Naturverträglicher Tourismus an der türkischen Küste – Solarboote statt Dieselschiffe
Projektdurchführung
Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) e. V.
Landesverband Berlin Brandenburg
Erich-Steinfurth-Str. 6
10243 Berlin
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Region um Dalyan an der Küste der Südwest-Türkei ist eine der Hauptattraktionen des Tourismus im Lande. Die Touristen werden mit dieselbetriebenen Holzbooten zu den Sehenswürdigkeiten transportiert, die der Umwelt schwere Schäden zufügen (Wellenbildung, Emissionen, Öleintrag, Lärm). Besonders die seltenen Meeresschildkröten (Eiablageplatz) leiden darunter. Deshalb soll als Pilotvorhaben ein Boot strömungstechnisch umgerüstet und mit Elektromotor und Solarmodulen betrieben werden. Der Umbau soll die Machbarkeit der Maßnahme demonstrieren und zu einer Optimierung des Bootsrumpfes, des Fahrprofiles und des Solargenerators führen. Auf dieser Grundlage sollen mittelfristig möglichst viele dieselbetriebene Schiffe umgerüstet werden.
Kostenersparnis in 15 Betriebsjahren mehr als 10.000,- Euro für den Schiffseigner.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuslegung und Planung der Solar- und Antriebsanlage
Festlegen der Messpunkte und Planung der Messfahrten, Wahl der Messtechnik
Untersuchung des Bootsrumpfes vor Ort, Festlegung der Rumpfänderungen, Umbau eines Bootes
Aufbau der Solaranlage, Aufbau der elektrischen Antriebsanlage vor Ort
Messfahrten (Widerstandsmessung), Auswertung und gegebenenfalls Optimierung
Schulung eines Mitarbeiters vor Ort
Ergebnisse und Diskussion
Das dieselbetriebene Boot wurde umgerüstet und mit folgenden Komponenten ausgestattet: PV-Generator mit einer Leistung von 2,1 kWp, Elektroantrieb (Gleichstrom) mit einer Leistung von 4,8 kW, Batterie (Gel) mit einer Kapazität von 240 Ah, Bugwulst zur Verringerung des Widerstandes um ca. 15%, Ruderanpassung zur Verringerung des Widerstandes um ca. 5%.
Mehrwöchige Testfahrten ergaben, dass die Auslegung der Photovoltaikanlage, der Batterie, des Antriebes und die Arbeiten zur Verringerung des Rumpfwiderstandes die Erwartungen erfüllt haben und einen dauerhaften und nachhaltigen Bootsbetrieb bei der im Sommer hohen Globalstrahlung der Sonne ermöglichen. Dabei müssen die folgenden Randbedingungen eingehalten werden:
Es ist ein regelmäßiges Logbuch zu führen, in dem die Fahrtdauer, die Anzahl der Passagiere, der Batterieladezustand bei Start und Stop sowie das Fahrtziel angegeben wird. Besonderheiten wie Strömung und Wind sollten ebenfalls festgehalten werden. Änderungen im Fahrverhalten des Bootes sind zu protokollieren, die Ursachen sollten zeitnah erfasst werden. Die Batterieentladetiefe sollte 50% nicht unterschreiten. Die Fahrgeschwindigkeit des Bootes sollte die auf dem Fluss vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 4,5 Seemeilen/h nicht überschreiten. Nachtfahrten und Fahrten am Morgen sind zulässig, aber sorgfältig zu planen. Alle Fahrten sind in Abhängigkeit vom aktuellen Batteriezustand und den Windverhältnissen zu planen. Das Boot sollte im Sommer einmal pro Woche einen Ruhetag einlegen, um die Batterie auf 100% zu laden. Im Winter sollte diese Prozedur auf zwei Tage ausgedehnt werden.
Der Bugwulst sollte aus Vollholz gefertigt werden.
Es wird unter den gegebenen Randbedingungen erwartet, dass die Batterie eine Lebensdauer von ca. 6 Jahren hat.
Für die Verschraubung (Module) sollten salzwasserbeständige Materialien eingesetzt werden.
Teilweise mit Problemen behaftet war die Kommunikation mit den Personen vor Ort (Bootseigner etc.).
Dies hatte im Wesentlichen sprachliche Ursachen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Präsentation des ersten Bootes zum Schifferfest in Dalyan am 2.7.2005
Bootsfahrt mit dem türkischen Minister für Tourismus, Atilla Koc, am 5.8.2005
Dazu diverse Veröffentlichungen in türkischen Medien (siehe Anhang) und Fernsehberichte
Notiz in Haus und Energie Herbst 2005 (siehe Anhang)
Notiz in Photon August 2005 (siehe Anhang)
Meldung im newsletter DGS vom 7.7.2005 (siehe Anhang)
Notiz in Berliner Impulse August 2005 (siehe Anhang)
Vortrag von W. Appel auf der Interboot in Friedrichshafen im September 2005
Notiz in Wirtschaftswoche 21.7.2005 (siehe Anhang)
Notiz in AGA Info Nr.3 /2005 (siehe Anhang)
Vorstellung des Projektes auf der ITB Berlin März 2006 durch den Bootseigner Özay Akdogan.
Weitere Ziele:
1. Durchführung eines workshops in Mugla (Provinzhauptstadt) an der Universität im Sommer 2006 zur weiteren Verbreitung der Ergebnisse in der Region für Bootsbesitzer
2. Veröffentlichung der Ergebnisse in diversen deutschen Fachmagazinen
Fazit
Mit dem Projekt wurde gezeigt, dass der Umbau von dieselbetriebenen Holzbooten für den Transport von Touristen im Naturschutzgebiet von Dalyan, Türkei, in elektrisch betriebenen und mit Solarenergie versorgten Booten mit geringem Aufwand möglich ist. Wesentliche Schritte waren: Widerstandsverringerung des Bootsrumpfes, Einbau eines Elektromotors, Einbau einer Batterie, Einbau einer Photovoltaikanlage.
Vor dem Hintergrund der hohen Solarstrahlung in der Region von März bis Oktober ist der Betrieb von Solarbooten bei Beachtung bestimmter Randbedingungen (Fahrprofile, Ladezustand Batterie) ohne Probleme möglich und erschließt einen naturverträglichen (kein Eintrag von Dieselöl in das Wasser, starke Reduktion der Wellenbildung, lautlose Fahrt, keine Emissionen) Tourismus. Hierdurch ergeben sich für Besitzer von Solarbooten erhebliche Wettbewerbsvorteile.
Fördersumme
35.474,00 €
Förderzeitraum
21.04.2005 - 21.04.2006
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik