Entwicklung und Umsetzung von Schulungsmaßnahmen für Energieberater und Facharbeiter sowie allgemeine Informationsvermittlung an Interessierte zum Aufbau eines Schulungs- und Informationszentrums in Estland
Projektdurchführung
Ökopol
Institut für Ökologie und Politik GmbH
Nernstweg 32 - 34
22765 Hamburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Der Stand der energieeffizienten Bausanierung ist in Deutschland vergleichsweise hoch. Kenntnisse über Bau- und Sanierungstechniken, Ökologische Baustoffe und energieeffiziente Nutzungsmuster sind im großen Masse vorhanden. Es muss das Ziel sein, dieses Wissen auch in andere Staaten der EU zu kommunizieren. Ziel des Projektes war es ursprünglich, diesen Informationstransfer in die Baltische Republik Estland einzuleiten. Hierfür sollte ein altes Schulgebäude unter Anleitung von regionalen Akteuren nach westeuropäischem Standard saniert werden. Diese Sanierung wird von weiteren Personen vor Ort begleitet. Die Erfahrungen fließen in ein Lehrgangskonzept ein, das später regelmäßig in dem neu sanierten Gebäude umgesetzt werden soll. Das ursprüngliche Konzept des Projektes konnte aus verschie-denen Gründen jedoch nicht wie geplant umgesetzt werden. Dies hatte verschiedene Ursachen. Haupt-grund war, dass die Beschaffung der Baustoffe für die Musterhafte Bausanierung der alten Schule war nicht Teil des Förderantrages an die DBU, sondern von vorn herein geplante Aufgabe für die Projektakteure in Estland. Es war im Rahmen des Projektes jedoch nicht möglich, wie ursprünglich geplant, kurz-fristig eine Finanzierung der Baustoffe für die Sanierung der alten Schule Ülenurme sicher zu stellen. Dennoch bestand die deutliche Einschätzung, dass der geplante Ansatz und das gesetzte Thema zur modellhaften Gebäudeenergiesanierung energiepolitisch notwendig und nutzbringend für die Gesamtsituation in Estland sind. Die bisher durchgeführten Arbeiten waren in jedem Falle sehr sinnvoll und es sollten langfristig, möglicherweise in einem Folgeprojekt mit anderen estnischen Partnern in starkem Maße in Estland kommuniziert werden. Aus diesem Grunde wurde ein geändertes Konzept eingeschlagen, bei dem die Ergebnisse der gebäudeenergetischen Analyse und die daraus aufgeleiteten Sanierungsvorschläge in form eines Leitfadens aufgearbeitet und in deutscher und estnischer Sprache allen Interessierten zugänglich gemacht wird.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBasis der energetischen Bausanierung ist die Erstellung eines Energiepasses nach Bundesdeutschen Vorbild. Im Februar 2006 erfolgte eine erste Vor-Ort-Woche des Projektteams in Tartu/Estland. In dieser Zeit wurden Kontakte zu einer Vielzahl Estnischer Akteure aufgenommen und die Datenerhebung zur Er-stellung des Energiepasses durchgeführt. Der Energiepass wurde in den folgende Wochen in Hamburg erstellt und in einer zweiten Vor-Ort-Woche im März 2006 mit den örtlichen Fachleuten diskutiert. Insbesondere wurde auf Grundlage des Energiepasses gemeinsam mit den beteiligten estnischen Architekten ein Sanierungskonzept entwickelt und auf Grundlage estnischer Preise mit einer Kostenschätzung hinterlegt. Um den estnischen Experten die Möglichkeit zu geben, sich über den Stand der energetischen Gebäudesanierung in Deutschland zu informieren wurde im Mai 2006 eine einwöchige Exkursion durchgeführt, bei der, neben vielen anderen einschlägigen Standorten auch die Gebäude der DBU in Osnabrück besichtigt wurden.
Ergebnisse und Diskussion
Der Zustand der Gebäude im Bestand in Estland bietet hohe Optimierungspotentiale zur energetischen Sanierung.
Das im Rahmen des Projektes untersuchte Gebäude (Alte Schule Ülenurme) ist landestypisch. Insofern können die hier gesammelten Erfahrungen auf andere Gebäude übertragen werden.
Es besteht bei den betroffenen Akteuren in Estland ein hohes Interesse an dem Thema sowie eine große Bereitschaft, sich in neue Techniken und Methoden einzuarbeiten. Das vorhandene know how für die moderne energetische Gebäudesanierung ist jedoch derzeit noch vergleichsweise gering.
Bei einer modellhaften Gebäudesanierung könnte der Heizenergiebedarf des Schulgebäudes um 79% reduziert werden. Die derzeitigen Schwachstellen sind insbesondere die schlechte Dämmung der Dach-schrägen, die fehlende Dämmung des Fussbodens gegen das Erdreich sowie die Luftundichtigkeit der Gebäude-Außenhülle.
Eine Minimalsanierung des Gebäudes würde nach Kostenschätzung etwa 170.000 kosten
Es gibt eine Vielzahl von Institutionen in Estland (z. B. Hochschulen), die an einer Zusammenarbeit im Projekt interessiert sind.
Aus den Ergebnissen der gebäudeenergetischen Analyse der Schule in Ülenurme und den daraus abge-leiteten Ergebnissen und Planungen wurde ein Leitfaden entwickelt. Da es sich bei der Schule um ein Gebäude landestypischer Bauart handelt, kann der Leitfaden als Handlungshilfe für die energetische Sanierung von Gebäuden in Estland dienen. Er ist insbesondere für Architekten, Planer und die ausführenden Gewerke gedacht.
Der Leitfaden wurde als EDV-Version erstellt und allen estnischen Akteuren und Multiplikation zur Anwendung bzw. zur Weiterverbreitung zur Verfügung gestellt.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Projekt wurde am 23. März 2006 einer interessierten Öffentlichkeit in der Gemeinde Tartu vorgestellt.
Der Leitfaden des wurde allen am Projekt beteiligten Akteuren und Multiplikatoren in Estland in der Landessprache zur Verfügung gestellt.
Fazit
Mit dem vorliegenden Projekt konnte gezeigt werden, dass ein Wissenstransfer bezüglich der Kompeten-zen zur energetischen Gebäudesanierung innerhalb der Europäischen Union wichtig, sinnvoll und mach-bar ist. Mit dem Instrument des Deutschen Energiepasses konnte in Estland eine umfangreiche Be-standsanalyse an einem landestypischen Gebäude durchgeführt werden und daraus ein, den Landesverhältnissen angepasstes, Sanierungskonzept entwickelt werden.
Zwar konnte das ursprünglich gesteckte Ziel der Mustersanierung und die Entwicklung von Schulungskonzepten nicht vollständig umgesetzt werden. Jedoch konnte mit dem entwickelten Leitfaden ein wertvolles Instrument geliefert werden, mit dem es zukünftig in Estland möglich sein wird, energetische Ge-bäudesanierungen, mehr als bisher, nach dem Stand der Technik auszuführen.
Auf Grund dieser Ergebnisse ist es nicht ausgeschlossen, dass die ursprünglich geplante Mustersanie-rung der alten Schule Ülenurme zu einem späteren Zeitpunkt realisiert wird.
Fördersumme
125.000,00 €
Förderzeitraum
30.01.2006 - 31.10.2008
Bundesland
Grenzüberschreitend
Schlagwörter
Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik