Wiesionen für eine neue Lebensgemeinschaft zwischen der Stadt Lörrach und ihrem Fluss Wiese
Projektdurchführung
Bürgerstiftung Lörrach
Rathausgasse 6
79540 Lörrach
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Wiese, südlichster Nebenfluss des Rheins, wurde im 19. Jahrhundert begradigt und als hart befestigter Kanal verbaut. Neben dem Neckar erhielt die Wiese in der Gewässerstrukturkarte 2004 des Landes Baden-Württemberg die schlechteste Bewertung. Mit WIESIONEN sollen folgende Ziele erreicht werden:
- Zwischen den Hochwasserdämmen soll eine reduzierte Form der Auendynamik wiederbelebt werden. Wanderungshindernisse im Fluss sollen beseitigt und damit der Weg für die Rückkehr des Lachses und anderer Wanderfische in die Wiese geebnet werden.
- An ausgewählten Stellen soll der Fluss wieder in das städtische Leben integriert werden. Die Verbindung von Umweltaspekten und urbanen Erfordernissen soll dabei eine breite Öffentlichkeit über die Landesgrenze hinweg für das Thema Gewässerrenaturierung sensibilisieren.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Grundzüge des Projekts wurden in den Jahren 1999 und 2000 von einem Architekten aus privater Initiative heraus entwickelt. Ein Hochwasserereignis einige Kilometer oberhalb des heutigen Projektgebiets hatte dazu den Anstoß gegeben. Eine vertiefende, interdisziplinäre Projektstudie bestätigte 2002 die Vereinbarkeit der Projektidee mit den Belangen des Hochwasserschutzes. Das Konzept zur Wiederentdeckung der Wiese stieß bei der Gewässerdirektion (heute Abteilung Umwelt beim Regierungspräsidium Freiburg), bei der Stadt Lörrach und in der Bevölkerung auf breite Zustimmung. Diese erste Projektphase endete mit der Feststellung reizvolle Idee - in absehbarer Zeit nicht finanzierbar. 2003 begann eine kleine private Arbeitsgruppe aus Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern mit der systematischen Projektentwicklung: Ihr Ziel war, das Projekt im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern und die Finanzierung des Initialprojekts Roßschwemme sicherzustellen. Sie suchte und fand Partner, die sich nach dem win-win-Prinzip auch jenseits von Natur- und Umweltschutz auf besondere Weise in dem Projekt wiederfinden konnten: Bürgerstiftung Lörrach, Stadt Lörrach, Sozialer Arbeitskreis Lörrach e.V., BUND Regionalgruppe Hochrhein. Das Regierungspräsidium Freiburg (bzw. die ehemalige Gewässerdirektion Oberrhein) als Unterhaltspflichtiger für die Wiese hatte das Projekt bereits von Anfang an unterstützt. Das Gesamtprojekt, nun unter dem Namen WIESIONEN, wurde in mehrere räumlich und inhaltlich überschaubare Teilprojekte aufgegliedert. Der jeweilige städtebauliche, soziale, ökologische oder kommunikative Mehrwert wurde dabei besonders herausgearbeitet, um mit der Projektidee möglichst viele und unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Zur Finanzierung wurde der Wiesemeter als symbolische Umweltaktie kreiert.
Ergebnisse und Diskussion
Das Projekt Wiesionen ist inzwischen über die Landesgrenze zur Schweiz hinweg mit regionalen Arbeits-gruppen vernetzt, die sich im weitesten Sinn um die Sicherung von Natur- und Naherholungsräumen im Ballungsgebiet des trinationalen Eurodistrikts Basel kümmern.
Bei der Realisierung der einzelnen Teilprojekte wurde bisher folgender Sachstand erreicht:
In einem Workshop der Architektenkammer wurde über Wege zur Wiese nachgedacht, die künftig die Innenstadt mit dem Verweilbereich Roßschwemme verbinden sollen. Die dort erarbeitete Planung wurde inzwischen als Zielsetzung in den Stadtentwicklungsplan der Stadt Lörrach aufgenommen. An der Roß-schwemme, dem sicherlich urbansten Teil des Projekts Wiesionen, haben die Bauarbeiten begonnen. Die Fertigstellung ist im Sommer 2007. Eine biologische Bestandsaufnahme vor Beginn der Bauarbeiten dient der Erfolgskontrolle nach Abschluss der Maßnahme. Für den geplanten Fischaufstieg an einem Wehr in unmittelbarer Nähe zur Landesgrenze zwischen Deutschland und der Schweiz werden gegenwärtig ökologisch sinnvolle und städtebaulich verträgliche Varianten untersucht. Partner für diese wissenschaftliche Betreuung ist das Institut für Wasser und Gewässerentwicklung der Universität Karlsruhe. Mit der Fertigstellung wird im Herbst 2007 gerechnet.
Mit einer Bürgerversammlung im Frühjahr 2007 begannen die Vorbereitungen für die Realisierung des dritten Teilprojekts. Die Gestaltung eines Freizeitbereichs am Wasser dient als Aufhänger für integrative Sozialarbeit in einem an die Wiese angrenzenden Stadtteil von Lörrach. In Vorbereitung ist außerdem eine für 2008 geplante trinationale Ausstellung Alles im Fluss - Wiese, Birs und Ill. In die Gestaltung werden vor allem Kinder und Jugendliche eingebunden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Bei der Öffentlichkeitsarbeit wurde und wird Wiesionen von den lokalen Medien unterstützt. Die Bericht-erstattung ist wohlwollend und umfangreich. Ein Fest am Fluss rückten die Wiese und ihre urbane Bedeutung erstmals in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Außergewöhnliche Patenschaften (Umweltministerin Baden-Württemberg, Bundespolizei und Rheinkolleg e.V.) sicherten die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Bauschilder weisen auf die geplanten Baumaßnahmen hin. Eine Stadtteilkonferenz trägt das Projekt in ein Wohnquartier. Die Quartiersschulen dort sind eingebunden.
Darüber hinaus werben Flyer, Bauschilder, kleinere Ausstellungen und eine Homepage für das Projekt. Die Gestaltung ist professionell, was sich sehr positiv auf die öffentliche Wahrnehmung auswirkt.
Fazit
Das Projekt WIESIONEN ist in der Bevölkerung verankert. Die Resonanz ist auch außerhalb der natur- und umweltorientierten Vereine und Verbände ausgesprochen gut. Dementsprechend ist der Mittelzufluss über den Verkauf von symbolischen Wiesemetern zufriedenstellend.
Mit der Realisierung des Initialprojekts wurde begonnen. Der Grundstein für die grenzüberschreitende Zu-sammenarbeit ist gelegt. Der Austausch soll im weiteren Projektverlauf noch intensiviert werden. Die stadträumliche Vernetzung von Stadt und Fluss ist auf einem guten Weg: Für die Verbindung zwischen Fluss und Stadtkern soll ein Masterplan erarbeitet werden. Ein Teilprojekt in Nachbarschaft zu einem verdichteten Wohngebiet wurde inzwischen zum ersten Baustein für eine umfassendere partizipatorische Quartiersarbeit.
Fördersumme
246.500,00 €
Förderzeitraum
15.07.2005 - 29.10.2010
Bundesland
Baden-Württemberg
Schlagwörter
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik