Projekt 22408/01

Verbesserung des Umweltschutzes mit Schaffung von Umweltentlastungen in Krankenhäusern des neuen EU-Mitgliedslandes Lettland im Rahmen eines Pilotprojektes am Beispiel des Universitätskrankenhauses in Riga

Projektdurchführung

uventus GmbH
Am Wiesenbusch 2
45966 Gladbeck

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Lettland gehört zu den Ländern, die am 01.05.2004 der EU beigetreten sind. Der betriebliche Umweltschutz nach dem Standard der EU befindet sich dort noch teilweise in den Anfängen. Dieses gilt insbe-sondere auch für die spezielle nichtindustrielle Branche der Krankenhäuser, für die es auch in Lettland lt. Auskunft im Gegensatz zum gewerblichen Bereich keine besonderen Fördertöpfe hinsichtlich Umweltschutzprojekte gibt.
Krankenhäuser besitzen eine große Umweltrelevanz, wie die Vielzahl von Umweltaspekten (Abfälle, Abwässer, Emissionen, Ressourcenverbrauch) aufzeigt. Dies gilt insbesondere auch für die Universitätsklinik von Riga mit ca. 1000 Betten bei 2500 MA und dem gesamten Leistungsspektrum einer Vollversorgung. Hauptziel war es, auf Basis einer Ist-Analyse konkrete Ansätze für Maßnahmen zur Umweltentlastung zu finden und umzusetzen. Bei der Analyse sollte auch geprüft werden, inwieweit Handlungsbedarf besteht bzgl. der Umsetzung (neuer) umweltrechtlicher Vorgaben der EU bzw. Lettlands. Letztlich sollen alle Bemühungen in eine Validierung nach EMAS münden, die erste in Lettland.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenSchritt 1:
Durchführung einer Informationsveranstaltung für Mitarbeiter zur Vorstellung des Projekts und Gründung einer Umweltkommission
Schritt 2:
Durchführung der ersten Umweltprüfung als Ist-/Defizitanalyse in Form einer umfassenden mehrtägigen Begehung aller umweltrelevanten Abteilungen, Erstellung eines Prüfberichts, Besprechung der Ergebnisse, Erstellen eines Maßnahmenkatalogs, Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter
Schritt 3:
Als Fortsetzung zum ersten Audits die Diskussion/Analyse spezieller Komponenten in kleinen Arbeits-kreisen (Energie-, Wassermanagement, Abfall, Lärm, innerbetriebliche Fortbildung, ökol. Beschaffung, Einbeziehung Dritter in das eigene Umweltsystem u. a.)
Schritt 4:
Besuch der Unternehmen, die den Abfall der Klinik entsorgen.
Schritt 5:
Besuch einer Delegation der Paul Stradins Klinik im Ev. Kh Köln-Weyertal. Dies erfolgte zweimal, wobei beim 2. Mal auch die Städt. Kliniken Solingen besucht wurde.
Schritt 6:
Konzeption eines Handbuchs für das Umweltmanagementsystem (UMS). Die Dokumente zum UMS wurden dabei in das schon bestehende Qualitätsmanagementhandbuch eingegliedert.
Schritt 7:
Konzeption der Umwelterklärung für die Öffentlichkeit, die die EMAS-Verordnung fordert.
Schritt 8:
Ein letztes Audit durch den Projektleiter als Generalprobe vor dem Audit des Gutachters.
Schritt 9:
Schulung der Mitarbeiter zum Umweltmanagementsystem zur Vorbereitung auf die Zertifizierung.
Schritt 10:
Zertifizierungsaudit nach der Europ. EMAS-Verordnung durch einen (deutschen) Gutachter für Krankenhäuser unter Begleitung der lettischen Aufsichtsbehörde.


Ergebnisse und Diskussion

Im Folgenden sind einige Beispiele von durchgeführten Maßnahmen genannt:

Abfallentsorgung: Sammlung und Behandlung der Abfälle
1. Einleiten von Maßnahmen, um künftig Abfälle zur Verwertung wie Altpapier/Kartonage, Altglas, Kunststoffabfälle wie Flaschen und andere Verpackungen aus Plastik separat sammeln zu können. Dazu gehört:
- Kauf von Sammelbehältern für die einzelnen Abteilungen/ Stationen
- Unterweisung des Personals und Erstellen von Informationsmaterial
2. Separate Sammlung der Zytostatika-Abfälle und Entsorgung als gefährlichen Abfall; keine Behandlung dieses Abfalls mehr in der Schneidemaschine.
3. Separate Sammlung von alten Batterien mit an verschiedenen Stellen ausgehängten Sammelkästen; diese sollen von Mitarbeiter aber auch von Besuchern genutzt werden können.
4. Verbesserung der Lagerung der medizinischen Abfälle

Umgang mit gefährlichen Stoffen
1. Erstellung eines Verzeichnisses der gefährlichen Stoffe nach deutschem Muster für die gesamte Klinik auf Basis einer Abfrage in allen Bereichen.
2. Erstellung von speziellen Anweisungen für die einzelnen gefährlichen Stoffe nach deutschem Vorbild, zunächst von Desinfektionsmitteln.
3. Unterweisung der MA

Umgang mit Desinfektionsmitteln
1. Herstellung von gebrauchsfertigen Lösungen von Desinfektionsmitteln für einzelne Stationen und Fachbereiche, damit die Mitarbeiter dort diese nicht mehr selbst anmischen müssen. Der Hintergrund:
Viele Mitarbeiter klagten über Allergien durch den ständigen Umgang mit Desinfektionsmitteln.
2. Anschaffung von ersten Desinfektionsmittelautomaten, zum Beispiel für den neuen Operationsblock

Lagerung von Behältern mit gefährlichen Flüssigkeiten
Kauf und Aufstellen von kleinen Auffangwannen in allen Abteilungen, wo Behälter mit Flüssigkeiten bisher ohne solche Wannen auf dem Boden standen.

Lärmverminderung auf dem Klinikgelände durch den Autoverkehr
1. Aufstellen von Halteverbotsschildern an verschiedenen Stellen, um das wilde Parken zu vermin-dern.
2. Einrichtungen von ausgeschilderten Parkplätzen

Information der Mitarbeiter
1. Erstellung von Informationen für die Mitarbeiter und auch Patienten wie man Energie und Wasser sparen kann, und wie man die Abfälle sammelt.
2. Installation von Informationstafeln an Stellen, an denen besonders viele Mitarbeiter vorbeigehen, aber auch Besucher.

Berücksichtigung des Umweltschutzes bei Einrichtung der neuen Küche, der neuen Notfallauf-nahme und des neuen OP,
z. B. durch separate Entsorgungsräume, Energiesparlampen, Einbau eines Fettabscheiders (Küche).


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Interessierte andere lettische Krankenhäuser wurden während des Projekts kontinuierlich über das Projekt und die Resultate informiert. Dazu fanden insgesamt drei Veranstaltungen mit einer Begehung statt.

Die Öffentlichkeit - hier primär Patienten und Besucher - wurden über Stellwänden und Infobretter informiert, auf denen die Umweltaktivitäten der Klinik aber auch Hinweise zum Umgang mit den Abfällen und den Ressourcen Energie und Wasser gegeben wurden. Diese Infos dienten gleichsam auch den Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern der Klinik.

Um die Ergebnisse des Projekts auch Krankenhäusern aus Estland und Litauen vermitteln zu können, wurde in einem weiteren Projekt die 1. Baltische Umwelttagung für Krankenhäuser organisiert und Ende September 2007 mit mehr als 60 Teilnehmern durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass die Krankenhäuser in allen drei baltischen Staaten dieselben Probleme haben, vornehmlich mit der Entsorgung von medizinischen Abfällen. Das Projekt an der Klinik in Riga und die dabei durchgeführten Maßnahmen wurden mit großem Interesse zur Kenntnis genommen. Dies wurde unterstützt durch den in englischer und lettischer Sprache erstellten Leitfaden zum Projekt, in dem auf die Förderung durch die deutsche und auch lettische Umweltstiftung hingewiesen wurde.


Fazit

Das Projekt kann insgesamt auch dank der guten Mitarbeit der maßgebenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Projektklinik als voller Erfolgt gewertet werden. Es wurde in der relativ kurzen Projektzeit unter Berücksichtigung der Größe der Klinik und der während des Projekts zu verkraftenden personellen Änderungen in der Klinik viel bewegt und erreicht

Übersicht

Fördersumme

35.000,00 €

Förderzeitraum

15.02.2005 - 30.06.2007

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation
Umwelttechnik