Projekt 23099/01

Nationalpark Bayerischer Wald/Sumava: Deutsch-Tschechisches Waldarbeitscamp

Projektdurchführung

Bergwaldprojekt e. V.
Veitshöchheimer Str. 16
97080 Würzburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlass für die Durchführung der zwei Projektwochen ist einerseits das Bedürfnis vieler Menschen aktiv etwas gegen Umweltzerstörung zu tun und dabei Natur hautnah zu erleben. Andererseits gibt es in vielen Bereichen noch Bedarf an praktischer Naturschutzarbeit. Zum dritten besteht auch heute, 16 Jahre nach dem Fall des eisernen Vorhangs, noch immer eine gewisse Skepsis und Voreingenommenheit zwischen Deutschen und Tschechen.
Dementsprechend ergeben sich drei Hauptziele: Umweltbildung: Durch die intensive Begegnung der Teilnehmer mit Natur sowie Gespräche untereinander, mit den Leitern und Nationalparkmitarbeitern wird auf zwanglose Weise eine Auseinandersetzung und Reflexion gefördert.
Praktischer Naturschutz: Die Teilnehmer leisten handfeste Naturschutzarbeit indem sie ein ehemaliges Hochmoor wieder in einen naturnahen Zustand versetzen.
Völkerverständigung: Durch gemeinsame Arbeit und Lagerleben von Tschechen und Deutschen kommt es zu einem intensiven Austausch auf persönlicher Ebene.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenVom 31.07. bis 13.08.05 findet das Deutsch-Tschechische Waldarbeitscamp statt. Jeweils eine Woche lang verbringen 10 deutsche und 10 tschechische Freiwillige (Erwachsene) im Nationalpark Bayerischer Wald, um gemeinsam das teilweise entwässerte Hochmoor Markfilz auf der deutsch-tschechischen Grenze zu renaturieren. Die naturschutzfachliche Leitung liegt bei den Nationalparken Bayerischer Wald und Šumava. Die Teilnehmer sind forstliche Laien und werden bei ihrer Arbeit von Nationalparkmitarbeitern und einem Bergwaldprojekt-Förster unterstützt. Der Entwässerungsgraben im zentralen Teil des Hochmoors wird mit mehreren hölzernen Spundwänden gesperrt und so weit als möglich mit organischem Material (Holz-Hackschnitzel, Totholz) verfüllt.
Die Arbeit ist jedoch nur Mittel zum Zweck. Hauptziele sind Umweltbildung und Völkerverständigung. Zum einen führt die gemeinsame praktische Arbeit zu direktem und handfestem Kontakt zur Natur und zu den anderen Teilnehmern. Die Unterbringung in einer einfachen Hütte ohne Strom und fließend Wasser ermöglicht eine Reflexion heutiger Lebensstandards. Der Lagerkoch bereitet die Mahlzeiten vollwertig und vegetarisch, wenn möglich aus ökologischen Lebensmitteln aus der Region zu und zeigt so auch in diesem Bereich Alternativen zum heutigen Konsumstil auf. Der persönliche Kontakt zu den Teilnehmern während einer ganzen Woche ermöglicht eine intensiven Austausch sowohl zwischen den Teilnehmern selbst, als auch zwischen Teilnehmern, BWP-Förster und NP-Mitarbeitern. Ein allabendlicher Tschechisch-Deutsch-Sprachworkshop soll den Kontakt zwischen den Nationalitäten erleichtern. Ein Lichtbildervortrag zu Beginn der Woche sowie die Abschlußexkursion am Ende runden den Arbeitseinsatz ab und binden ihn für die Teilnehmer in einen größeren Zusammenhang ein.


Ergebnisse und Diskussion

Wie geplant wurden vom 31.07.-13.08.05 2Projektwochen im Nationalpark Bayerischer Wald/Šumava durchgeführt
Entsprechend der dreigeteilten Zielsetzungen stellen sich die Ergebnisse dar:

Umweltbildung:
in der ersten Woche nahmen 10 deutsche und 12 tschechische Teilnehmer, in der zweiten Woche 8 Tschechen und 5 Deutsche an dem Projekt Teil. Angemeldet hatten sich jeweils 11 TN in jeder Woche. Die TN hatten entsprechend des Konzepts die gesamte Woche die Möglichkeit hautnah Naturerfahrung zu machen. Jeweils am Montag klärte Karl-Heinz Engelmeyer die Teilnehmer über den Nationalparkgedanke und den Zweck der Arbeit auf. Mitte der Woche kam jeweils Frau Buvkova vom NP Šumava und brachte den TN die Ökologie und Funktion der Hochmoore im Böhmerwald nahe. Die Woche klang am Freitag mit einer Exkursion durch den Bayerischen Nationalpark aus. Herr Hartmut Strunz (Abteilung Naturschutz) übernahm die Führung am 05.08, am 12.08. leitete uns Rainer Simonis (Nationalpark-Förster). Daneben kam es immer wieder zu interessanten Gesprächen und Diskussionen sowohl zwischen den Teilnehmern untereinander, als auch mit den Vertretern der Nationalparke und des Bergwaldprojekts.

Praktischer Naturschutz:
Nach Vorgaben der beiden Nationalparke bauten die Teilnehmer unter Anleitung eines Nationalpark-Försters, zweier Waldarbeiter und des BWP-Försters insgesamt 14 Spundwände und legten somit auf gesamter Länge des Grabens die Entwässerungswirkung lahm. Nach den ersten kräftigen Regenfällen in der Mitte der ersten Woche zeigte sich bereits die Stauwirkung. Des Weiteren wurden rund 70m³ Holzhackschnitzel in die Gräben gefüllt und ein einfacher Bohlensteg entlang der Grenze gebaut um Trittschäden während der Bauarbeiten und später auch durch Wanderer zu vermeiden. Nachdem zum Ende der ersten Woche bereits absehbar war, daß der Arbeitsumfang zu gering war, führte ein kleines Team unter Aufsicht des BWP-Praktikanten (Armin Sachs) im Randbereich des Nationalparks Borkenkäferbekämpfung mit Handwerkzeugen durch (Fällung, Astung, Entrindung).
Von Nationalparkseite war die Moorrenaturierung ursprünglich für zwei Projektsaisonen eingeplant. Trotz verkürzter Woche (je 4 Arbeitstage) und Ausweicharbeit wurde der gesamte Arbeitsumfang bereits in diesem Jahr realisiert.

Völkerverständigung:
Das Zusammenleben und Arbeiten der Deutschen und Tschechen lief ohne große Probleme. Trotz Verständigungsschwierigkeiten bildeten sich auch ohne Anleitung immer wieder gemischte Arbeitsteams sowohl auf der Baustelle als auch an der Hütte. Der Sprachworkshop der jede Woche an drei Abenden stattfand wurde von fast allen TN angenommen und rief durchwegs ein positives Echo hervor. Insbesondere in der ersten Woche verbrachten die Teilnehmer viel gemeinsame Zeit bei Gesprächen, Diskussionen und Gesang am abendlichen Lagerfeuer.

Zusammengefaßt läßt sich sagen, daß das Projekt in allen drei Bereichen erfolgreich durchgeführt wurde und die Erwartungen die in das Projekt gesetzt wurde voll erfüllt wurden. Was die Arbeitsleistung betrifft haben wir insbesondere die Zielvorgaben des NP Bayerischer Wald was Menge und Qualität betrifft bei weitem übertroffen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Durch den Pressetag am Mittwoch den 10. August kam es zu einigen Berichten in tschechischen Medien, sowie in der Grafenauer Zeitung. Im Anhang finden Sie die Zusammenstellung des tschechischen Medienechos durch Radka Jarouškova sowie der Artikel aus der Grafenauer Zeitung.
Der Abschlußbericht wird außerdem auf der Homepage des Bergwaldprojekts präsentiert und Hnuti Duha zur Verfügung gestellt.


Fazit

Das erste Tschechisch-Deutsche Waldarbeitscamp lief trotz einiger anfänglichen Schwierigkeiten sehr erfolgreich ab. Die Arbeits- und Bildungsziele wurden erreicht, zum Teil weit über die Erwartung hinaus erfüllt. Auch wenn im kommenden Jahr kein Folgeprojet stattfinden sollte werden wir eine Fortführung in den nächsten Jahren anstreben.

Übersicht

Fördersumme

8.050,00 €

Förderzeitraum

10.05.2005 - 10.03.2006

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Naturschutz
Umweltkommunikation