Untersuchung und Teilsanierung des umweltgeschädigten klösterlichen Wassersystems des Zisterzienserklosters Osek (Tschechische Republik)
Projektdurchführung
Technische Universität Bergakademie Freiberg
Institut für Geotechnik
Gustav-Zeuner-Str. 1
09599 Freiberg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das tschechische Nationaldenkmal Kloster Osek befindet sich heute in einem baufälligen Zustand mit komplexem Schadensbild an Gebäuden und barocken Gartenanlagen. Verantwortlich dafür ist ein Zusammenwirken anthropogener und geogener Faktoren, deren Relevanz zu untersuchen war. Der schadhafte Zustand des historischen Wassersystems ist seinerseits Ursache verschiedener Schäden an der wertvollen Denkmalsubstanz des Zisterzienserklosters. Ziel des Projektes war eine Systematisierung relevanter geowissenschaftlicher und Umwelt-Parameter sowie eine umfassende Beschreibung und Be-wertung der Elemente des Wassersystems, einschließlich erster pilotartiger Sanierungsmaßnahmen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliederte sich in drei übergeordnete Schritte. Im ersten zweimonatigen Schritt wurde eine Archivrecherche zur baulichen Entwicklung des Wassersystems und vorhandener geowissenschaftliche und umweltrelevanter Parameter vorgenommen. Eine Vermessung des Klostergeländes und Kartierungen ergänzten die erhobenen Daten.
Im zweiten Schritt (10 Monate) wurden Kenntnisse über Funktionalität und Zustand des Wassersystems erworben und in ingenieurgeologischen Untersuchungen die Beziehungen Wassersystem - Untergrund sowie die Baugrundverhältnisse ermittelt. Analysen des Mauerwerks und der Bodeneigenschaften gaben Auskunft über die Festigkeiten der Bausubstanz, die Stabilität des Baugrunds sowie die physiko-chemischen Eigenschaften des Systems Boden - Wasser - Luft. Parallel dazu erfolgten die Aufnahme der oberirdischen Teile des Wassersystems und die Erfassung denkmalrelevanter Parameter. Im Abgleich mit den in der Recherche gewonnenen Daten wurde eine Bewertung des Erhaltungszustandes und die Beurteilung der Denkmalrelevanz vorgenommen.
Im dritten Projektschritt lag das Hauptaugenmerk auf der Erarbeitung von Empfehlungen zur Entwicklung des Wassersystems und konkreter Handlungsanweisungen zum denkmalgerechten Umgang und zur Instandsetzung sowie zur Minimierung des Einflusses anthropogener Schadensursachen auf die Denkmalsubstanz des Klosters Osek. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wurden in pilotartigen Sanierungsmaßnahmen erste Schritte zur Schadensbeseitigung unternommen und Themenfelder für eine Fortführung der Untersuchungen und Sanierungen definiert.
Ergebnisse und Diskussion
Die geowissenschaftlichen Untersuchungen sowie die Analysen und Recherchen zur Umweltsituation und zum Bergbau im Gebiet von Nordböhmen bzw. Osek ermöglichten eine Einordnung der verschiedenen Schäden an den klösterlichen Gebäuden, der gartenarchitektonischen Substanz und den Elementen der Wassersysteme. Verantwortlich für die Schäden an den Bauwerken ist das komplexe Zusammenwirken verschiedener Mechanismen bzw. Faktoren.
Insbesondere der untertägige historische Kohlebergbau, der nach derzeitigem Kenntnisstand zumindest unterhalb des mittleren und westlichen Teils des Klosterareals durchgeführt wurde, spielt eine wesentliche Rolle und verursachte die zahlreichen Risse in den Hauptgebäuden, Pavillons und Stützmauern. Auch das klösterliche Wassersystem ist davon in Mitleidenschaft gezogen. Die nachgewiesenen Einbrüche in den unterirdischen Stollen des Abwassersystems sind offenbar primär ein Ergebnis der großräumigen Absenkungen durch den Bergbau.
Ferner führt das gegenüber der Bausubstanz teilweise aggressive Grundwassermilieu zu einer Schädigung der Bausubstanz. Der nahezu ständige Kontakt zwischen Grundwasser/Bodenfeuchte - Bausubstanz verstärkt die aggressive Wirkung des Grundwassers. Die jahrzehntelange extrem negative Umweltsituation führte zu einer teilweisen Rückverwitterung und Krustenbildung an sichtbaren Bauelementen. Während die SO2-Emission abgenommen hat, ist der Eintrag von Stickoxiden auf gleich bleibendem Niveau. Somit hat sich die Luftbelastung zwar primär positiv verändert, aber einmal ausgelöste Verwitterungsprozesse werden nicht zeitgleich mit der Verringerung der Emission gestoppt und andere Schadensprozesse können einsetzen.
Die verschiedenen Stränge des Oberflächen-, Ab- und Trinkwassersystems sind in einem stellenweise desolaten baulichen Zustand und weisen Leckagen und Verstopfungen auf. Über die historischen Stränge werden weiterhin Fäkalien in das Oberflächenwassersystem eingetragen, das Regenwasser hingegen in die öffentliche Kanalisation abgeleitet. Über die größeren Becken und offenen Kanäle wird das Oberflächenwasser heute weitgehend ungenutzt durch das Klostergelände geleitet, auf die außerhalb des Klostergeländes liegenden Regulierungseinrichtungen und die Durchflussmengen kann heute kein Einfluss genommen werden. Die kleineren Wasserspiele - wie Speier, Bassins und Fontänen - sind fast ausnahmslos von der Wasserversorgung getrennt oder zurückgebaut und eingelagert worden. Umbaumaßnahmen seit Ende der 1960er Jahre haben Partien des komplexen Systems außer Funktion gesetzt und Denkmalsubstanz gestört.
Alle Teile leiden heute unter mangelnden Wartungs- und Erhaltungsmaßnahmen, sind jedoch im Allgemeinen nicht irreversibel geschädigt. Eine umfassende Sanierung ist zur weiteren Schadensvermeidung aber auch unter Denkmal-, Nutzungs- und touristischen Aspekten dringend geraten. Im Rahmen des Projektes wurden mit ehrenamtlicher Unterstützung einfache pilotartige Sanierungsmaßnahmen wie Reini-gung, Durchspülung oder die Beseitigung von Leckagen realisiert.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Bei verschiedenen Fachtagungen (u. a. Geokinematischer Tag Freiberg, Altbergbaukolloquium Aachen) wurde das Projekt in Vorträgen präsentiert. Über das DBU-Projekt und die damit verbundenen ehrenamtlichen Tätigkeiten erschienen mehrere Artikel in der lokalen deutschen und tschechischen Presse. Der lokale Radiosender Cesky Rozhlas berichtete 2006 in einen Radiobeitrag über das DBU-Projekt.
Fazit
Im Rahmen des gemeinsamen Projektes deutscher und tschechischer Partner wurden Denkmalsubstanz und Schadensursachen der Klosteranlage Osek erstmals interdisziplinär und als komplexes System betrachtet. Die vor Projektbeginn formulierten Annahmen zu den überwiegend anthropogenen Ursachen der Schäden an der Bausubstanz konnten im Wesentlichen bestätigt werden.
Neu sind Kenntnisse zum untertägigen Altbergbau und seiner Relevanz für den prekären Zustand der Klosteranlage. Wertvolle Grundlage für eine weitere Sanierung ist die nun vorliegende Systematisierung und umfassende Dokumentation des klösterlichen Wassersystems, dessen prognostiziert problematischer Zustand bestätigt werden muss - ebenso wie seine grundsätzliche Eignung zur Ertüchtigung und Wiedernutzbarmachung.
Auf der Grundlage der ermittelten Schadensursachen konnten notwendige Maßnahmekomplexe für den Umgang mit konkreten Problemfeldern der historischen Substanz des Klosters Osek definiert und Themenbereiche, deren Bearbeitung in weiterführenden Untersuchungen notwendig sind, benannt werden, um den Prozess der Revitalisierung der Denkmalsubstanz des Klosters Osek fortzuschreiben
Fördersumme
124.992,00 €
Förderzeitraum
19.05.2005 - 28.02.2007
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Naturschutz