichtung ist der gemeinnützige Verein Bedacht. Das Gebäude mit ca. 700 m² beheizbarer Wohnfläche ist in einem allge-mein guten Zustand, aber in einem energetisch schlechten. Der Wärmeschutz entspricht etwa dem Standard zum Zeitpunkt der Errichtung (ungedämmte Wände, überwiegend einfachverglaste Kastenfenster). Die Versorgung erfolgt mit einem Ölkessel. Der Verbrauch beläuft sich auf geschätzte 350 MWh/a (ca. 500 kWh/m²a Endenergie, d. h. ein 50-Liter-Haus).
Ziel des Fördervorhabens war es, durch eine systematische Analyse der Gebäudehülle, der technischen Anlagen und der Gebäudenutzung potentielle Energiesparmaßnahmen zu identifizieren, zu bewerten, eine umsetzungsorientierte Strategie für die energieökologische Sanierung des Gebäudes zu entwickeln. Dies alles sollte unter besonderer Berücksichtigung des Zwecks der Einrichtung und der finanziellen Limitationen geschehen, wie sie gerade für gemeinnützige Vereine typisch sind.
Erste konkrete Maßnahmen in diese Richtung wurden umgesetzt. Im Einzelnen waren dies der Einbau einer Holzkesselanlage (Holzvergaserkessel) mit einem kleinen Ölkessel für die Spitzenlast sowie die Dämmung der obersten Geschossdecke und Dämmung des Treppenhauses. Die Verbrauchsentwicklung wurde dokumentiert.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Kurzgutachten zum Gebäude und zur Anlage
2. Rückbau der überdimensionierten Ölheizung
3. Einbau einer Holzvergaserheizung und Öl-Spitzenlastkessel
4. Durchführung erster Dämmmaßnahmen im Dachbereich
5. Herstellung eines geschlossenen Treppenhauses unter Wärme- und Brandschutzgesichtspunkten
6. Erstellung eines ausführlichen Energiegutachtens mit Finanzierungsplanung
7. Parallel: Betriebsoptimierung des Holz/Ölkesselbetriebes, Verbrauchsüberwachung
Ergebnisse und Diskussion
Der alte Ölkessel (230 kW) wurde entfernt und ein Holzvergaserkessel mit 50 kW Leistung, zur Abdeckung des Bedarfs bei extrem niedrigen Außentemperaturen zusätzlich ein Ölkessel (70 kW), installiert. Fast gleichzeitig wurde die oberste Geschossdecke mit 200 mm starker Mineralwolle gedämmt und auch aus Gründen des Wärme- und Brandschutzes das Treppenhaus und Kellergeschoss von der beheizten Wohnfläche abgetrennt. Die Trennwände sind ebenfalls wärmegedämmt.
Eine Energieeinsparung lässt sich nicht genau beziffern, weile keine konkreten Werte vom Zustand vorher bekannt sind. Nach den Maßnahmen beläuft sich der Verbrauch auf etwa 320 MWh/a - jedoch zu 75 % aus Holz. Eine Einsparung ist zu verzeichnen, jedoch nicht im gewünschten Maße. Die Kostensteigerung des Öls konnte aufgefangen werden, auch der CO2-Ausstoß reduziert werden, jedoch sind die Ein-sparpotentiale noch nicht ausgeschöpft.
Die hydraulische und regelungstechnische Anbindung der beiden Kessel an das vorhandene Netz sowie die Warmwasserbereitung ist noch nicht optimal. Während des gesamten Projektverlaufes wurde mit der ausführenden Firma und dem Planer der Anlage sowie der Regionalvertretung des Kesselherstellers um Verbesserungen gerungen. Einzelne Maßnahmen sind mittlerweile umgesetzt, z. B. der Einbau von Abgasklappen sowie eine veränderte Rücklauftemperaturregelung für den Holzkessel. Jedoch besteht bis zum Projektende das Problem, dass die Verbrennung insgesamt sehr unsauer läuft (keine Lambda-Sonde), sich in den Pufferspeichern keine ausreichende Temperaturschichtung einstellt (zu große Ladepumpen, falsches Ladekonzept), das gesamte Heizungswasser immer über den Ölkessel geführt wird (Temperaturverlust, wenn der Kessel aus ist), sich aus der Summe dieser Einzelpunkte kein ausreichend heißes Trinkwarmwasser bereiten lässt und eine sehr intensive Kesselwartung ergibt. An der Optimierung der Anlage wird auch nach Projektende gearbeitet. Mittlerweile sind das Werk des Kesselherstellers sowie ein zweiter Planer eingeschaltet.
Das parallel erstellte Energiekonzept bewertet vor allem die Einsparmöglichkeiten noch zu tätigender Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle. Die Endenergie lässt sich langfristig dritteln (ca. 100 MWh/a). Die dazu notwendigen Maßnahmen (Dämmung der Wände von außen mit 20 cm Dämmstoff, Kellerdämmung, neue Fenster u. ä.) kosten unter Berücksichtigung von Eigenleistungen der Bewohner etwa 136 Tausend Euro. Bei Inanspruchnahme eines Bankkredites sind dies etwas unter 1000 /Monat über 30 Jahre. Dem gegenüber stehen heutige Energiekostenersparnisse von etwa 570 /Monat. Langfristig bei steigenden Energiepreisen jedoch 1250 /Monat. Der Verein versucht die Vorschläge des Energie-konzeptes langfristig umzusetzen, sobald die Eigentumsfrage für das Haus geklärt ist.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Sanierung des Hauses ist im Umkreis mit großem Interesse verfolgt worden. Einerseits hat das Wohnprojekt zahlreiche Freunde; zum anderen wurde hier der erste Holzvergaserkessel in Aschersleben aufgestellt. Anlässlich von Veranstaltungen, die in diesem Haus stattfanden, konnte die neue Heizungs-anlage der lokalen Öffentlichkeit vorgeführt und ihre Vorteile verdeutlicht werden.
Die Fensterläden werten neben ihrer isolierenden Funktion das Haus auch optisch auf, was die Bevölkerung, die sich dem Haus durch seine Geschichte verbunden fühlt, sehr anerkennt. In den Presseberichten über das Wohnprojekt nahm die Förderung durch die Bundesstiftung Umwelt und die Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen breiten Raum ein.
Fazit
Die bisher umgesetzten Maßnahmen zur energieökologischen Optimierung des Wohnhauses für ehe-mals wohnungslose Menschen haben bei verringertem Verbrauch von Ressourcen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bewirkt. Der Verein fühlt sich ermutigt, noch weitere Schritte in diese Richtung zu gehen. Durch die positiven Erfahrungen im Haus konnten seine Bewohner dafür begeistert werden, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und interessierte Außenstehende für das Thema sensi-bilisiert werden.
Der optimierte Holz-/Ölkesselbetrieb konnte jedoch noch nicht erreicht werden und bleibt über das Projektende hinaus eine zu lösende Aufgabe zusammen mit geeigneten Planern und Handwerkern.
Fördersumme
74.950,00 €
Förderzeitraum
26.04.2005 - 26.04.2007
Bundesland
Sachsen-Anhalt
Schlagwörter
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik