Validierung und Praxiseinführung von SkleroPro unter besonderer Berücksichtigung des Sortenfaktors
Projektdurchführung
Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte
Entscheidungshilfen und Programme
im Pflanzenschutz (ZEPP)
Rüdesheimer Str. 60 - 68
55545 Bad Kreuznach
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
In den letzten drei Jahren wurde am Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz in Göttingen ein schlagspezifisches, befalls- und schadensbezogenes Prognosemodell (SkleroPro) zur Sclerotinia-Bekämpfung in Winterraps entwickelt. Dieses Modell zeigte anhand rückwirkender Analysen, dass ein großer Teil der Fungizidbehandlungen in der Praxis eingespart werden kann. In 2005 und 2006 sollte die Praxiseinführung von SkleroPro auf der Internetplattform www.isip.de erfolgen. Ziel dieses Projektes war es, das Modell bundesweit auf Versuchsflächen der Pflanzenschutzdienste der Länder zu überprüfen, zu validieren und zu optimieren, um es dann der landwirtschaftlichen Praxis zur Verfügung zu stellen.
Weiterhin zeigten die durchgeführten Versuche zur Erarbeitung der Schadensschwelle deutliche Sortenunterschiede in der Ertragswirkung von Sclerotinia, die nicht mit der in der Sortenliste ausgewiesenen Anfälligkeit gegenüber Sclerotinia übereinstimmen. Zur Erhöhung der schlagspezifischen Vorhersagegenauigkeit, sollte ein Sortenfaktor zu erarbeitet und ihn in SkleroPro integriert werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls Grundlage für die Praxiseinführung von SkleroPro war es notwendig, das Modell unter möglichst unterschiedlichen Klima- und Standortbedingungen zu validieren. In Zusammenarbeit mit den Pflanzenschutzdiensten der Länder wurden daher bundesweit Feldversuche mit drei Varianten (unbehandelte Kontrolle, Behandlung nach Prognoseempfehlung SkleroPro, Routinebehandlung in EC 65) angelegt werden. Dabei wurden insbesondere folgende Daten erhoben: Befallshöhe, Befallsverlauf anhand zweier Bonituren, Überprüfung vorhergesagter Behandlungsentscheidung von SkleroPro auf die Wirtschaftlichkeit der Fungizidmaßnahme, Überprüfung der vorhergesagten Befallshöhe von SkleroPro in bezug auf die aktuelle Befallshöhe, Überprüfung der vorhergesagten Infektionswahrscheinlichkeit mit Hilfe des pH-Indikator Test sowie der RealTime-PCR. Des Weiteren wurden schlagspezifische Parameter auf allen Versuchsstandorten erfasst und analysiert, um sie in das Modell einzufließen zu lassen. Nach dem Vegetationsjahr erfolgte die Auswertung der erhobenen Daten und die Optimierung bzw. letzte Feinjustierung des Modells.
Zur Untersuchung der Ertragswirkung unterschiedlicher Rapssorten wurde am Versuchsstandort Weende in Göttingen ein Feldversuch mit jeweils vier Hybrid- und Liniensorten angelegt. Mit Hilfe der Zahnstocherinokulation werden zur Vollblüte Befallshäufigkeiten von 0-70% eingestellt und nach der Ernte sortenspezifische Befalls-Verlust-Relationen erstellt. Parallel wurde die Anfälligkeit verschiedener Sorten ge-genüber Sclerotinia im Gewächshaus untersucht. Hierfür wurde ein umfassendes Sortiment aktueller Rapssorten künstlich mit Sclerotinia bewachsenen Agarplugs zur Vollblüte infiziert. Zu den Erhebungsdaten gehören Befalls-/Symptomentwicklung, Befallsstärke, Läsionslänge und -umfang sowie die Sklerotienbildung. Basierend auf den Ergebnissen der Feld- und Gewächshausversuche sollten die verschiedenen Rapssorten in Befallsgruppen eingeteilt werden.
Ergebnisse und Diskussion
n den Feldversuchen zur Erarbeitung sortenspezifischer Befalls-Verlust-Relationen für S. sclerotiorum zeigten sich Unterschiede in der Anfälligkeit der verschiedenen Sorten, die sich jedoch nur in einem Fall statistisch absichern ließen. Auch in der Schadwirkung konnten große Unterschiede zwischen den sieben untersuchten Sorten beobachtet werden. Diese Unterschiede ließen sich jedoch aufgrund der fehlenden Wiederholungen sowie aufgrund der nur einjährigen Ergebnisse nicht statistisch absichern.
In den Gewächshausversuchen zeigten sich nur wenig statistisch abzusichernde Unterschiede in der Anfälligkeit der verschiedenen Sorten gegenüber S. sclerotiorum. Neben der chinesischen Sorte You You 5 erwiesen sich die deutschen Sorten Planet und Oase am wenigsten anfällig. Allgemein zeigten sich die chinesischen Sorten weniger anfällig als die deutschen Sorten. Die Einstufung der Sorten basierend auf den Ergebnissen dieses Gewächshaustests entsprach nicht der Einstufung, wie sie in der Bundessorten-liste angegeben ist. Differenzen zwischen den Versuchsergebnissen dieser Arbeit und der Bundessortenliste konnten auch in den Feldversuchen beobachtet werden.
Auf Grundlage der erarbeiteten Ergebnisse konnte kein Sortenfaktor zur Integration in das Prognosemodell SkleroPro entwickelt werden. Die Ergebnisse des Feldversuches aus dem einen Versuchsjahr deuten aber darauf hin, dass es Unterschiede in der Schadwirkung verschiedener Sorten gibt. Dies müsste jedoch in einer mehrjährigen Versuchsserie im Feld abgesichert werden. Vor dem Hintergrund der geringen Anfälligkeitsunterschiede im deutschen Sortenspektrum ist vor allem der Parameter Fruchtfolge zur-zeit noch von größerer Bedeutung als die Sortenwahl. Sollten durch den Zuchtfortschritt wenig anfällige Sorten zum Anbau bereit stehen, könnte durch die Integration eines Sortenfaktors in das Prognosemodell SkleroPro eine Verbesserung des Prognoseergebnisses erzielt werden.
Das Modell SkleroPro wurde von den Pflanzenschutzdiensten der Länder in den vergangenen Jahren auf vielen Versuchsflächen getestet. Die Überprüfung des Modells hat gezeigt, dass mit dem Modell eine Verringerung des Fungizideinsatzes in der Größenordnung von 30-40% im Vergleich zur bisher praktizierten Routinebehandlung erreicht werden konnte. Dies ermöglicht dem einzelnen Landwirt nicht nur ei-ne umweltschonendere Bewirtschaftung seiner Flächen, sondern auch eine maßgebliche Verringerung der Bekämpfungskosten. Mit Hilfe von SkleroPro werden durch Einsparungen von überflüssigen Blütenbehandlung von bis zu 50/ha im Vergleich zu einer Routinebehandlung erreicht. Es konnte gezeigt werden, dass eine Vielzahl von mittlerweile zur Routine gehörenden Fungizidbehandlungen nicht wirtschaftlich sind.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
¢ Dunker,S. (2005). Untersuchungen zur Schadwirkung von Sclerotinia sclerotiorum (Lib.De.bary) und Verticillium longisporum (comb. nov. Karapapa) im Winterraps (Brassica napus). Dissertation, Göttingen: 1-205.
¢ Kleinhenz, B., S. Koch, et al. (2006). Prognose der Weißstängeligkeit mit SkleroPro. RAPS(2): 68-72.
¢ Koch, S., S. Dunker, et al. (2006). SkleroPro - ein neues schlagspezifisches Prognosemodell zur Bekämpfung von Sclerotinia sclerotiorum im Winterraps. Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (400): 289.
¢ Koch, S. und A. von Tiedemann (2005). Mit SkleroPro au der sicheren Seite. Land & Forst Sonderheft Neue Strategien im Pflanzenschutz: 28-30.
¢ Koch, S. (2005). Entwicklung eines schlagspezifischen und schadensbezogenen Prognosemodells zur Bekämpfung von Sclerotinia sclerotiorum an Winterraps. Dissertation, Göttingen: 1-169.
¢ Koch, S., and A, von Tiedemann. (2005). Den Spritztermin richtig absichern. DLG-Mitteilungen (3): 44-46.
SkleroPro kann jederzeit unter www.isip.de genutzt werden.
Fazit
Mit diesen vorliegenden Ergebnissen kann SkleroPro als sichere Entscheidungshilfe eingestuft werden. Die Trefferquoten liegen zwischen 70 und 80%. Da das Modell eher zu einer Überschätzung des Befalls neigt, bietet es aus Sicht der praktischen Landwirtschaft ausreichende Sicherheitsreserven. Es steht der Praxis im Internet (www.isip.de) sowie auszugsweise über die üblichen Warndienstmedien zur Verfügung gestellt.
Fördersumme
115.763,00 €
Förderzeitraum
01.05.2005 - 30.04.2006
Bundesland
Rheinland-Pfalz
Schlagwörter