Ressourcenschutz und Substanzschonung am Beispiel der spätmittelalterlichen Feldsteinkirche in Zemmin (Mecklenburg-Vorpommern)
Projektdurchführung
Evangelische Kirchengemeinde Jarmen/Tutow
Platz der Einheit 1 a
17129 Tutow
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Dorfkirche Zemmin ist eine Feldsteinkirche aus dem 15. Jahrhundert.
Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung (Grundwasserabsenkungen, Düngemittel aus der Luft) und den nahe gelegenen Mititärflugplatz sind starke Setzungsschäden an den Umfassungswänden und Korrosion an den Befestigungsmitteln der Schindeldeckung des Turmes aufgetreten. Mit den in der Vergangenheit ausgeführten Reparaturarbeiten wurden Schäden nur kaschiert und deren Ursachen nicht beseitigt. Mit den Arbeiten soll der Nachweis erbracht werden, dass bei einer konsequenten Beachtung der bautechnischen und bauphysikalischen Kenntnisse auf einen kompletten Ersatz der Holzbauteile verzich-tet werden kann, Holzschutzmittel nur sehr begrenzt eingesetzt werden müssen und Kalkputze für die Fassadensanierung zur Anwendung gelangen können.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Sanierungsarbeiten an der Kirche Zemmin können im Wesentlichen in drei Abschnitte eingeteilt werden. Als Grundlage für eine nachhaltige Fassadensanierung wurden in einem ersten Bauabschnitt die Feldsteinfundamente freigelegt, zum Teil unterfangen, humose Bestandteile entfernt und Fehlstellen ausgemörtelt. Mit diesen Vorarbeiten und der Verlegung eines Traufpflasters wurde der unmittelbare Feuchtigkeitseintrag in die Umfassungswände wesentlich verringert.
In einem zweiten Bauabschnitt wurden die Dächer des Kirchenschiffes und des Turmes erneuert. Eine besondere Herausforderung war die zimmermannsmäßige Instandsetzung des Dachstuhles und des Turmfachwerkes. Die Zimmerleute wurden angewiesen, geschädigte Holzbauteile jeweils nur um Längen von maximal 30 cm so lange einzukürzen, bis ein ausreichender Restquerschnitt erreicht ist. In den übrigen Bereiche wurden Schadstellen bebeilt bzw. ausgeklotzt.
Im dritten Bauabschnitt wurden der vorhandene zementhaltige Außenputz und die Vertikalisolierung an der Innenseite der Wände abgebrochen. Der Außenputz wurde mit einem hydraulischen Kalkmörtel mit freskalem Anstrich in alter Tradition hergestellt. Der Innenwandputz wurde im unteren Wandbereich mit Bremer Muschelkalk, im oberen Wandbereich mit einem Kalkmörtel ausgeführt. Den Abschluss der Sanierung bildet ein in Sandbettung verlegtes Ziegelpflaster in der Kirche.
Ergebnisse und Diskussion
Die Instandsetzungsarbeiten an der Kirche wurden mit einer Fundamentsanierung begonnen. Ziel dieser Arbeiten war die Beseitigung der Ursachen für die starke Rissbildung. Gleichzeitig soll der Wassereintrag und damit der Transport von gelösten Salzen in die Umfassungswände eingeschränkt werden. Eine kurzfristige Alternative dazu wäre die Montage einer Dachrinne. Auf diese Möglichkeit wurde bewusst verzichtet, da eine regelmäßige Wartung der Anlage an Kirchengebäuden aus Personal- und Kostengründen nicht gewährleistet werden können.
Mit der Sanierung der Fundamente wird die Kohäsion des Wassers über humose Bestandteile zwischen den Feldsteinen des Fundamentes weitestgehend unterbrochen und zusätzlich wird mit der Verlegung eines Traufpflasters das anfallende Regenwasser zu einem großen Teil um mindestens 60 cm oberflächennah vom Sockel der Kirche abgeleitet. Es hat sich als günstig erwiesen, wenn das Traufpflaster mit einem Quergefälle von 20 % angelegt wird.
Mit dem zweiten Bauabschnitt wurden die Dächer des Kirchenschiffes und des Turmes, sowie das dreiseitig eingemauerte Fachwerk des Turmes saniert. Besonders im Gewerk der Zimmereiarbeiten am Turmfachwerk und am Dachstuhl des Kirchenschiffes konnten viele Bauteile durch ein abschnittsweises Arbeiten erhalten werden. Die geschädigten Hölzer wurden in kleinen Schnitten nur so weit eingekürzt, bis ein ausreichender Restquerschnitt erreicht war. Durch diese Verfahrensweise ist es gelungen, große Bereiche der Fußschwelle, der Deckenbalken und des Fachwerkes im Turm zu erhalten. Mit der anschließenden Sanierung der Holzbauteile wurde konsequent auf deren mindestens dreiseitige Belüftung geachtet.
Die Sanierungen der Innen- und Außenputze wurden für den dritten Bauabschnitt geplant und realisiert. Es wurde eine Zeitraum von 6 Monaten zwischen der Fundamentsanierung im ersten Bauabschnitt und dem abnehmen der Putze vorgegeben. In diesem Zeitraum sollten ein Teil der im Mauerwerk vorhande-nen gelösten Salze in den alten Putz einwandern und dort direkt mit den Abbrucharbeiten abgenommen werden. Nach dem abschlagen des Putzes wurde dem Mauerwerk im Frühjahr eine weitere Möglichkeit zum Abtrocknen gegeben. Zur besseren Belüftung der Innenwandflächen wurden die Fenster ausgebaut. Für den neuen Außenputz wurde ein hydraulischer Kalkmörtel zur Anwendung gebracht, der in einem Arbeitsgang, vor Ausbildung der Sinterschicht, mit Kalkfarbe gestrichen wurde. Der Aufbau dieses Putzes gewährleistet eine geringe Wasseraufnahme und eine gute Wasserdampfdiffusion.
Die Innenwandflächen wurden im Sockel mit Bremer Muschelkalk, in den übrigen Wandflächen mit Kalkmörtel geputzt. Als abschließende Beschichtung erfolgte ein Anstrich mit Silikatfarbe.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Sanierungsarbeiten an der Kirche wurden einem großen Kreis von Denkmalpflegern, Mitarbeiten von Bauverwaltungen, Vertretern aus Handwerksbetrieben und interessierten Bürgern in einem Seminar am 25. August erläutert. Neben den Erläuterungen und Diskussionen zu den Sanierungsarbeiten wurde der Außenwandputz mit freskalem Anstrich in einer Demonstrationsarbeit am Westgiebel der Kirche fertig gestellt.
Fazit
Mit den Arbeiten an der Kirche Zemmin konnten zwei wichtige Nachweise erbracht werden. Zum einen konnte durch die Sanierungsarbeiten am Fundament bereits nach kurzer Zeit eine messbare Verbesserung der Feuchtigkeit im Mauerwerk und im Raumklima erreicht und zum zweiten konnte ein großer Teil der vorhandenen Holzbauteile erhalten werden.
Sanierungsarbeiten müssen so geplant und durchgeführt werden, dass immer die Ursache der Schäden beseitigt werden. Hilfskonstruktionen wie Dachrinnen, Dränagen und vertikale Sperrungen sollten an Kirchengebäuden nur in Ausnahmen Anwendung finden.
Fördersumme
45.000,00 €
Förderzeitraum
18.05.2004 - 18.05.2005
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Schlagwörter
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umwelttechnik